Süddeutsche Zeitung

"Tag des Haustieres":Mehr Achtsamkeit für den besten Freund des Menschen

Lesezeit: 2 min

In vielen Haushalten leben Katze, Hund oder Hase. Doch vor allem nach Spontankäufen sind die Halter oft überfordert - und die Tiere landen im Tierheim. Die sind übervoll, auch in Freising. Tierschützer fordern deshalb mehr Aufklärung und strengere Auflagen.

Von Lena Meyer, Freising

Die US-Amerikanerin und Tierschützerin Colleen Paige hatte den "Tag der Haustiere" vor Jahren initiiert, um ein Bewusstsein für die tierischen Freunde des Menschen zu schaffen. Begangen wird er jeweils am 11. April. Auch auf die Not der vielen abgegebenen Tiere in Tierheimen wollte sie aufmerksam machen. In Deutschland sind diese akut überlastet. Auch im Landkreis Freising ist die Lage ernst. Gerade Spontankäufe durch Menschen, die sich weder mit der artgerechten Haltung noch der Herkunft der Tiere beschäftigen, seien ein großes Problem, sagt die dritte Vorsitzende des Tierschutzvereins Freising, Melanie Schönberger. Sie fordert mehr Achtsamkeit, Aufklärung, aber auch schärfere gesetzliche Auflagen.

"Die Ansprüche, die jedes Tier hat, sind enorm", erklärt sie. Bereits kleine Nagetiere wie Kaninchen verfügten über eine starke Muskulatur, die ihnen das Springen ermöglicht. Das bedeutet allerdings, dass die Tiere über ausreichend Platz verfügen müssten. Ein Stall, der gerade so den Mindestmaßen entspricht, könne diesen Ansprüchen kaum genügen, sagt Schönberger weiter. Hunde wiederum hätten eine komplexe Körpersprache. Zudem zeigten unterschiedliche Rassen verschiedene Verhaltens- oder Charaktereigenschaften. "Das ist vielen Menschen nicht bewusst."

In den deutschen Haushalten lebten im Jahr 2022 rund 34,4 Millionen Heimtiere, wie auf der Webseite des Zentralverbands Zoologischer Fachbetriebe Deutschlands zu lesen ist. Die Katze ist nach wie vor Spitzenreiter, dicht gefolgt vom Hund. Doch gerade der sogenannte beste Freund des Menschen ist es, der besonders oft in Tierheimen anzutreffen ist. "Der Hund ist ein besonderer Fall", bestätigt Schönberger.

Während der Corona-Pandemie hatten sich viele Menschen einen Hund angeschafft. "Das war die Ausrede, um nach draußen zu gehen", vermutet Schönberger. Hinzu komme ein stark emotionalisiertes und ideologisiertes Familienbild, das oftmals das Zusammenleben mit einem Tier vorsehe. "Wir sehen in der Weihnachtswerbung immer wieder die heile Familienwelt mit Hund." All diese Faktoren führten zu Spontankäufen, ohne die Bedürfnisse des Tiers zu beachten. Ein Hundeführerschein könnte helfen, sich mit den Anforderungen auseinanderzusetzen, sagt Schönberger.

Dennoch: "Wer ein Tier will, der bekommt eins. Egal auf welchem Weg", davon ist sie überzeugt. Etwa über das Internet. Für Melanie Schönberger Teil eines Problems, das innerhalb der Gesellschaft offenkundig wächst: der sofortige und übermäßige Konsum. "Die Leute wollen jetzt sofort ein Tier. Es geht ihnen um das Haben." Was folgt, sind nach der ersten Euphorie oftmals Überforderung und Frustration. Schließlich würden die Tiere in Tierheimen abgegeben, in denen sie allerdings aufgrund der Überlastung oftmals zu kurz kämen, bedauert Schönberger.

Sie appelliert daher, sich in den Tierheimen zu informieren. "Es gibt so viele Tiere bei uns, die alle ein neues Zuhause suchen", sagt sie. Was viele Menschen jedoch als romantische Vorstellung umtreibt: einen Welpen gemeinsam großziehen. "Das ist etwas Wunderschönes", bestätigt Schönberger. Allerdings müsse dann darauf geachtet werden, einen guten Züchter zu finden, der auf Impfungen und die richtige Haltung Wert lege. "Die Zucht ist nicht schlimm", sagt die Tierschützerin, "aber sie müsste stärker kontrolliert werden."

Dass an Tagen wie dem 11. April auf Haustiere aufmerksam gemacht wird, begrüßt die Tierschützerin. Immerhin seien Tiere zentraler Bestandteil der Gesellschaft und des menschlichen Lebens, "von der Biene bis zum Rind". Melanie Schönberger: "Ohne Tiere geht es einfach nicht." Studien beschäftigen sich schon seit geraumer Zeit mit den positiven Effekten, die der Kontakt zu Tieren hat. Das Schnurren einer Katze etwa habe beruhigende Wirkung auf den Menschen. Wertschätzung gegenüber Tieren sei daher mehr als angebracht und sollte stärker ins Zentrum der Gesellschaft rücken.

Und doch geht die Tierschützerin nicht davon aus, dass sich die Lage in den Tierheimen so schnell verändern wird. "Wir vermuten, dass es nicht besser wird", bedauert Schönberger. Sie fordert mehr Aufklärung, aber auch höhere Strafen, sollte das Tierwohl gefährdet werden.

Tierheime werden vom Staat nicht finanziell gefördert und sind daher auf Spenden angewiesen. Über die Homepage https://www.tierschutzverein-freising.de/helfen/ können sich Interessierte über das Tierheim in Freising informieren und es unterstützen.

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