Süddeutsche Zeitung

Umfrage:Schränken Sie Ihre Facebook-Aktivitäten ein?

Wie sie auf den auf den Datenskandal reagieren, erklären Facebook-Nutzer aus Freising.

Von Johannes Stuhrmann

Der Facebook-Gründer Mark Zuckerberg wird derzeit vom Amerikanischen Kongress verhört. Er soll mit verantwortlich sein für den Datenskandal rund um Cambridge Analytica, im Zuge dessen Nutzerdaten an Dritte weitergegeben wurden. Dies betrifft auch 310 000 deutsche Nutzer. Danach machte der Hashtag #deletefacebook die Runde. Viele wollen zumindest ihre Aktivitäten einschränken. Wir haben in der Innenstadt nachgefragt: Hat sich ihr Nutzerverhalten bei Facebook seitdem geändert?

"Facebook ist eben ein Datensammler", sagt Stefan Baier (45), Unternehmensberater aus Freising. "Der Datenskandal war tatsächlich der Anlass, meinen Account zu löschen. Die Verwunderung, die gerade alle ereilt, verstehe ich aber nicht - Facebook ist eben ein Datensammler. Zuckerberg lügt, wenn er behauptet, dass er die Daten nicht weitergibt. Darauf basiert doch sein ganzes Geschäftsmodell. Zuvor war ich eher passiver Nutzer und habe meinen Account vor allem aus Bequemlichkeit nicht gelöscht. Doch nun wollte ich ein Zeichen setzen gegen den Eingriff in die Privatsphäre."

"Bislang fühle ich mich nicht manipuliert", sagt Melanie Lemke (28) Kundenbetreuerin aus Freising. "Bei mir hat sich dadurch eigentlich nichts geändert. Ich nutze Facebook meistens nur, um mit Freunden aus anderen Ländern Kontakt zu halten - aber mittlerweile mache ich das auch über WhatsApp. Mit den Konsequenzen des Datenmissbrauchs habe ich mich nicht richtig beschäftigt. Man kann allerdings davon ausgehen, dass Facebook persönliche Daten weitergibt oder es Firmen erleichtert, Kundenprofile zu erstellen. Zugeschnittene Werbung kann auch Vorteile haben. Bislang fühle ich mich aber nicht manipuliert."

"Der Wandel muss beim Nutzer geschehen", sagt David Bartels (22) Student aus Freising. "Ich habe meinen Account nicht gelöscht, weil ich Facebook schon davor nur zweckbedingt genutzt habe, etwa zum Planen von Geburtstagen, aber nie als Social-Media-Plattform. Der Datenskandal überrascht mich nicht. Es gehört doch zum Geschäftsmodell von Facebook, private Daten weiterzugeben. Und meines Wissens ist das nicht sein erster Datenskandal. Ich glaube kaum, dass sich bei Facebook etwas ändern wird. Der Wandel muss beim Nutzer geschehen. Nicht jedes Ereignis muss auf Facebook geteilt werden."

"Soziales Leben findet draußen statt", sagt Antonina Sanzane, 18, Fundraiserin aus München. "Ich finde Facebook einfach schlecht. Darum habe ich meinen Account schon länger gelöscht. Klar, ich nutze trotzdem noch andere soziale Medien wie Snapchat oder WhatsApp und im Prinzip machen die das gleiche mit den Daten. Den Massenmedien ist man sowieso ausgesetzt und individueller Werbung kann man sich kaum entziehen. Ich habe damals den Account gelöscht, weil soziale Medien das soziale Leben kaputt machen - denn das findet draußen statt und nicht auf dem Display."

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Quelle:
SZ vom 14.04.2018
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