Süddeutsche Zeitung

Germering:Viel Luft nach oben

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Der Bau eines Hochhauses im Germeringer Gewerbegebiet Nord geht nicht recht voran. Ein Rundgang mit dem Architekten.

Von Karl-Wilhelm Götte , Germering

Das Tempo des Baufortschritts ist bescheiden. Doch was schon nach einer Bauruine ausgesehen hat, wird wohl fertig werden. Fast drei Jahre nach dem Baubeginn im April 2019 ist das Hochhaus mit angeschlossenem Kindergarten im Gewerbegebiet Germeringer Norden noch nicht über das Erdgeschoss hinausgekommen. "Wann es fertig sein wird, kann ich nicht sagen", sagt Klaus Maria Fiegel beim Rundgang. Auf ein konkretes Datum oder Jahr will er sich nicht festlegen. Das flache Gebäude der Kindertagesstätte, das sich im Osten ans Hochhaus anschließt, das bestätigt der Architekt, soll bis Ende dieses Jahres fertiggestellt werden und danach in Betrieb gehen.

Bauherr ist das Unternehmen Allnet Computersysteme

Immer wieder kam es zu Verzögerungen beim Bau des Gebäudes an der Emmy-Noether-Straße 1. Bauherr ist das Unternehmen Allnet Computersysteme mit Geschäftsführer Wolfgang Marcus Bauer. Schon länger im Rohbau fertig ist links das Parkdeck. Insgesamt entstehen dort und unter dem Gebäude 150 Autostellplätze. Auf gleicher Höhe ist beim Hochhaus der Eingang zum späteren Foyer betoniert und vorne die spätere Loggia nach Süden. Säulen auf der Erdgeschossplatte künden davon, dass es bald höher gehen wird. Zwölf Stockwerke sollen noch oben drauf kommen, so sieht es das Fotomodell vor, das am Zaun hängt. 47 Meter hoch wird das Büro-Hochhaus werden und damit das Wohnhochhaus an der Münchner Straße - etwa 800 Meter Luftlinie entfernt - erreichen. Höher zu bauen als das ehemalige WWK-Hochhaus wurde vom Stadtrat nicht genehmigt.

"Ein Hochhaus beginnt ab 22 Metern Höhe", erläutert Fiegel. "Danach fangen die Schmerzen des Bauherrn an." Die Sicherheitstechnik und vor allem der Brandschutz samt Fluchtwegen fordern ihren Tribut. Doch die Probleme des Baus begannen früher.

Im vorigen Sommer mussten sogar Wände wieder abgerissen und erneuert werden.

Probleme mit der Statik am Hochhaus führten zu Umplanung und einer kompletten Neuberechnung der Statik. So gab es kürzere Baupausen und im Jahre 2021 einen Stillstand von vier Monaten. Anschließend mussten im Sommer vergangenen Jahres sogar Wände - besonders an den Portalen - wieder abgerissen und erneuert werden. Besonders die belasteten und tragenden Wände mussten vollkommen neu entstehen. "Es wurde zu wenig Eisen verbaut", erklärt Fiegel und auch die Betongüte, also dessen Qualität, sei vom Prüfer moniert worden. Auch der Aufzugsschacht musste ertüchtigt werden. "Gut, dass so ein Bau von höchster Stelle überwacht wird", sagt der Architekt. So gibt es eine Kontrolle durch den Prüfstatiker und noch eine Qualitätsprüfung der TU München.

Seit September 2021 wird nun weitergebaut. Doch die Geschwindigkeit des Bauens ist als eher als verhalten einzuordnen. Es baut auch keine Bauunternehmen, sondern der Bauherr selbst. Firmenchef Bauer hat neben dem Kerngeschäft mit dem Verkauf von Netzwerkprodukten, Computer-Hardware und entsprechenden Dienstleistungen zusätzlich eine Bauabteilung gegründet, die Architekt Fiegel leitet. Er betreut auch noch andere Bauprojekte. Auf der Hochhaus-Baustelle sind zehn bis zwölf Mitarbeiter tätig. "Der 60 Meter hohe Kran und alle Baumaschinen gehören Allnet", erklärt Fiegel. Die Bauarbeiter, die von einem russischen Bauingenieur angeleitet werden, sind bei der Firma fest angestellt.

Die Bauarbeiter bekommen ein festes Monatsgehalt

"Sie bekommen ein festes Monatsgehalt, anstatt der bei Baufirmen vorherrschenden Stundenabrechnung", sagt Fiegel. In der Urlaubszeit fahre die Belegschaft in die jeweiligen Heimatländer, der Bau verwaise. So habe man kaum mit Fluktuation zu kämpfen. Der Vorteil des langsamen Bauens sei, dass mehr Sorgfalt möglich sei und die Qualitätskontrolle funktioniere. Fiegel ist überzeugt: "Es war die richtige Entscheidung, selbst zu bauen."

Einziehen in das Büro-Hochhaus sollen nach Fertigstellung erst einmal die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der IT-Firma Allnet, die bisher in der Germeringer Maistraße angesiedelt sind. Dort entsteht die neue Firmenzentrale. Das von Bauer vor etwa 30 Jahren gegründete Unternehmen hat mittlerweile Firmensitze in China und Taiwan. Auch in Ungarn, Österreich und Italien ist das Unternehmen tätig. Das Logistikzentrum in Allershausen ist zu klein geworden, deshalb wird in Wunsiedel in Oberfranken ein Neues errichtet. Im Hochhaus sollen auch Etagen fremdvermietet werden, so der ursprüngliche Plan. Ob der aufgeht, muss sich zeigen, weil seit Corona viele Unternehmen Büroarbeitsplätze abbauen und die ihre Mitarbeiter gerne ins für sie billigere Homeoffice schicken.

Zwei Kindergarten- und eine Krippengruppe sind geplant

Die Kita neben dem Turm ist nach dem Allnest in der Kleinfeldstraße schon die zweite der Firma Allnet. Auf dem 800 Quadratmeter großen Grundstück werden dort zwei Kindergarten- und eine Krippengruppe untergebracht. Besonders stolz ist Fiegel auf die geplanten Außen-Spielanlagen für die Kinder. "Hier hat unsere Landschaftsarchitektin Miriam Teske hervorragende Planungsarbeit geleistet", zeigt sich Fiegel begeistert. Teske sei zudem für alle Grünanlagen um das gesamte Gebäude herum verantwortlich.

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