Süddeutsche Zeitung

Coronavirus:Die Isolation ist aufgehoben

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Alle 19 Kontaktpersonen im Landkreis, die wegen des Verdachts einer Infektion mit dem Coronavirus zu Hause bleiben mussten, dürfen sich wieder frei bewegen. Für das Gesundheitsamt ist die Arbeit aber noch nicht zu Ende

Von Ariane Lindenbach, Fürstenfeldbruck

Die Situation in Sachen Coronavirus scheint sich im Landkreis allmählich zu entspannen. Wie das Gesundheitsamt mitteilt, konnte inzwischen bei sämtlichen 19 Kontaktpersonen, die ihr Zuhause nicht verlassen durften, Entwarnung gegeben werden. Ihre Testergebnisse waren negativ, sie dürfen sich wieder frei bewegen. Am späten Mittwochnachmittag wurde auch das letzte Ergebnis bekannt. Auch im Gesundheitsamt Fürstenfeldbruck selbst ist die Lage nicht mehr ganz so angespannt. "Wir sind nicht mehr im extremen Krisenmodus, aber in Bereitschaft. Auch über Nacht hat einer von uns immer ein Krisenhandy dabei", erklärt der Leiter der Behörde, Lorenz Weigl.

"Seit 28. Januar", antwortet der Amtschef, ohne zu überlegen, sei man in seinem Haus mit dem inzwischen "Covid-19" genannten neuartigen Virus befasst. Ende Januar wurde der erste Mensch in Deutschland ausgemacht, der sich mit dem neuartigen Virus angesteckt hatte. Es war ein Mitarbeiter von Webasto, einem Autozulieferer, der im Nachbarlandkreis Starnberg seinen Hauptsitz hat.

Für Weigl und seine Mitarbeiter - fünf Ärztinnen in Teilzeit sowie etwa genauso viele Kräfte aus der Verwaltung - hieß es mit einem Mal, Detektivarbeit zu leisten. Denn die Gesundheitsämter mussten von da an herausfinden, welche Personen Kontakt zu dem Infizierten hatten, wie intensiv dieser Kontakt war, gegebenenfalls einen 14-tägigen Aufenthalt zu Hause verordnen, diesen telefonisch zusammen mit der Körpertemperatur regelmäßig überprüfen, Abstriche nehmen und untersuchen lassen, mehrmals täglich Lagebesprechungen abhalten sowie sich mit den anderen Behörden, etwa dem Landesamt für Gesundheit und Lebensmittel LGL, austauschen. Jedes Gesundheitsamt ist zuständig für die in seinem Landkreis lebenden Personen.

Da der Wohnort nicht von Anfang an bei allen eindeutig geklärt ist, kommt es immer wieder zu Nachmeldungen bei den zuständigen Gesundheitsämtern, erläutert Weigl. Weitere Nachmeldungen ergeben sich auch deshalb immer wieder, weil in den vergangenen zwei Wochen immer mehr Personen aufgetaucht sind, die mit dem Covid-19 infiziert sind. Die wiederum hatten zu anderen Personen Kontakt, und müssen ihrerseits überprüft werden.

Zum jetzigen Zeitpunkt gibt es in Deutschland 16 Coronafälle, 14 davon in Bayern. Alle sind in Kliniken isoliert. Alle Infizierten in Bayern stehen in Zusammenhang mit Webasto: Sie oder ihre Angehörigen arbeiten dort oder hatten Kontakt zu einem Mitarbeiter. Entsprechend beschäftigt sind auch die Kräfte im Brucker Gesundheitsamt, da viele Kontakte von Webasto-Mitarbeitern in den Landkreis reichen. Aus dem Kreis Fürstenfeldbruck sind drei Personen infiziert. Sie sind im Schwabinger Krankenhaus isoliert und zeigten, wenn überhaupt, leichte grippeähnliche Symptome. Der jüngste Fall wurde Freitagabend bekannt: die Frau eines Infizierten. Das Risiko einer Übertragung auf weitere Personen schätzt Weigl gering ein: "Sie war zu Hause isoliert und hat keine neuen Kontakte gehabt."

Über die 19 Kontaktpersonen, die im Landkreis in ihrem Zuhause isoliert waren weil sie engen Kontakt zu anderen Infizierten hatten, kann Weigl Positives berichten. Bei allen war der zweite Abstrich negativ, eine Infektion somit ausgeschlossen. "Die freuen sich alle, dass sie sich wieder frei bewegen dürfen", berichtet der Gesundheitsamtschef. Alle 19 Personen hatten für zwei Wochen das Haus hüten müssen. Völlige Entwarnung gibt es aber noch nicht: Gesundheitsamtsleiter Weigl hält weitere Nachmeldungen für möglich, bedingt durch die zwei jüngsten Fälle Anfang dieser Woche.

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SZ vom 13.02.2020
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