Süddeutsche Zeitung

Hallbergmoos:"Wir sind hier wie eine Familie, das zeichnet uns aus"

Lesezeit: 3 min

Die Ringer des SV Siegfried behalten die Nerven und sichern sich im letzten Kampf der Saison den Klassenerhalt in der Zweiten Bundesliga Süd.

Von Matthias Vogel, Hallbergmoos

Druck? Was ist das? Die Ringer des SV Siegfried Hallbergmoos hatten vor ihrem letzten Saisonkampf nur noch die Wand im Rücken. Sie behielten die Nerven und bezwangen die Wrestling Tigers Rhein-Nahe im Kellerduell knapp mit 15:12. Damit ist dem Team von Trainer Michael Prill der Erhalt der 2. Bundesliga Süd nicht mehr zu nehmen.

Für das Kribbeln in der Siegfried-Halle hatten die Hallbergmooser ein Wochenende zuvor selbst gesorgt. Dort waren sie - ebenfalls vor heimischer Kulisse - gegen den SC Viernheim überraschend unter die Räder geraten. 9:19 hieß es am Ende, den Hinkampf in der Ferne hatten Prills Recken noch mit 19:15 für sich entschieden.

Es ist spannend, bis zum Schluss

Gegen die Wrestling Tigers hieß es also hopp oder top - Oberliga oder Bundesliga. Nach den ersten fünf Kämpfen sah es klar nach top aus. Ahmet Bilici machte im Schwergewicht die Pleite von Bantamgewichtler Abdullah Hasani wett: 4:4. Danial Matcovschi punktete in der Kategorie bis 61 Kilogramm, Freistil, Mohamed Eslem aus und weil Rhein-Nahe die Klasse bis 66 Kilogramm, griechisch-römisch, unbesetzt ließ, bekam Hallbergmoos Weltklassemann Ardit Fazljija (Schweden) kampflos vier Zähler für das Mannschafts-Konto zugesprochen. Matthias Wimmer hielt die Niederlage gegen Erhan Georghe (98 kg/gr.-römisch) denkbar knapp, auch deshalb stand es zur Pause komfortabel 12:5.

Fast jede der fünf restlichen Auseinandersetzungen hätte dann sowohl auf die eine als auch die andere Seite kippen können. George Bucur (71 kg/Freistil) und Vladislavs Jakubovics (75 kg/gr.-römisch) holten schließlich die nötigen Punkte für den ausgiebig bejubelten 15:12-Sieg. Der SV Siegfried hatte sein Programm damit bereits absolviert. Alle anderen Teams mussten am Wochenende noch einmal auf die Matte. Am Tabellenstand änderte sich für die Hallbergmooser aber nichts mehr, der drittletzte Platz war in Stein gemeißelt.

"Wir haben heute als echte Mannschaft gewonnen"

Der Klassenerhalt wurde direkt nach dem Kampf zusammen mit den Fans begossen. Matten weg, Biergarnituren her - so unkompliziert wird beim SV Siegfried vom Sport- auf den Feier-Modus gewechselt. "Wir haben heute als echte Mannschaft gewonnen. Egal ob einer für den Gesamtsieg möglichst hoch gewinnen musste oder nur niedrig verlieren durfte, alle haben zum Sieg beigetragen", freute sich Leistungsträger Ergün Aydin nach dem spannenden Kraftakt. "Wir sind hier wie eine Familie, das zeichnet uns aus."

Der große Zusammenhalt ist kein Zufall. Er entspringt dem Konzept, verstärkt Ringer aus dem eigenen Nachwuchs zum Einsatz kommen zu lassen. In der nun ablaufenden Saison hat der SV Siegfried schon die Früchte seiner guten Ausbildung ernten können. "Sieben Ringer aus dem Kader haben in Hallbergmoos das Ringen gelernt", sagt SV-Sprecher Damian Edfelder. "Das ist, glaube ich, einzigartig in der Bundesliga."

Ganz auf Athleten "von außerhalb" kann der Verein nicht verzichten

Um diesen zum Teil sehr jungen Ringern Kämpfe auf dem höchst möglichen Niveau und damit die weitere sportliche Entwicklung anbieten zu können, kann auch in Hallbergmoos nicht auf Athleten "von außerhalb" und damit auf verlässliche Punktelieferanten verzichtet werden. So wie Ardit Fazljija eben oder George Bucur. "Die kommen aber auch zum Training nach Hallberg, also nicht nur zu den Kämpfen", sagt Edfelder. Hätte die Hallbergmooser Staffel den Gang in die Oberliga antreten müssen, wäre zwar nicht die Welt untergegangen, "allerdings müsste man dann diese Spitzenleute ziehen lassen". Das gelte auch für den überragenden Schwergewichtler Bilici oder eben Aydin.

Die Planungen für die kommende Bundesliga-Saison würden jetzt erst anlaufen, so Edfelder. Vielleicht habe Michael Prill - Trainer, Vereinsvorsitzender und aktiver Ringer - ein, zwei Ideen für Verstärkungen. "Er ist unheimlich gut vernetzt. Aber wie gesagt, da haben wir uns noch keine Gedanken gemacht. Hängt ja auch ein bisschen von der Ligaeinteilung ab. Ergün Aydin könnte sich mit dem gleichen Kader für das kommende Jahr jedenfalls gut anfreunden. "Zum einen machen wir ja auch privat viel miteinander, zum anderen lagen die Mannschaften in dieser Saison alle unheimlich eng beieinander. Wenn's ein bisschen blöd gelaufen wäre, hätten wir um den Aufstieg mitgerungen."

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.5717871
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.