Süddeutsche Zeitung

Fürstenfeldbruck:Digitale Bildung fürs Klassenzimmer

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Fast alle Städte und Gemeinden im Landkreis wollen über einen neu gegründeten Verein die IT an den Schulen voranbringen - und dabei zügig vorankommen.

Von Heike A. Batzer, Fürstenfeldbruck

Dass Deutschland bei der Digitalisierung schlecht vorbereitet ist, hat spätestens die Corona-Pandemie deutlich gemacht. Plötzlicher Digitalunterricht stellte Schüler, Lehrer und Eltern vor größte Probleme. In Zukunft soll der neu gegründete Verein "Digitale Schule FFB" die Digitalisierung der Schulen im Landkreis Fürstenfeldbruck beschleunigen und die Kommunen bei ihrer damit verbundenen Arbeit unterstützen. Dabei geht es unter anderem darum, dass nicht jede Stadt und Gemeinde ihr eigenes Ding machen muss, sondern dass Synergien bei der Digitalisierung genutzt werden können. Der neue Verein, den die Politiker im Landkreis auch digitales Kompetenzzentrum nennen, übernimmt die Koordination.

Die Einsicht, dass es nicht reicht, wenn Bund und Freistaat Bayern die Kommunen finanziell bei der IT-Ausstattung der Schulen unterstützen, sondern dass Fragen der Digitalisierung weit darüber hinaus gehen, hat sich in den meisten Kommunen durchgesetzt, die sich nun mit der Frage befassen mussten, ob sie dafür eine Art Dienstleister bezahlen wollen. Die meisten wollen das tun. Beigetreten sind dem als Verein organisierten neuen Kompetenzzentrum neben dem Landkreis selbst fast alle kreisangehörigen Kommunen - außer Gröbenzell, Olching und Fürstenfeldbruck. Die Große Kreisstadt beispielsweise wähnt sich selbst gut genug aufgestellt und möchte für die 2000 Grund- und Mittelschülerinnen und -schüler, für die sie zuständig ist, nicht jene 36 000 Euro investieren (18 Euro pro Schüler), die sie als Jahresbeitrag an den neuen Verein abführen müsste.

Vor allem die kleinen Kommunen sind es, die sich schwer tun, die richtigen Entscheidungen in Sachen Digitalisierung zu treffen. Sie haben in ihren Verwaltungen weniger Expertise als die großen Städte. Die Entscheidung darüber, ob die Kommunen dem Kompetenzzentrum beitreten wollen, fiel in den vergangenen Monaten in den Stadt- und Gemeinderäten. Zu Vorständen des Vereins "Digitale Schule FFB" wurden jüngst bei der Gründungsversammlung die Bürgermeister von Emmering und Eichenau, Stefan Floerecke (CSU) und Peter Münster (FDP), gewählt.

Jetzt, da der Verein als organisatorischer Rahmen steht, kann das derzeit dreiköpfige Team - eine vierte Stelle für einen Techniker ist ausgeschrieben - mit konkreten Maßnahmen beginnen. Der neue Verein soll die Kommunen, die die IT-Ausstattung der Schulen finanzieren müssen, zuvorderst bei Anschaffung und Betrieb der Informationstechnik unterstützen. Es geht um die passende Infrastruktur wie Internet, Netzwerk, Wlan, um die richtige Hardware für Schüler und Lehrer und um die richtige Software - für Verwaltung, Wissensvermittlung, Nutzung. Den meisten Schulen und den Sachaufwandsträgern sei das zuvor nicht klar gewesen, hatte Thomas Geiger im Vorjahr in einem SZ-Interview gesagt. Geiger und Guido Grotz, zwei Softwareunternehmer und Väter, hatten im Vorjahr den Anstoß dazu gegeben, die Digitalisierung an den Landkreisschulen voranzubringen.

Nach der Homeschooling-Zeit ist die Nutzung digitaler Medien mancherorts schon wieder zurückgegangen

Erste Aufgabe der "Digitalen Schule FFB" wird sein, die Kommunen beim Umgang mit den laufenden Förderprogrammen zu unterstützen. Das neue Team werde deshalb auch "jede Schule vor Ort besuchen und gemeinsam mit den Betroffenen die Ist-Situation ermitteln", kündigen Geiger und Grotz an. Denn auch das gehört zur Wahrheit: Nach der pandemiebedingten Homeschooling-Zeit, in der die meisten Schulen ins kalte Wasser geworfen wurden, ist die Nutzung mancherorts Geiger und Grotz zufolge schon wieder zurückgegangen. Dabei sollen digitale Medien im Unterricht in naher Zukunft flächendeckend eingesetzt werden - das ist zumindest das Ziel.

Im Landkreis werden insgesamt 27 800 Schüler von 1800 Lehrerinnen und Lehrern an 42 Grund- und Mittelschulen sowie 18 weiterführenden Schulen unterrichtet. "In immer mehr Berufen spielt die Digitalisierung eine wichtige Rolle. Deshalb ist es wichtig, dass wir bereits in jungen Jahren in der Schule einen guten Grundstein legen und digitale Bildung ermöglichen", sagte Landrat Thomas Karmasin (CSU) bei der Gründungsversammlung. Insbesondere die kleineren Kommunen würden hiervon profitieren. Der Anstoß für das Kompetenzzentrum kam indes nicht von der Politik, sondern eben von den beiden IT-Fachleuten Grotz und Geiger, die in den vergangenen Jahren als Väter die Defizite in der Digitalisierung der Schulen mitansehen mussten. Als Beobachter und Berater werden sie dem Verein ehrenamtlich verbunden bleiben, eine offizielle Rolle haben sie nicht: "Mit der Gründung und Übergabe ist unsere Aufgabe grundsätzlich erledigt."

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