Süddeutsche Zeitung

Fürstenfeldbruck:Schon 994 Influenza-Kranke

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Die echte Grippe ist in diesem Jahr stärker verbreitet als sonst. Das Fürstenfeldbrucker Gesundheitsamt vermutet, dass das indirekt mit dem Coronavirus zusammenhängen könnte

Von Ariane Lindenbach, Fürstenfeldbruck

Während die Welt gebannt die Ausbreitung des neuartigen Coronavirus im Blick hat, geht ein wenig unter, dass sich in dieser Saison die echte Grippe stärker als sonst ausbreitet. Dabei sterben an der Influenza jedes Jahr weitaus mehr Menschen als bislang an der auf Covid-19 getauften neuartigen Lungenerkrankung, die es von ihrem Ursprungsort China schon einmal in den Landkreis Fürstenfeldbruck und neuerdings über Italien auch nach Baden-Württemberg geschafft hat. Im Brucker Gesundheitsamt beobachtet man die Ausbreitung der Grippeviren sehr aufmerksam. Und relativiert die Zahlen ein bisschen, oder findet zumindest eine plausible Erklärung für den Anstieg.

Zu Beginn der Faschingswoche waren im Landkreis 994 Grippekranke gemeldet. "Das ist richtig viel", erklärt Melanie Schmitt. Die Referatsleiterin des Gesundheitsamtes nennt zum Vergleich die Zahlen vom Vorjahreszeitraum. Da waren es in der neunten Kalenderwoche zwischen 630 und 640 Patienten, fast ein Drittel weniger also. Und selbst 2017, "in dieser größeren Welle", so die Medizinerin, waren im gleichen Zeitraum nur 780 Influenzakranke im Landkreis gemeldet worden. Damals waren in Deutschland laut Robert Koch-Institut (RKI), der Bundesoberbehörde für Infektionskrankheiten und nicht übertragbare Krankheiten, 25 100 Menschen gestorben. Seit Oktober bis zur siebten Kalenderwoche in diesem Jahr wurden 130 grippebedingte Todesfälle aus ganz Deutschland an das RKI gemeldet.

Gesundheitsamtsleiterin Schmitt will keine Hysterie verbreiten. "Es kann natürlich auch sein, dass in dieser Saison mehr getestet wird", liefert sie eine Erklärung für die deutlich höhere Zahl an Influenza-Erkrankungen. "Auch wir haben bei den Abstrichen zum Coronavirus öfter Influenza mitgetestet." Wie die Medizinerin berichtet, fielen diese Tests immerhin in zwei Fällen positiv aus. Und so könnte es deutschlandweit in vielen Fällen sein, dass Mediziner aufgrund der Sorge vor einer Ausbreitung des Coronavirus Personen mit auffälligen Symptomen häufiger auf die echte Grippe testen als in einer Grippesaison ohne Angst vor einer Pandemie.

Doch wer nun hustet und niest, muss sich nicht automatisch einen Influenzavirus eingefangen haben. Wie das Robert-Koch-Institut auf seiner Internetseite schreibt, "ist es oft nicht möglich, Influenza und Erkältung anhand der Symptome zu unterscheiden". In solchen Fällen ist ein Test unerlässlich. Dennoch gibt es Kriterien, die eine Abgrenzung zwischen einem in der Regel harmlos und deutlich kürzer verlaufenden grippalen Infekt und einer echten Grippe ermöglichen. Ein typisches Grippesymptom ist der schlagartige Beginn der Krankheit mit Muskel- und/oder Kopfschmerzen und Fieber; oft dauern die starken Beschwerden über mehrere Tage, manchmal auch Wochen an. Eine Erkältung oder ein grippaler Infekt hingegen braucht meistens ein paar Tage, bis alle Symptome ausgebrochen sind. Und er ist in der Regel schneller auskuriert.

Wer sich nicht sicher ist, ob er nur einen starken Schnupfen oder eine echte Grippe in abgeschwächter Form hat - auch das ist möglich - sollte auf jeden Fall einen Test bei einem Arzt machen lassen. Um von vornherein eine Ansteckung mit den Grippeviren zu vermeiden, rät Gesundheitsamtsleiterin Schmitt zu den üblichen Präventionsmaßnahmen: Häufiges, gründliches Händewaschen, Husten und Niesen in die Ellbogen, engen Kontakt zu anderen sowie das Fassen mit den Händen ins Gesicht vermeiden. Diese Verhaltensregeln reduzieren nicht nur das Risiko einer Ansteckung mit Influenzaviren, sondern auch mit dem Coronavirus sowie mit den ganz alltäglichen Rhinoviren, den Auslösern für einen grippalen Infekt.

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SZ vom 27.02.2020
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