Süddeutsche Zeitung

Bluttat in Gröbenzell:In der Küche erstochen

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Ein Schüler hat den Lebensgefährten seiner Mutter mit einem Messer getötet. Die Motive des 18-jährigen Täters sind noch unklar.

Stefan Salger

Ein 18-Jähriger hat am Sonntagabend in Gröbenzell den Lebensgefährten seiner Mutter erstochen. Wie die Polizei am Montag mitteilte, hatte der junge Mann gemeinsam mit der Mutter sowie dem 48-Jährigen in der Küche des Elternhauses gesessen. Den Ermittlern zufolge stach der 18-Jährige völlig unvermittelt zu.

Einen Tag nach der tödlichen Messerattacke des jungen Mannes herrscht in dem Ort noch Ratlosigkeit und tiefe Fassungslosigkeit. Warum der Schüler um kurz vor 22 Uhr mit einem großen Messer auf den 48 Jahre alten Industriekaufmann losging, darüber herrscht weiterhin Rätselraten. Vor allem deshalb, weil es offenbar in dem Einfamilienhaus an der Augsburger Straße an diesem Abend keinen Streit zwischen dem Schüler und dem seit etwa einem Jahr hier wohnenden kaufmännischen Angestellten gegeben hat. Nach ersten Ermittlungen der Kriminalpolizei stach der 18-Jährige ohne jegliche Vorwarnung und ohne erkennbaren Anlass mit einem Küchenmesser auf den Freund der Mutter ein. Mit schweren Verletzungen am Hals brach der Mann zusammen und verlor das Bewusstsein. Gemeinsam mit dem sofort alarmierten Notarzt versuchte die Mutter vergeblich, ihn zu reanimieren.

Der junge Mann ließ sich ohne Widerstand festnehmen und wurde am Montag noch bei der Kriminalpolizei in Fürstenfeldbruck vernommen. Seine Aussagen gaben aber keinen Aufschluss über das Motiv. "Sehr widersprüchlich und eher verwirrend" seien diese gewesen, so ein Sprecher des zuständigen Polizeipräsidiums Oberbayern Nord. Ein Bluttest ergab, dass Alkohol oder Drogen wohl nicht im Spiel gewesen sind. Um zunächst die Schuldfähigkeit festzustellen, wurde der 18-Jährige am Montag nicht, wie dies in solchen Fällen üblich ist, dem Haftrichter vorgeführt, sondern statt dessen dem zuständigen Landgerichtsarzt.

Ebenso wie seine beiden Brüder, die sich zur Tatzeit nicht in dem Haus aufhielten, war der 18-Jährige bis vor zwei Jahren in einem örtlichen Sportverein aktiv und durchaus erfolgreich. Sein ehemaliger Trainer beschreibt den Jugendlichen, der in seiner Freizeit gerne Techno hört, als "sehr ruhig, umgänglich und ganz und gar nicht aggressiv". In den zwei Jahren, seit er ihn aus den Augen verloren hat, könne sich das in diesem Alter allerdings auch geändert haben, räumte der Jugendtrainer ein.

Eine Bekannte aus Gröbenzell, die die familiäre Situation kennt, äußerte großes Mitgefühl für die Kinder. Immer wieder hätten sich diese an wechselnde Partner ihrer Mutter gewöhnen müssen und seien häufig auf sich alleine gestellt gewesen. Mit dem 48-Jährigen habe es in den zurückliegenden Monaten wiederholt heftigen Streit gegeben. "Es ist schlimm, so etwas sagen zu müssen", so die Bekannte, "aber ich habe das jetzt fast kommensehen."

Bis zum Montagnachmittag hielten sich Kriminalbeamte und Experten der Spurensicherung in dem Haus an der Augsburger Straße auf.

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Quelle:
SZ vom 11.01.2011
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