Süddeutsche Zeitung

Fürstenfeldbruck:Stadtwerke auf Expansionskurs

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Mit der Breitbandversorgung von Fürstenfeldbruck will sich das Unternehmen ein neues Geschäftsfeld erschließen.

Gerhard Eisenkolb

Die Ambitionen der Stadtwerke Fürstenfeldbruck erstrecken sich nicht nur auf den Bau von Windkraftanlagen im Landkreis. Die der Kreisstadt gehörende GmbH will sich ein weiteres zusätzliches Geschäftsfeld in der Breitbandversorgung erschließen. So hat der Haupt- und Finanzausschuss des Stadtrates am Dienstagabend in nichtöffentlicher Sitzung über die Bestrebungen des Versorgers diskutiert, Glasfaserkabel für leistungsfähige Internetanschlüsse in der Kreisstadt zu verlegen und gegebenenfalls auch die Betriebsführerschaft und die Wartung zu übernehmen. Da für die Stadtwerke der Betrieb eines Breitbandnetzes Neuland ist, besteht für sie die Option, mit einem erfahrenen Unternehmen zu kooperieren. Nur Aufträge konnte der städtische Versorger noch nicht erhalten.

Der Gemeinde Türkenfeld hatten die Stadtwerke im Sommer bereits ein Angebot für die Breitbandversorgung angeboten, sie waren aber nicht zu Zug gekommen. Nun verfolgt der städtische Stromversorger laut SZ-Informationen das Ziel, im Industriegebiet Hasenheide erstmals Glasfaserkabel, wie sie für das schnelle Internet benötigt werden, zu verlegen und zu betreiben. Die Ambitionen sollen aber noch weiter gehen. Nach SZ-Informationen sollen die Stadtwerke sogar daran interessiert sein, in größeren Bereichen der Kreisstadt den Ausbau des Breitbandnetzes in die Hand zu nehmen und damit in Konkurrenz zur Telekom zu treten.

Wie aus der Sitzung verlautete, will man auf diese Weise auch verhindern, dass die Telekom irgendwann einmal als Stromanbieter im Versorgungsgebiet der Stadtwerke Fuß fassen kann.

In der Hasenheide würden die Stadtwerke im Auftrag der Industha tätig werden, also der Vermarktungsgesellschaft der Stadt und der Sparkasse für die dort ausgewiesenen Gewerbegrundstücke. Wie Industha-Geschäftsführer Jürgen Koller im öffentlichen Teil der Sitzung des Hauptausschusses erläuterte, befinde er sich in einer Zwickmühle. Angeboten und verkauft werden die Grundstücke von seiner Firma nämlich mit einem leistungsfähigen Breitbandanschluss. Der Verkauf der Grundstücke im neuen Gewerbegebiet läuft gut, nur fehlt die den Käufern zugesicherte Infrastruktur für das schnelle Internet noch. Die hierfür erforderlichen Glasfaserkabel müssen laut Koller bis zum 31. Dezember verlegt sein. Finde sich keinen Anbieter, habe die Vermarktungsgesellschaft ein Problem. Zudem darf die Grundstücksentwicklungsgesellschaft keinen Vertrag mit einem Breitbandversorger abschließen. Das muss die Stadtverwaltung tun. Die Kosten wurden bereits im Kaufpreis berücksichtigt. Wegen der mangelnden Rentabilität rechnet Koller nicht mit einer Vielzahl von Angeboten von Breitbandversorgern. Er sagte, vielleicht komme auch nur eines. Das hätten die Vorgespräche der Industha ergeben.

Die Kosten des rund sechs Kilometer langen Glasfaserkabels für die Hasenheide einschließlich des neuen Gewerbegebiets Am Kugelfang bezifferte der Geschäftsführer mit rund 240 000 Euro. Unter bestimmten Voraussetzungen sei mit Zuschüssen des Freistaates in Höhe von 100 000 Euro zu rechnen.

Klaus Wollenberg (FDP) sprach sich gegen eine Insellösung für die Hasenheide aus. Er forderte ein Konzept für das ganze Stadtgebiet. Zudem sei es in einer "Kleinstadt" wie Bruck nicht sinnvoll, mit mehreren Providern zusammenzuarbeiten. Karin Geißler (Grüne) bemängelte, dass es den Stadträten an technischer Beratung fehle.

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Quelle:
SZ vom 07.10.2011
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