Süddeutsche Zeitung

Feiernde Jugendliche:Ein Streetworker für Olching

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Sozialausschuss stimmt für "aufsuchende Jugendarbeit"

Von Katharina Knaut, Olching

Kaum hat der Gong die letzte Stunde beendet, zieht es einige Schüler in den Park. Oft sitzen sie dort bei Wodka und Bier zusammen, teilweise bis spät in die Nacht. Das berichtet eine Stadträtin. Dem wollen die Mitglieder des Bildungs- und Sozialausschusses nun entgegenwirken und stimmten in der jüngsten Sitzung für einen entsprechenden Antrag der Grünen. Die Partei plädiert darin für die Einführung der sogenannten "aufsuchenden Jugendarbeit".

Ein Sozialpädagoge baut dabei vor Ort eine Beziehung zu den jungen Menschen auf, unterstützt sie bei Problemen und bietet ihnen Alternativen an. "Er redet mit den Jugendlichen wie mit den Anwohnern und versucht, zusammen eine Lösung zu finden", erklärte Ingrid Jaschke, Fraktionsvorsitzende der Grünen.

Eine Illusion, kritisierte Tomas Bauer, Fraktionsvorsitzender der CSU. "Herumhängende Jugendliche" habe es immer gegeben. In einer Stadt mit 28000 Einwohnern werde sich das nicht ändern. Auch die Stadtverwaltung hält die Einstellung eines Sozialpädagogen für überflüssig. Von Brennpunkten wie dem Hasenbergl oder Neuperlach in München sei man in Olching weit entfernt.

Gerlinde Zachmann von den Freien Wählern sieht dennoch Handlungsbedarf: Vor allem im Schwaigfeldpark "Grünanger" fällt ihr als Anwohnerin regelmäßig eine Gruppe junger Leute auf, die nach der Schule im Park zusammenkomme: "Die Jugendlichen bleiben oft bis um zehn Uhr abends im Grünanger und lassen die Wodkaflasche kreisen." Am Morgen sieht sie die Schüler teilweise mit der Bierdose in der Hand. "Was soll aus diesen Kindern werden?"

Der Grünanger ist als Treffpunkt für feiernde Jugendliche bekannt: Im November 2018 beschloss der Hauptausschuss eine Satzung, die unter anderem Alkohol zwischen 22 Uhr nachts und acht Uhr morgens verbietet. Auch laute Musik ist untersagt. 2012 engagierte die Stadt zudem einen Sicherheitsdienst, der nachts regelmäßig im Schwaigfeld kontrolliert. Seit 2018 ist er noch öfter im Einsatz, das Budget wurde von 8000 Euro auf 30 000 Euro erhöht. Die zusätzlichen Rundgänge zeigten Wirkung, sagt Zachmann. Das Sicherheitspersonal vertreibe die Jugendlichen. Das Problem verlagere sich dadurch aber nur. "Die stehen dann vor dem Edeka oder ziehen auf den Spielplatz." Der Sicherheitsdienst sei keine Lösung, betonte auch Jaschke: "Es geht darum, alternative Plätze zu finden, an denen die Jugendlichen sein wollen."

Dritter Bürgermeister Fritz Botzenhardt schlug einen runden Tisch vor, bei dem Vertreter der Stadt unter anderem mit Polizei und Mitarbeiter des Jugendzentrums über das weitere Vorgehen beraten könnten. Das begrüßte Andreas Hörl von der CSU, der selbst als Polizist arbeitet. Er zeigte sich von der Notwendigkeit "aufsuchender Jugendarbeit" nicht grundsätzlich überzeugt, lehnte ein mögliches Konzept aber auch nicht grundsätzlich ab. Nötig seien jedoch mehr Informationen: "Es ist wichtig, alle Meinungen zu hören und dann eine Entscheidung zu treffen." Hörl warnte aber auch vor zu hohen Erwartungen: Der Sozialpädagoge suche das Vertrauen der Jugendlichen und werde sie nicht verscheuchen. "Eine direkte Wirkung in kurzer Zeit wird es nicht geben."

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Quelle:
SZ vom 31.05.2019
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