Süddeutsche Zeitung

"Schererbartl" und "alte Post":Bilder aus dem Oberdorf

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Klaus Widhopf und Günter Lammel haben alten Ansichten aus Eching neue Fotos gegenübergestellt. Im August ist die Ausstellung noch mal zu sehen

Von Klaus Bachhuber, Eching

Wenn jetzt über die Räume der Kindertagespflegestation "Spatzennest" geredet wird oder über die Verwendung der Zimmer nebenan, in denen zuletzt Asylbewerber wohnten, dann nennen einige Echinger das Gebäude an der Bahnhofstraße stets die "alte Post". Denn über Jahrzehnte war dort das Echinger Postamt untergebracht. Für noch ältere Eingeborene freilich war die Post schon an dieser Stelle neu, denn noch früher war am Echinger Stachus nur die Wegegabelung nach Hollern, Schleißheim und in die südliche Flur der Winkelmeier.

Zum Internationalen Museumstag am vergangenen Sonntag hat die "Bäuerliche Gerätesammlung auf dem Gfild" die vergangenen Höfe des alten Eching wieder präsentiert, diesmal mit Schwerpunkt auf der Oberen Hauptstraße, das "Obere Dorf", wie das Viertel hieß, bevor die Straßen dort offizielle Namen bekamen. Das "Obere Dorf" war Anfang des 20. Jahrhunderts sogar der moderne Teil Echings, dessen Kern das Bauerndorf rund um die heutige Untere Hauptstraße und die Waagstraße lag. Der Siedlungsrand lag noch auf der Flurkarte von 1858 entlang der Bahnhofstraße.

Auf den vom Echinger Museumsleiter Klaus Widhopf und Gemeindearchivar Günter Lammel zusammengestellten Bildtafeln zum "Oberen Dorf" werden die in den Zwanziger- oder Dreißigerjahren noch jungen Bauernhöfe den heutigen Ortsansichten an gleicher Stelle gegenübergestellt: Der "Schererbartl", der wirtschaftete, wo heute die Sparkasse steht, der "Weber", an dessen Stelle heute "Niki-Optik" sitzt, der "Mauermair", auf dessen Grund sich nun die Freisinger Bank angesiedelt ist. Ein, zwei Hofstellen entlang der Straße nach Schleißheim, der heutigen Oberen Hauptstraße, sind noch erhalten, teils sogar noch bewirtschaftet. Die einstige Tankstelle an der Ausfallstraße, in den Sechzigern als Symbol für den Einzug moderner Zeiten in Eching galt, ist jetzt selbst schon wieder Geschichte. An ihrem Standort wird seit Monaten ein Wohnblock hochgezogen. Der traditionsreiche Baustoffhandel nebenan steht vor der vollständigen Umgestaltung in einen gigantischen Boardinghaus-Komplex.

Auch am Weg zu den Viehweiden südlich des Dorfes, heute die Heidestraße, ließen sich Landwirte nieder. Der "Göring" etwa, der schon die hohe Hausnummer 41 1/2 im chronologisch durchnummerierten Ortsgefüge erhalten hatte, als Heinrich Göring 1908 seine Hofstelle aufbaute. An dessen Stelle steht heute die Betreute Wohnanlage Heidestraße. Die Schau über das "Obere Dorf" bleibt jetzt in der Gerätesammlung erhalten und wird beim Waaghäuslfest im August noch einmal öffentlich gezeigt.

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Quelle:
SZ vom 23.05.2017
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