Süddeutsche Zeitung

Offener Brief:Unmut über feuchte Keller in Moosburg

Lesezeit: 2 min

Mehrere Stadträte fordern einen Informationsabend

Von Alexander Kappen, Moosburg

Den vergangenen Mittwoch haben viele Moosburger sicher noch gut in Erinnerung. Nicht nur, weil da Bundestrainer Jogi Löw im Platzregen von Fröttmaning mit seinem Team bei der Fußball-EM gegen Ungarn beinahe baden gegangen wäre. Auch so mancher Hauseigentümer in Moosburg fühlte sich ein wenig im Regen stehen gelassen: Der Kanal konnte das viele Niederschlagswasser nicht mehr aufnehmen, sodass es durch die Abwasserleitung teilweise wieder in die Keller drückte.

Einige Bürger machten ihrem Ärger auf Facebook Luft oder wendeten sich an mehrere Stadträte. Philipp Fincke (FDP), Stefan John (Linke), Thomas Wittmann (Fresh) und Alfred Wagner (Grüne) schrieben jetzt einen offenen Brief an Bürgermeister Josef Dollinger (FW). Darin bitten sie ihn, "zeitnah eine Informations- und Austauschveranstaltung zu organisieren". Das Ziel solle sein, die Probleme aus der Bevölkerung zu sammeln, entstehende Fragen zu beantworten und gemeinsam an Verbesserungsmaßnahmen zu arbeiten. Die Unterzeichner schlagen als Gäste für die Veranstaltung Vertreter von Kläranlage, Wasserwerk und Feuerwehr vor. In der Bevölkerung gebe es viel Unmut, "der vor den zuständigen Personen und Institutionen geäußert werden will". Es stelle sich die Frage "nach Lösungen für die nächsten Jahre", heißt es in dem Brief.

Der Bürgermeister hat die Unterzeichner zur nächsten Sitzung des Kläranlagen-Aufsichtsrats eingeladen, Wittmann und Wagner gehören diesem ohnehin an. Da könne man die Sache noch mal bereden, so Dollinger. Er sei sich nicht sicher, ob eine Aufklärungsveranstaltung etwas bringe, "außer dass man noch mal seinen Frust ablassen kann". Das Ganze sei "sehr unangenehm, aber ob das Wasser in den Keller reindrückt oder nicht, liegt an der Eigenverantwortung der Hauseigentümer".

Darauf verweist auch die Kläranlagen GmbH in einem Info-Schreiben. Die Zuständigkeit der Eigentümer sei klar in der städtischen Entwässerungssatzung geregelt. Man könne sich entweder durch den Einbau einer automatischen Abwasserhebeanlage oder durch einen kostengünstigeren Rückstauverschluss im Keller schützen, rät die Kläranlagen GmbH.

"Normalerweise sollte der Keller gar nicht ans Kanalnetz angeschlossen sein", sagt Dollinger. "Wenn die Toilette im Erdgeschoss der tiefste Abwasseranschluss im Haus ist, kann nichts passieren." Er rät auch dazu, Regenrinnen vom Kanal abzuhängen. Durch die gesplittete Gebühr, getrennt nach Schmutz- und Niederschlagswasser, spare man sich sogar Geld, wenn man das Regenwasser am Grundstück versickern lasse. Früher habe man Regenrohre an die Abwasserleitung angeschlossen, "damit es den Kanal durchspült, aber in unseren Neubaugebieten machen wir das nicht mehr", so Dollinger. Wenn bei Starkregen zusätzlich zum Schmutzwasser und zur Straßenentwässerung das Wasser aus den Dachrinnen komme, "dann schießen Riesenmengen an Wasser gleichzeitig in die Fallrohre". Das führt dann zu Rückstaus. Das Problem sei bekannt und bestehe auch in anderen Kommunen, sagt der Bürgermeister. Die Stadt könne da nicht viel machen, "wir können ja keinen neuen Kanal bauen".

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SZ vom 29.06.2021
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