Süddeutsche Zeitung

Wettkampf:Antritt zum Battle

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Beim "Black Bear Breaking Battle" im Tanzsportzentrum begeistern die Tänzer Publikum und Jury mit waghalsigen Figuren.

Von Johannes Stuhrmann, Freising

Smash und Marox stehen sich angespannt gegenüber und nicken sich zu. Um die quadratische Tanzfläche sitzen ihre Crewmitglieder und feuern sie an. Der Moderator Ben Küster wirft seine Kappe in die Mitte. Ihr Schirm zeigt, wer anfangen soll. Smash kreist mit den Schultern und legt los. Mit weiten Schritten und ausholenden Handbewegungen beansprucht der Break-Dancer die Tanzfläche für sich, nimmt dann Schwung auf und rotiert mit ausgestreckten Beinen auf dem Kopf. Handys werden draufgehalten, das Publikum klatscht zum bassdurchsetzten Hip-Hop Beat. Angezogen durch die laute Musik schauen Interessierte durch die Fensterscheiben. Die dreiköpfige Jury auf der Couch nickt anerkennend.

Handstände, bei denen die Beine verwinkelt eingefroren werden, Windmühlen, Flickflacks oder schlangenmenschartige Körperverrenkungen - beim "Black Bear Breaking Battle" im Tanzsportzentrum Freising am vergangenen Samstag erinnert einiges an Bodenturnen, anderes an Twister-Spielrunden. Akrobatisch ist es allemal. Die Veranstalter Benedikt Mordstein und Daniela Ribjitzki haben dafür nationale und internationale Breakdancer eingeladen. Die Erwachsenen battlen sich Zwei gegen Zwei, wobei jeweils das bessere Team eine Runde weiterkommt. Für das Kids-Battle treten 32 Kinder im Alter von acht bis 16 Jahren an. "Kidsbattles sind etwas Seltenes. Dadurch bekommen die Kinder die Chance, sich mit Gleichaltrigen zu messen und über die eigene Tanzschule hinaus mit anderen Breakern auszutauschen", erklärt Mordstein, Breakdance-Weltmeister und Halter von derzeit acht Guinness-Weltrekorden (darunter die meisten Sprünge auf einer Hand: 104). Denn das sei auch der Grundgedanke von Breakdance und Hip-Hop: "Miteinander wachsen und besser werden!"

Smash oder Maxi aus Landshut ist einer der Schüler von Mordstein. Der Zwölfjährige übt in der Tanzschule Moosburg. Einer seiner Spezialitäten ist der "Flare": Mit gestreckten Beinen rotiert er um die eigene Körperachse, ohne dass diese den Boden berühren. "Ich kann dabei meine ganze Energie raushauen," meint er. Das ist es, was Breaken für ihn ausmacht. Mordstein unterrichtet außerdem in den Tanzschulen Erding und Freising. Bei den Wettbewerben sieht man, wie hoch das Niveau der Tänzer in diesem Kreis ist.

In den 1970er Jahren entstand Breakdance in New York. Jugendliche Gangs hatten dadurch die Chance, sich ohne Gewalt zu duellieren. Für Zuschauer kann das bisweilen aggressiv wirken. Die Tänzer winken schon mal arrogant ab, wischen sich ostentativ die Schulter oder bäumen sich vor dem anderen auf und fordern: "Mach mir das erst Mal nach!" "Aber nach einer Umarmung ist alles wieder vorbei", sagt Mordstein, "wir sind alle Freunde hier."

Gewonnen haben im Zweier-Duell der Erwachsenen The Wolfer (Marokko) und Klesio (Brasilien). Sie erhielten ein Preisgeld von 400 Euro. Das Finale des Kidsbattles konnte Stepsis (Prag) gegen Milo aus Berlin für sich entscheiden. Für ihn gab es Kopfhörer. Mit insgesamt 1500 Euro wurde die Veranstaltung aus dem Kulturfonds der Stadt Freising gefördert.

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Quelle:
SZ vom 09.04.2018
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