Süddeutsche Zeitung

SZ-Balkonien:Sandkiste statt Insektenhotel

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Wie die Redaktion der Freisinger SZ die Besiedelung eines kahlen Balkons vorantreibt - und warum das alles nicht so einfach ist.

Kolumne von Alexandra Vettori

Es dauert eine gefühlte Ewigkeit, bis die Bienenwiesen-Blühmischung keimt. Um trotzdem die geplante Besiedelung des kahlen SZ-Balkons voran zu treiben, so die Idee, könnte man doch ein Insektenhotel bauen. Das unlängst gegründete SZ-Balkonien-Komitee erkundigt sich beim Hobby-Insektenforscher Heinz Kotzlowski. Der sieht in den im Handel angebotenen Insektenhotels zwar eine schnelle Lösung, schränkt aber ein: "Wie gut sie angenommen werden, hängt von der Umgebung und den Klimaverhältnissen auf dem Balkon ab."

Nun ja, nur von einer Hausreihe getrennt liegt gegenüber der Weihenstephaner Berg, da müsste einiges kreuchen und fleuchen, was sich auch mal auf den SZ-Balkon verirren könnte. Allerdings warnt der Insekten-Fachmann, im Handel werde auch viel Unsinn angeboten. Auf der Homepage des Landesbundes für Vogelschutz aber gebe es gute Hinweise. Auch dort rät man, genau hinzuschauen bei gekauften Insektenhotels. Diese seien häufig mit Stroh, Fichtenzapfen, Holzwolle, Häckseln und anderen billigen Füllstoffen versehen "und als Versteck oder Kinderstube für Insekten weitgehend nutzlos". Marienkäfer, Florfliegen und andere Insekten seien im Garten mit einem Totholz- oder Reisighaufen besser bedient. Ein Totholzhaufen auf dem schmalen SZ-Balkon fällt indes aus.

Große Holzstücke mit ins Stirnholz gebohrten Öffnungen, so liest der Insektenfreund weiter, lockten bestimmte Arten von Wildbienen und solitär lebende Wespen zwar an, doch seien diese Bohrungen fast immer ausgefranst oder hätten Holzsplinte in den Öffnungen, an denen Wildbienen ihre Flügel verletzen könnten. Bohrungen im Holz sollten daher besser immer in Längsrichtung - also von der Rindenseite her - erfolgen, um Risse und das Aufquellen von Splinten in die Brutgänge zu vermeiden. Weichholz ist ohnehin ungeeignet, wie das Balkonien-Komitee nun auch weiß, weil es leicht reißt und Wasser aufnimmt, was zum Absterben der Brut führt. Geeignet sind dagegen abgelagerte Eiche, Esche oder Holz von Obstbäumen. Nun wird es allerdings kompliziert: Die Bohrungen müssen absolut sauber und sorgfältig geglättet sein. Sie sollten einen Durchmesser zwischen zwei und acht Millimetern haben, je breiter das Spektrum, desto größer die Chancen auf Bewohner. An dieser Stelle winken auch die wenigen Menschen in der Redaktion ab, die über eine handwerkliche Restbegabung verfügen.

Zum Glück heißt es auf der LBV-Homepage noch, dass knapp drei Viertel aller nestbauenden Wildbienen in sandigem Boden nisten, nicht in Hotels. Mit offenen Sandstellen oder einer Sandkiste im Garten könne man diesen Arten helfen. Die Idee zündet: Die nächste Anschaffung für SZ-Balkonien wird eine Sandkiste.

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