Süddeutsche Zeitung

Widerstand gegen Flughafenausbau:Blockadetraining für Startbahngegner

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Die Gegner der dritten Startbahn wollen den Widerstand gegen den Flughafenausbau verschärfen - und bereiten sich auf Konflikte mit der Polizei vor. Geplant ist unter anderem ein Trainingscamp mit Biwak.

Marco Völklein

Die Gegner der geplanten dritten Start- und Landebahn am Münchner Flughafen bereiten sich auf eine Verschärfung des Widerstands vor. Geplant sind dabei auch Aktionen, bei denen die Gegner unter Umständen mit der Polizei in Konflikt geraten könnten. Auf einer Versammlung des Aktionsbündnisses "Aufgemuckt" am Donnerstagabend in Freising kündigte Helga Stieglmeier, Mitglied des fünfköpfigen Sprecherrats, an, man werde sich im November auch auf Besetzungen und Blockaden des Startbahn-Baugeländes vorbereiten.

Geplant ist unter anderem ein Trainingscamp mit Biwak, "bei dem wir dann auch mal eine Nacht im Freien schlafen werden", sagte Stieglmeier - mitten im November eine nicht gerade komfortable Sache. "Wir sind da hart im Nehmen", ergänzte sie. Auf dem Trainingsplan sollen unter anderem folgende Fragestellungen stehen: "Wie kettet man sich richtig an? Wie lässt man sich richtig wegtragen?", sagte Stieglmeier. Entsprechende Trainings hatten auch Gegner des Großprojekts "Stuttgart 21" sowie Atomgegner im Wendland organisiert.

Mit den Aktionen wolle man nun "in Bereiche des Widerstands vordringen, wo wir nicht nur nett sind", drohte Stieglmeier: "Wir wollen zeigen, dass wir keine Schönwetterdemonstranten sind, denen man nur über den Kopf streichelt und sagt: ,Jaja, wir verstehen euch ja. Aber bauen werden wir trotzdem.'" Zuletzt hatte das Aktionsbündnis das Gesprächsangebot der Staatsregierung ausgeschlagen, weil der angebotene Dialog in den Augen der Gegner "kein ergebnisoffener Dialog ist, sondern ein Monolog". Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) hatte zuvor gesagt, dass er am Bau der dritten Startbahn festhalten wolle.

Geplant sind die Blockadetrainings im November, also kurz nach der geplanten Großdemo des Aktionsbündnisses am 29. Oktober auf dem Münchner Marienplatz. "Der 29. Oktober ist für uns kein Endpunkt", sagte Stieglmeier. "Vielmehr ist das erst der Anfang."

Für die Demonstration haben die Ausbaugegner beim Münchner Kreisverwaltungsreferat eine Teilnehmerzahl von 5000 bis 7000 gemeldet; insgeheim erhoffen sie sich weit mehr. Mit Plakaten und einem eigenen Auftritt beim Online-Netzwerk Facebook wollen sie Menschen aus München und dem südlichen Umland mobilisieren. Die Protestaktion vor dem Münchner Rathaus soll unter anderem den Druck auf Münchens Oberbürgermeister Christian Ude (SPD) erhöhen. Der hatte seine Bereitschaft zu einer Kandidatur für das Ministerpräsidentenamt im Jahr 2013 damit verquickt, dass sich die SPD für den Bau der dritten Start- und Landebahn ausspricht. Dem steht allerdings ein SPD-Parteitagsbeschluss entgegen, der den Bau ablehnt.

Die Demonstration sei "die zentrale Veranstaltung", um die Argumente der Gegner und deren Unmut über die Planungen vorstellen zu können, sagte der Röhrmooser Bürgermeister Hans Lingl (Freie Wähler). Zudem sei es eine Chance, das Anliegen nach München hinein zu tragen. "Da müssen wir klotzen." Dafür nimmt das Bündnis durchaus Geld in die Hand: Allein das Kleben der stadtweit 1000 Plakate kostet etwa 5000 Euro, die Demonstration auf dem Marienplatz selbst, bei der auch "Biermösl Blosn"-Mitgründer Hans Well mit seine Kindern spielen wird, kommt auf 10 000 Euro. Seit der Veröffentlichung des Planfeststellungsbeschlusses Ende Juli sei ein "deutlich erhöhtes Spendenaufkommen" zu verzeichnen, sagte Schatzmeisterin Claudia Kammerloher. "Mehrere Tausend Euro" seien seither eingegangen. Man freue sich über jeden Betrag. "Je mehr Geld wir haben, desto mehr Aktionen können wir machen."

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Quelle:
SZ vom 10.09.2011
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