Süddeutsche Zeitung

Arbeitsmarkt in Fürstenfeldbruck:Noch 400 freie Lehrstellen

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Auch zwei Wochen vor Beginn des neuen Ausbildungsjahrs suchen Betriebe im Landkreis nach Fachkräftenachwuchs. Gefragt sind vor allem Kaufleute und Verkäufer

Von Andreas Ostermeier, Fürstenfeldbruck

Die Suche nach Fachkräften ruft jetzt auch die Gewerkschaft auf den Plan. Die Lebensmittelindustrie biete "hochtechnische Berufe bei überdurchschnittlicher Bezahlung", sagt Mustafa Öz von der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) und wirbt um Auszubildende. Im Landkreis gebe es noch etwa ein Dutzend freie Ausbildungsplätze rund ums Essen und Trinken, die zum 1. September besetzt werden können. Doch nicht nur im Lebensmittelbereich werden noch Auszubildende gesucht. Insgesamt sind gut zwei Wochen vor dem Beginn des Ausbildungsjahrs noch 386 Lehrstellen im Landkreis unbesetzt. Handel und Handwerk beklagen, dass es zunehmend schwieriger werde, Auszubildende zu finden.

Mehr als 300 junge Leute haben ihre Lieblingsstelle noch nicht gefunden

Am meisten gesucht sind Kaufleute im Einzelhandel. 59 Lehrstellen in diesem Bereich können noch besetzt werden. Aber auch Verkäuferinnen und Verkäufer, Bankkaufleute sowie Kaufleute im Groß- und Außenhandel und Handelsfachwirte werden noch gesucht. Junge Männer und Frauen, die sich für einen dieser Berufe entscheiden, haben gute Chancen, noch bis Ende August einen Ausbildungsplatz zu finden. Teilweise deckt sich das Angebot an besonders gesuchten Nachwuchskräften mit den Vorstellungen von Bewerbern. Laut einer Statistik der Agentur für Arbeit für den Landkreis Fürstenfeldbruck gehören der Kaufmann im Einzelhandel und der Verkäufer zu den am meisten genannten Ausbildungsberufen bei den jungen Männern, ebenso die Kauffrau im Einzelhandel zu den meist genannten Berufen bei den jungen Frauen.

312 Schulabgänger suchen momentan noch nach einem Ausbildungsplatz. Bei den jungen Männern sind Fachinformatiker, Elektroniker und Kfz-Mechatroniker viel gesuchte Berufe. Allerdings gehören diese Berufswünsche nicht zu den zehn noch am meisten angebotenen Berufsausbildungsstellen. Ähnliches gilt auch für die jungen Frauen, die noch keine Lehrstelle haben. Unter ihnen sind vor allem medizinische Fachangestelltenberufe gefragt. Die Agentur für Arbeit in Weilheim, auch zuständig für den Landkreis Fürstenfeldbruck, bietet deshalb Jugendlichen bei der Suche nach einer Lehrstelle Hilfe an. Den Unternehmen macht die Agentur Mut, auch neue Wege zu beschreiten, um Nachwuchskräfte zu gewinnen. Eine Möglichkeit ist eine Teilzeitausbildung. Coca Cola in Fürstenfeldbruck hat dies heuer erstmals angeboten. Firmensprecherin Christina Witt sieht darin beispielsweise für junge Alleinerziehende eine Hilfe, die sich um ihr Kind sorgen möchten. Manche Betriebe setzen auch auf Ältere. Der Lehrling muss nicht von der Schulbank kommen, er kann auch schon Mitte oder Ende 20 sein, ist einigen Stellenangeboten der Online-Jobbörse der Arbeitsagentur zu entnehmen.

Ein Gewerkschafter wirbt für Berufe in der Lebensmittelbranche

Für eine Arbeit rund ums Essen und Trinken rührt Öz kräftig die Werbetrommel. Die Ernährungsindustrie sei der viertgrößte Industriezweig in Deutschland und mit etwa 800 Beschäftigten im Landkreis ein wichtiger Wirtschaftsfaktor, sagt der NGG-Geschäftsführer. Auch wird das Berufsfeld für Auszubildende immer vielfältiger, denn die Digitalisierung schreitet laut Öz in diesem Bereich besonders voran. Auch Mechatroniker oder Computerspezialisten können Jobs finden, zum Beispiel in der Lagerlogistik. Gefragt sind laut Öz besonders Fachkräfte für Lebensmitteltechnik. Mit einem Gesellenabschluss könne man sich auch auf Getränke oder Backwaren spezialisieren und einen Meistertitel erwerben, sagt Öz.

Die meisten Jugendlichen, die sich mit oder noch ohne Erfolg, um eine Lehrstelle beworben haben, sind laut Statistik für den Landkreis Fürstenfeldbruck 16 oder 17 Jahre alt. In der Mehrheit handelt es sich um junge Männer. Von den knapp 1000 Jugendlichen, die eine Berufsausbildung machen möchten, sind nur 413 weiblich. 85 Prozent von denen, die eine Lehrstelle suchen, haben einen Haupt- oder Realschulabschluss, die Mehrheit von ihnen hat den Schulabschluss heuer erworben.

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Quelle:
SZ vom 17.08.2019
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