Süddeutsche Zeitung

Ein Ort soll grüner werden:Hainbuche und Spitzahorn

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Maisachs Gemeinderat sucht nach der richtigen Bepflanzung

Von Ariane Lindenbach, Maisach

Viel Grün macht eine Kommune nicht nur viel attraktiver. Den rapide schwindenden Insektenpopulationen können viele Pflanzen zwischen den Gebilden aus Beton und Asphalt nebenbei neue Lebensräume bieten. Beide Faktoren spielen bei den Bestrebungen der Gemeinde Maisach eine Rolle, mit verschiedenen Maßnahmen das Stadtbild aufzuhübschen und zudem einen Beitrag für den Umweltschutz zu leisten. Allerdings können die Pflanzen nicht einfach so überall willkürlich hingesetzt werden, wie sich unlängst in einer Sitzung des Gemeinderats zeigte.

Ausgerechnet angrenzend an das Flora-Fauna-Habitat (FFH) auf dem ehemaligen Militärflughafen ist es nach Einschätzung der Höheren Naturschutzbehörde der Regierung von Oberbayern kontraproduktiv, Alleebäume zu pflanzen. Die waren Bürgermeister Hans Seidl (CSU) entlang der Alten Brucker Straße sowie an der Carl-von-Linde-Straße vorgeschwebt, verbunden mit einem Rückbau der Straßen zum Geh- und Radweg. Mitarbeiter der Bauverwaltung hatten auf eine entsprechende Anfrage nun von der Regierung von Oberbayern eine negative Antwort erhalten. Alleebäume direkt neben dem streng geschützten FFH-Gebiet könnten nach Einschätzung der Behörde die schützenswerte Flora und Fauna bedrohen. Hohe Bäume etwa könnten Raubvögeln als Ansitz dienen, um die geschützten Bodenbrüter Rebhuhn, Wachtel und Feldlerche zu jagen. Auch die Magere Flachland-Mähwiese sieht man bedroht. Abschließend warnt die Höhere Naturschutzbehörde davor, dass die geplanten Anpflanzungen die im Bebauungsplan Fliegerhorst vorgesehenen naturschutzrechtlichen Ausgleichsmaßnahmen konterkarieren und somit den gesamten Bebauungsplan hinfällig machen könnten.

So schnell wollte der Rathauschef seine Vision von pflanzenumsäumten Wegen nicht verwerfen. Die Rathausmitarbeiter sollten ein zweites Mal bei der Behörde anfragen, diesmal, ob statt der 10 bis 15 Meter hohen Ahornbäume alle 20 Meter blühende Sträucher für Insekten möglich seien. "Ich täte es einfach so lassen", entgegnete Stefan Pfannes (CSU). Seiner Argumentation, die Rathausmitarbeiter hätten genug Arbeit und es sei sinnvoller, diese Fragen zu stellen, "wenn die Entwicklung abgeschlossen ist", folgten offenbar einige Gemeinderäte. Denn für den Antrag des Rathauschefs votierte nur eine knappe Mehrheit von 12:10.

Deutlich unkomplizierter gestaltete sich indes die Begrünung der Ganghoferstraße im Ortsteil Gernlinden. Diese soll noch in diesem Herbst verschönert werden. Wie der Gemeinderat einstimmig beschloss, werden entlang der Straße für rund 25 000 Euro Sträucher und Bäume gepflanzt. Die Bauverwaltung hat zu vier bis fünf Meter hohen Säulen-Hainbuchen geraten mit Ästen, die bereits kurz über dem Boden aus dem Stamm sprießen. Derartige Straßenbäume würden "die Sichtschutzwirkung schon im unteren Bereich" entfalten. Die Bäume sollen vor allem dazu dienen, die wenig ansehnlichen Gewerbehallen zu kaschieren. Nur im Bereich der Bushaltestellen sollen Spitz-Ahorne gepflanzt werden. Sie haben einen sogenannten Hochstamm, der im unteren Bereich keine Äste trägt.

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Quelle:
SZ vom 13.11.2018
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