Süddeutsche Zeitung

Fürstenfeldbruck:Dunkle Wolken über der Amperoase

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Wegen hoher Energiekosten gibt es für Hallenbad und Eislaufbahn lediglich eine Betriebsgarantie bis nach den Herbstferien. Und der geplante Neubau würde wohl 14 Millionen teurer als bislang geplant. Ohne Bundeszuschuss ist das kaum zu finanzieren.

Von Stefan Salger, Fürstenfeldbruck

Der Ersatz der des in die Jahre gekommenen Amperoasen-Hallenbads durch einen Neubau steht auf der Kippe, die Planungen werden vorerst auf Eis gelegt. Denn die prognostizierten Baukosten mussten jüngst von 26 Millionen auf 40 Millionen Euro nach oben korrigiert werden. Die Stadtwerke sehen sich nicht imstande, die Mehrbelastung zu schultern. Nun ruhen die Hoffnungen auf einem Förderprogramm des Bundes. Unter großem Zeitdruck wurde die bis Ende des Monats einzureichende Projektskizze ausgearbeitet. Sollte Fürstenfeldbruck zum Zug kommen, dann wäre auch der weitere Betrieb der Eislaufbahn sichergestellt. Im Stadtrat am Dienstag wurde aber auch deutlich, dass von anderer Seite Gefahr droht: Die Strom- und Heizkosten der Amperoase sind so stark gestiegen, dass nach den Herbstferien entschieden werden soll, ob die Einrichtungen überhaupt in der Wintersaison weiterhin geöffnet bleiben können. Oberbürgermeister Erich Raff (CSU) machte klar, dass dann möglicherweise drastische Maßnahmen ergriffen werden müssen. Denkbar wären aber auch lediglich die Einschränkung der Öffnungszeiten oder beispielsweise der Verzicht auf Sauna und Whirlpool.

Der Aufsichtsrat der Stadtwerke, von denen die Amperoase betrieben wird, hatte sich jüngst gegen die von der hundertprozentigen Stadtwerketochter vorgeschlagene komplette Schließung ausgesprochen, weil dies für Vereine, Schulen, Wasserwacht sowie Familien und Freizeitschwimmer ein schwerer Schlag gewesen wäre. Stadtwerkechef Jan Hoppenstedt rechnete vor, dass sein Unternehmen in den kommenden beiden Quartalen für Strom und Wärme mit einer Mehrbelastung von nahezu 900 000 Euro und für das gesamte Betriebsjahr mit etwa 1,5 Millionen Euro rechnet. Whirlpool und Dampfsauna sind zurzeit geschlossen, die Temperatur im großen Becken wurde um gut ein Grad auf 26 Grad abgesenkt. Im Lehrschwimmbecken, das viel von Kleinkindern genutzt wird, bleibt es bei 30,5 Grad. Würde das Hallenbad ganz geschlossen, könnten die Stadtwerke die Hälfte der Heizkosten sparen.

Dass nun auch die prognostizierten Neubaukosten um 14 Millionen Euro nach oben schießen, ist nur zum Teil auf die aktuelle Energiekrise zurückzuführen. Neben den allgemeinen Baukostensteigerungen um 14 Prozent, die sich auf vier Millionen Euro summieren, gibt es weitere Gründe. So wurden die Planungen an die Wünsche der Stadträte angepasst - die beiden Schwimmbecken sollen größer als zunächst geplant werden (plus vier Millionen). Und der Technikriegel, der ausgelagert wird, später in eine Eishalle integriert werden könnte und den Betrieb der Eislaufbahn auch nach dem Abriss der Amperoase sicherstellen soll, schlägt in Verbindung mit ebenfalls größeren Umkleiden mit sechs Millionen Euro zu Buche. 40 Millionen Euro bei steigenden Zinsen zu finanzieren, hält Hoppenstedt für einen Regionalversorger, der vor allem die Energiewende voranbringen will, für ein großes Risiko.

Bliebe also noch das Anzapfen von Fördertöpfen. Die Stadt greift deshalb einen Vorschlag der Energie- und Klimareferentin Alexa Zierl (ÖDP) auf und bewirbt sich für das Bundesprogramm "Sanierung kommunaler Einrichtungen in den Bereichen Sport, Jugend und Kultur". Zierl, die bei der Ausarbeitung der Projektskizze mithalf, um den Einsendeschluss für eine Bewerbung Ende September einhalten zu können, wies darauf hin, dass strenge Auflagen einzuhalten sind. So haben Projekte nur dann Aussicht auf Förderung, wenn sie ihren Strombedarf bilanziell zu hundert Prozent decken und den Wärmebedarf zu mindestens 65 Prozent. Zierl rief ihren Vorschlag in Erinnerung, auf dem Dach eines Neubaus auf die Kombination aus Photovoltaik (Strom) und Solarthermie (Wärme) zu setzen. Zudem könnte die Abwärme eines - dann überdachten - Eisstadions für die Erwärmung von Badewasser genutzt werden.

40 Millionen Euro lassen sich wohl nur mit Hilfe eines Förderprogramm des Bundes schultern

Die förderfähigen Kosten bezifferte Hoppenstedt auf gut elf Millionen Euro, die Stadt müsste voraussichtlich einen Eigenanteil in Höhe von etwa sechs Millionen Euro leisten. Zierl und Christian Götz (BBV) nahmen diesen Umstand zum Anlass, eine stärkere Beteiligung des Stadtrats an den weiteren Planungen einzufordern - in den zurückliegenden Monaten war immer wieder aus Kreisen der Vereine und Stadträte Kritik laut geworden, dass sie zu wenig eingebunden seien und wichtige Entscheidungen ohne öffentliche Debatte vom Aufsichtsrat getroffen würden. Vor allem die betroffenen Schwimm- und Eislaufvereine gelte es besser zu informieren, mahnte denn auch Markus Droth (Freie Wähler). Götz bedauert den Planungsstopp bei der Amperoase, strich aber auch die "energetische" Chance heraus, die sich daraus ergibt. Philipp Heimerl (SPD) stimmte zu und sprach von einem "sinnvollen Weg".

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