Süddeutsche Zeitung

Benefizlauf:Fünf Kilometer in der Lederhose

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Beim Benefizlauf der Bürgerstiftung in Bruck spielt die Zeit eine untergeordnete Rolle

Von Stefan Salger, Fürstenfeldbruck

Mit Funktionskleidung und Profischuhen kann's ja jeder. Aber mit Ledersandalen und Lederhose? Das immerhin ist außergewöhnlich. Ans Ziel kommt Andreas Rothenberger aber natürlich trotzdem. Beim fünften Benefizlauf der Bürgerstiftung für den Landkreis Fürstenfeldbruck hat sich der BBV-Stadtrat für eine machbare Aufgabe entschieden: Fünf Kilometer walken, der Weg ist das Ziel. Mit vier Knieoperationen auf der Habenseite sollten Basketballer eben auch mal kleinere Brötchen backen. Zum Kreis der 206 Starter, die sich am Sonntagvormittag vom Sportplatz des Viscardi-Gymnasiums aus auf den Weg durch den Rothschwaiger Forst machen, zählen auch die Schirmherren Kathrin Sonnenholzner, stellvertretende Vorsitzende des Landesgesundheitsrats, und Landrat Thomas Karmasin. Dessen Laufhose, mit der er die fünf Kilometer Walken in Angriff nimmt, sieht eher aus wie eine Arbeitshose. "Die hat aber den Vorteil, dass man in den Taschen Handy und Haferriegel unterbringt", verrät der Politiker, bevor er das weiß-rote Startband mit bloßen Händen durchtrennt und damit den Weg frei macht für den Pulk der Walker. Karmasin ist vorne mit dabei, denn am frühen Nachmittag hat er den nächsten Termin beim Sozialdienst in Olching. Dann muss er wieder raus sein aus den Laufklamotten. Auf die Zeitnahme muss er beim Startprozedere nicht achten, denn die gibt es gar nicht. Jeder läuft für sich und in seinem Tempo. Wer gegen die Uhr laufen will, muss die Uhr selbst mitbringen und in Gang setzen. Prämiert werden lediglich die Teams, die die meisten Kilometer sammeln. Zwei Läufer spulen sogar die Zehn-Kilometer-Runde zweimal ab.

Mit Abstand die meisten Kilometer hinter sich hat da bereits Jean-Sebastien Rouchét. Der Stadtrat ist aus der Brucker Partnerstadt Livry Gargan gekommen. Haferriegel als Doping braucht er nicht. Rothenberger verrät augenzwinkernd, dass hier ein dunkles Weißbier weit bessere Dienste verrichte - das gibt's dann aber eher als Belohnung nach der sportlichen Leistung. Über zehn Kilometer tritt Rouchét an. Auf Rekordjagd ist er nicht, aber in die Nähe seiner Bestzeit von 52 Minuten würde er natürlich gerne kommen. Heute, bei seiner zweiten Teilnahme an einem Benefizlauf der Bürgerstiftung, "werden es aber wahrscheinlich eher zwei Stunden und damit nicht der zwölfte Platz wie beim letzten Mal", sagt er lachend. Auf Brucker Feld und Flur könnte er immerhin die Gelegenheit nutzten, über sein großes Projekt zu sinnieren: im kommenden Jahr einen Maibaum aufstellen in Livry Gargan. Der Bürgermeister in der französischen Kleinstadt im Département Seine-Saint-Denis in der Region Île-de-France will davon nichts wissen. Wahrscheinlich müsste Rouchét neuen Weltrekord laufen, um den Rathauschef doch noch umzustimmen. Entsprechend jedenfalls legt er los.

Fast 30 Helfer der Bürgerstiftung für den Landkreis haben alles vorbereitet, die Strecke markiert und zwei Verpflegungsstationen aufgebaut. Ein Begleitprogramm vor und nach den Läufen unter Leitung von Dieter Pleil soll gewährleisten, dass sich niemand zerrt und sich auch der Muskelkater am folgenden Tag in Grenzen hält. Und so zieht Bürgerstiftungssprecherin Katrin Rizzi am frühen Abend denn auch eine durchweg positive Bilanz - auch aus finanzieller Sicht. Denn statt einer Teilnahmegebühr haben die Läufer Geld in ein Sparschwein geworfen. Dazu kommen ansehnliche Beträge von 41 Sponsoren und der Erlös des Kuchenverkaufs. Und so fließt letztlich die Rekordsumme von 13 500 Euro an Projekte der gemeinnützigen Stiftung. Ganz oben aufs Treppchen gelangt das Team der Volkshochschule (465 Kilometer), gefolgt vom Team "Hardy's" (270 Kilometer) sowie dem Team der Sportschule Puch (115 Kilometer). Insgesamt legen die Teilnehmer 1700 Kilometer zurück. Einen Beitrag leistet auch die Bürgerstiftungsvorsitzende Dorothee von Bary, die selbst mitläuft.

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SZ vom 16.09.2019
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