Süddeutsche Zeitung

Wohnen und Gewerbe:Moderates Wachstum in Kranzberg

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Die Gemeinderäte sprechen sich gegen weitere Baugebiete am Ortseingang nahe der Schule aus

Von Petra Schnirch, Kranzberg

Seit drei Jahren setzen sich die Kranzberger intensiv damit auseinander, wie und wo die Gemeinde in den kommenden zwei Jahrzehnten wachsen könnte. In einem komplexen Verfahren wird der Flächennutzungsplan, der die Eckwerte dafür festschreibt, neu aufgestellt. Zumindest im Hauptort Kranzberg selbst wird er nahezu genauso aussehen wie der vorige. Nach Protesten der Bürger und Kritik von Landkreis-Seite sind mehrere potenzielle Wohngebiete weggefallen. Neue Vorschläge des Planungsbüros Narr-Rist-Türk lehnte das Gremium am Dienstag einstimmig ab. Der Aufnahme von zwei Gewerbeflächen stimmte es dagegen zu. Die Diskussion verfolgten viele Zuschauer.

Landschaftsarchitekt Dietmar Narr hatte vorgeschlagen, am Ortseingang von Kranzberg eine etwa 1,7 Hektar große Fläche nördlich der Schule in das Planwerk als mögliches künftiges Wohngebiet aufzunehmen, außerdem 1,9 Hektar nordwestlich der Frauenbergstraße sowie 0,4 Hektar nördlich der Kirchbergsiedlung. "Das bringt nur neuen Zündstoff", meinte Martin Oberprieler (KGL) dazu. Das seien die "bisher schlechtesten Vorschläge" und nicht im Sinne einer vernünftigen städtebaulichen Entwicklung. Von einer Bebauung der Hangkante werde planerisch eigentlich abgeraten, sagte Silvia Tüllmann (FWG). Für eine moderate Entwicklung reichten die 44 Prozent an zusätzlichen Flächen, die der Flächennutzungsplan aufzeige aus. Ein Einheimischenmodell an dieser Stelle wäre außerdem viel zu teuer, kritisierte Monika Mühl (FWG). Dort entstünden höchstens "Luxusbauten", fügte Johanna Haslbeck (CSU) hinzu.

Der Entwurf des Flächennutzungsplans sieht aktuell etwa 17 Hektar an potenzieller Wohnbebauung vor, das sind 11,5 Hektar weniger als im Vorentwurf. Das bedeutet aber nicht, dass all diese Grundstücke für die Gemeinde auch verfügbar sind. Bereits auf den Weg gebracht hat der Gemeinderat zwei Baugebiete an der Ringstraße in Kranzberg mit etwas 24 Parzellen sowie in Gremertshausen mit 26 bis 28 Parzellen. Sie sollen in etwa eineinhalb Jahren baureif sein. Für die kommenden Jahre sieht der Entwurf des Flächennutzungsplans noch einen schmalen Streifen an der Ringstraße in Kranzberg sowie Flächen in Hohenbercha und Thalhausen vor.

Weitere 5,7 Hektar an der Ringstraße waren bereits im Mai aus dem Planentwurf gestrichen worden, weil der Planungsausschuss des Kreistags eine Herausnahme aus dem Landschaftsschutzgebiet ablehnte. Aus den gleichen Gründen fiel auch ein großes Gebiet für Gewerbeansiedlungen nahe der Autobahn heraus. Als kleinen Ersatz votierten die Gemeinderäte nun mit zehn gegen vier Stimmen dafür, etwa 3,5 Hektar zwischen dem Gewerbepark III und dem ehemaligen Pilzgebäude mit aufzunehmen - sonst gäbe es in dem neuen Plan gar keine zusätzlichen potenziellen Gewerbegrundstücke. "Das wäre fatal", sagte Zweiter Bürgermeister Anton Hierhager (SPD).

Am ablehnenden Votum der Kreisräte übten die Gemeindevertreter noch einmal harsche Kritik. Für den Hauptort Kranzberg sei das "eine Katastrophe", er könne sich kaum entwickeln, monierte Hierhager. Ähnlich argumentierte Andreas Adldinger (CSU). In Kranzberg selbst habe es schon lange kein neues Baugebiet mehr gegeben. Auch in den nächsten zwei Jahrzehnten werde es kaum Wachstum geben, dabei sei Kranzberg schon jetzt eine der Gemeinden im Landkreis mit den wenigsten Kindern und Jugendlichen. Florian Vierthaler (KGL) schimpfte, dass mit zweierlei Maß gemessen werde. Allershausen können östlich der Autobahn sehr wohl 60 Häuser bauen.

Ein sehr strittiges Thema streifte Ursula Enghofer (FWG) kurz. Sie schlug vor, noch einmal in Ruhe über die Flächen neben dem Kindergarten an der Ringstraße zu sprechen. Dort könnte man kostengünstiges Bauland anbieten. Ein Teil des Gemeinderats möchte dieses Areal aber für einen möglichen Umzug der Schule und eine Sporthalle reservieren. Ziel ist es nun, die Arbeit am Flächennutzungsplan nach einer weiteren öffentlichen Auslegung noch in diesem Jahr abzuschließen.

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Quelle:
SZ vom 26.07.2019
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