Süddeutsche Zeitung

Kultfigur in Neufahrn:Führung durch Sankt Wilgefortis

Die Neufahrner Kirche war einst eine Pilgerstätte. Dort wurde eine hölzerne Christusfigur als Märtyrerin mit Bart interpretiert und verehrt.

Die Pfarrei und der Heimatverein laden zu einer öffentlichen Führung durch die prächtige alte Neufahrner Pfarr- und Wallfahrtskirche Sankt Wilgefortis in der Dietersheimer Straße. Heimatverein-Vorsitzender Ernest Lang erzählt die Geschichte des ehrwürdigen Gotteshauses am Sonntag, 11. Juni, um 14 Uhr.

Im 17. und 18. Jahrhundert war Neufahrn die Hauptkultstätte der Wilgefortis-Verehrung im süddeutschen Raum. Jährlich pilgerten bis zu 60 Wallfahrergruppen zu Fuß nach Neufahrn: Ihr Ziel war eine romanische, bekleidete Christusfigur, die spätestens von 1607 an als Wilgefortis oder Kümmernis angesehen und verehrt wurde. 1661 stiftete die bairische Kurfürstin Maria Anna 100 Dukaten für den prunkvollen barocken Hochaltar. Im Zug der Säkularisation 1803 wurde die Wallfahrt verboten, sie erholte sich von diesem Diktum nicht mehr. Geblieben ist die reiche Ausstattung der Kirche, die eine der prächtigsten im Landkreis Freising ist.

Heute gilt die bärtige Frau am Kreuz bei Vertretern der feministischen Theologie als Inkarnation der weiblichen Gottesdarstellung und in der Transgender-Bewegung ist Wilgefortis als "Conchita Wurst des Mittelalters" wieder hochaktuell.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.5911799
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ/FPOL
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.