Süddeutsche Zeitung

Moosburger Kleinunternehmen:Ganz scharfe Produkte aus dem heimischen Garten

Lesezeit: 2 min

Jalapeños, Carolina Reaper und Habanero Orange: Silke Schwertl, im Hauptberuf Altenpflegerin, baut Chilis an. Sie verarbeitet das scharfe Gemüse und verkauft Soßen und Gewürz in ihrem Onlineshop.

Von Anais Agudo Berbel, Moosburg

Einem besonderen Hobby hat sich Silke Schwertl aus Moosburg verschrieben. Sie pflanzt seit 2015 Chilis in ihrem Garten an und verkauft diese auch seit drei Jahren kleingewerblich. Ursprünglich stammt die Chili aus Amerika und gelangte, wie unter anderem auch die Kartoffel und die Tomate, erst durch Kolumbus nach Europa. Zwar ist die Pflanze als Gewürz allgemein bekannt, aber anders als die Kartoffel eher untypisch für die deutsche Küche.

Weil ihr Bruder von der Pflanze so begeistert war, begann sie Chilis anzubauen

Angefangen, Chilis anzubauen, habe sie damals wegen ihres geistig behinderten Bruders, erzählt Silke Schwertl. Der sei in im Fernsehen auf die Pflanzen aufmerksam geworden und so fasziniert von ihnen gewesen. "Er hat mich dann gefragt, warum ich nicht auch welche bei mir anbaue." Inzwischen nutzt Silke Schwertl 200 Quadratmeter ihres Gartens für den Anbau der scharfen Schoten und verkauft anschließend selbts produzierte Chilisoßen und -pulver in ihrem Onlineshop Firechili.

"Es macht total viel Spaß, den Chilis beim Wachsen zuzusehen", sagt sie. Im Frühjahr beginnt Schwertl mit dem Aussäen der Chilisamen in ihrer Chiliwerkstatt. Unabhängig davon, welche Pflanze man anbauen wolle, sei es wichtig, dass die Raumtemperatur 25 Grad Celsius betrage, erläutert sie. Erst dann könnten Pflanzen keimen. Anfang März sei der Anbau dann abgeschlossen. "Ich stelle die Pflänzchen dann auf meinen Balkon, dort können sie schon etwas Sonne schnuppern."

Seit neuestem hat Silke Schwertl auch Knoblauch ausgesät

Im Herbst werden die Chilis dann in ihr Gewächshaus verlegt und nach der Ernte getrocknet und weiterverarbeitet. Zur Zeit befinden sich in Silke Schwertls Sortiment verschiedene Chiliarten, unter anderem die Jalapeños, Carolina Reaper und Habanero Orange. Über deren Herkunft, Schärfe und den Wert auf der Scoville-Skala informiert Schwertl auf ihrer Webseite. Anhand der Einheit Scoville (englisch: Scoville Heat Unit oder SHU) lässt sich der Schärfegrad einer Chili bestimmen.

Neuerdings habe sie auch Knoblauch ausgesät und würde zudem gerne probieren, Senf zu kultivieren, erzählt sie. "Ganz neugierig bin ich aber darauf, aus schwarzen Tomaten eine Chilisoße zu machen, das werde ich dieses Jahr zum ersten Mal ausprobieren." Silke Schwertl experimentiert und versucht, bereits vorhandene, industriell hergestellte Produkte so biologisch wie möglich selber zu machen. So stelle sie beispielsweise auch ihren eigenen Dünger auf Basis einer Brennnessellauge her.

"Alles, was der Garten mir schenkt, kommt jetzt in den Dünger"

Vier bis fünf Jahre habe sie dafür benötigt, um die richtige Rezeptur für den Dünger herauszufinden. Schwertl arbeitet als Altenpflegerin, hat oft hilfreiche Tipps von Patienten bekommen und diese bei sich im Garten angewendet. "Alles, was der Garten mir schenkt, kommt jetzt in den Dünger", so Schwertl. Es sei nicht leicht gewesen, aber für fast jede Pflanze habe sie einen funktionierenden Dünger erfunden.

Sie ist sich der Umweltbelastung durch Düngemittel bewusst und hält es deshalb für besser, alles, was möglich ist, biologisch herzustellen. "Jeder muss ein bisschen etwas tun, um der Umwelt zu helfen", sagt sie. Außerdem bilde sie sich ein, dass ihre biologisch gedüngten Tomaten schon besser schmecken als die vom Discounter. Silke Schwertl überlegt auch, wie sie sagt, ein Biosiegel zu beantragen. Dafür würden Bodenproben entnommen und auf Chemikalien untersucht. Davon werde man in ihrer Erde jedoch keine Spur finden, sagt Silke Schwertl voller Überzeugung.

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Quelle:
SZ vom 10.01.2022
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