Süddeutsche Zeitung

Lesenswertes:Kandidaten für ein preiswürdiges Buch

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Nicola Bräunling fragt sich in ihrer Kolumne, was eine gute Lektüre ausmacht. Und verrät, welcher Titel ihr Favorit für den Puchheimer Leserpreis ist.

Kolumne von Nicola Bräunling

Was ist ein "gutes" Buch? Ich tue mir schwer, dies zu beurteilen und schon gar nicht erhebe ich Anspruch darauf, es kompetent bewerten zu können. Ich bin keine Kritikerin und keine Buchwissenschaftlerin. Jede Leserin, jeder Leser muss und soll für sich selber entscheiden, was sie und er lesen möchte. Mit dieser Meinung fahre ich als Buchhändlerin ziemlich gut. Ich kann Hilfestellung geben und objektiv beraten, ich kann meine eigenen Leseerfahrungen weitergeben und ich kann Themen raussuchen, die spannend sein könnten. Die letzte Entscheidung, was wem Spaß macht, treffen die Leserinnen und Leser selber.

Als ich aber nun gebeten wurde, für einen so großartigen Preis wie unseren Leserpreis Puchheim ein Buch zu begleiten, musste ich auf einmal raus aus meiner Komfortzone und doch ein wenig genauer überlegen, warum ich ein Buch favorisiere. Es gibt nämlich sehr viele "gute" Bücher. Es gibt Bücher zu spannenden Themen; es gibt Bücher, die einen emotional berühren; es gibt Bücher von sehr sympathischen und authentischen Autorinnen und Autoren; es gibt Bücher, die genau die richtige Mischung aus Ernst und Humor haben; es gibt Bücher, die in einer besonders schönen und korrekten Sprache geschrieben sind. Es gibt Bücher, die einem wichtige neue Erkenntnisse bringen, die gesellschaftlich und politisch wichtig sind. Es gibt Bücher, von denen man sich wünscht, dass sie von jedem lesenden und nichtlesenden Menschen verschlungen werden. Wenn alles zusammenkommt - Thema, Stil, Sprache, Emotionen - dann handelt es sich um ein preiswürdiges Buch. Diese Perlen zu finden, ist uns mit den Shortlist-Titeln zum Glück gut gelungen und wir freuen uns auf die Entscheidung der Puchheimer Leserschaft.

Annika Domainko greift in "Ungefähre Tage" das brisante Thema von Abhängigkeiten in psychiatrischen Einrichtungen auf. In "In den Wäldern der Biber" zeichnet Franziska Fischer das Bild einer Familiengeschichte über Generationen hinweg. Fatma Aydemir lässt in "Dschinns" eine türkische Einwandererfamilie erzählen. Und in "Auf der Straße heißen wir anders" von Laura Cwiertnia - meiner persönlichen Favoritin - begibt sich die Protagonistin auf die Suche nach ihren Wurzeln in Armenien. Wir, die Mentorinnen und Mentoren, freuen uns auf den 8. November, wenn der Preis im Rahmen einer großen Feier und in Anwesenheit aller vier Autorinnen vergeben wird. Bis dahin bleibt es spannend.

Nicola Bräunling ist Inhaberin der Buchhandlung Bräunling in Puchheim. Regelmäßig stellt sie im Wechsel mit Katrin Schmidt und Helen Hoff von der Buchhandlung Lesezeichen in Germering ihr aktuelles Lieblingsbuch vor.

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