Süddeutsche Zeitung

Ortszeitung "Mooskurier":Thesen vom rechten Rand

Lesezeit: 2 min

Von Christian Gschwendtner, Hallbergmoos

Der SPD-Ortsvorsitzende von Hallbergmoos, Max Kreilinger, erhebt schwere Vorwürfe gegen den Mooskurier . In einem am Dienstag auf der SPD-Homepage veröffentlichten Artikel wird die Ortszeitung beschuldigt, zu einem Sprachrohr für einen "Vertreter der neobraunen Ecke" geworden zu sein. Die Rede ist von Martin Voigt. Nach Angaben des Mooskuriers ist der Autor seit April für das Blatt tätig.

Die SPD wirft Voigt vor, in mehreren Artikeln ein Frauenbild zu verbreiten, das "in den dunkelsten Zeiten deutscher Geschichte seinen Höhepunkt fand". Ein Artikel in der Ausgabe des Gemeindeblatts vom 12. Juni triefe nur so von Thesen aus der äußersten rechten Ecke. Die SPD spricht von "Pegida-Gedankengut" in Reinform. Auch ein Bericht über die Informationsveranstaltung zu einer Flüchtlingsunterkunft in Neufahrn, den Voigt im September veröffentlicht habe, ist nach Meinung von Max Kreilinger in einer "speziellen Tendenz" verfasst worden.

Die kritisierten Texte des Autors Voigt finden sich nicht mehr auf den Internetseiten des Mooskuriers. Fest steht aber, dass Voigt nachweislich als Autor der rechtslastigen Blogzeitung Die freie Welt in Erscheinung getreten ist. Er hat dort ein Autorenprofil. Darin heißt es, er habe an der Ludwig-Maximilians-Universität in München germanistische Linguistik und Soziologie studiert und sich in seiner Dissertation mit "Mädchenfreundschaften unter dem Einfluss von Social Media" befasst.

Der Mooskurier schmückt sich mit Voigts vermeintlichen journalistischen Leistungen

In der aktuellen Ausgabe des Mooskuriers schmückt sich das Blatt mit Voigts journalistischen Meriten. Der Autor werde in diesem Jahr mit dem Gerhard-Löwenthal-Preis ausgezeichnet, steht dort im Vorspann zu einem Interview mit Voigt. Dieser Preis wird von der Wochenzeitung Junge Freiheit verliehen, die sich selber als unabhängig und konservativ verortet, von kritischen Stimmen wie beispielsweise dem Buchautoren Stephan Braun aber klar als "das Leitmedium der sogenannten Neuen Rechten" angesehen wird.

In dem Interview mit dem Mooskurier geht der 30-jährige Hallbergmooser Voigt am Ende scharf mit der "modernen Sexualpädagogik" ins Gericht. Zu einem von ihm veröffentlichten Artikel gibt er erklärend zu Protokoll: "Ich habe aus Unwissenden Betroffene gemacht, die ihr Entsetzen dann per Leserbrief geäußert haben."

"Ich konnte bei den Thesen nur den Kopf schütteln"

Die Hallbergmooser SPD wirft dem Mooskurier allerdings vor, kritische Leserbriefe zu dem Thema nicht abgedruckt zu haben. Chefredakteur Heiko Schmidt weist diesen Vorwurf zurück. Der Freisinger SZ wollte er am späten Dienstagnachmittag keine Stellungnahme abgeben. Er wolle die Vorwürfe erst prüfen lassen, teilte Schmidt mit. Er bedauere aber sehr, dass der SPD-Ortsverband nun diesen Weg gehe. Er selbst habe immer Gesprächsbereitschaft signalisiert.

Kreilinger widerspricht dieser Darstellung. Der Mooskurier sei schon seit längerem Gesprächsthema in der Gemeinde. Weil Chefredakteur Schmidt aber keinerlei Einsicht habe erkennen lassen, habe man sich nun dazu entschlossen, an die Öffentlichkeit zu gehen. Kreilinger spricht auch von einer "versteckten Drohung", die ihm Schmidt habe zukommen lassen.

"Ich habe vier Kinder und sechs Enkelkinder und konnte bei den Thesen von Voigt nur den Kopf schütteln", sagt Kreilinger. Er will sich dagegen wehren, dass das Anzeigenblatt, in dem auch amtliche Mitteilungen der Gemeinde Hallbergmoos gedruckt werden, zu einer rechtspopulistischen Zeitung wird. Der SPD-Ortsverband will sich in einer Mitgliederversammlung am 24. November mit dem Thema befassen. Unter Tagungsordnungspunkt vier soll dort über rechtspopulistische Themen des Mooskuriers gesprochen werden.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.2740820
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ vom 18.11.2015
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.