Süddeutsche Zeitung

Moosach-Kabarett:Matrosen und Gondoliere

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Sechs Schollen und ein Aal für 20 Euro - oder was die Moosach Freising alles bringt.

Von Kerstin Vogel

Der Brandgeruch hängt immer noch unverkennbar schwer in der Stube, auch wenn das Feuer, das dem altehrwürdigen Freisinger Furtnerbräu im September 2013 endgültig den Garaus zu machen drohte, schon wieder fast ein Dreivierteljahr zurückliegt. Fast so lang hatte es nach dem Brand gedauert, bis auch das Jagdzimmer der Traditionsgaststätte wieder eröffnet werden konnte - gefeiert wurde das am Donnerstagabend mit leichter Verspätung, dafür passend mit Musik von den Freisinger Jagdhornbläsern, Jägerliedern des Furtner-Singkreises und einer kleinen Kabarettdarbietung der "Frustigen Moosacher".

Die befasste sich noch einmal mit der geplanten Moosachöffnung - auch das ein wenig verspätet, hatten doch die Freisinger gerade vier Tage vorher der Planung mit großer Mehrheit zugestimmt, was dem Thema ein wenig die Brisanz nahm. Trotzdem war es ganz lustig, was Daniela Seulen als fiktive "Fremdenführerin" der Stadt und Peter Thomas als Tourist der Zukunft da zum Thema "Freising, das Venedig Altbayerns" eingefallen war. Zum Beispiel die Vorstellung, dass die Freisinger Verkehrswächter künftig in Matrosenkleidung ihren Dienst versehen müssten, die Busfahrer umgeschult würden zu Gondolieres und Besucher der Stadt ihre Seepferdchen-Abzeichen demnächst gut sichtbar an der Kleidung zu tragen hätten.

Eine Wasserskianlage zwischen Kriegerdenkmal und Karlwirt könnte in der Zukunft noch mehr Touristen in die Stadt locken und eine ganze Reihe neuer Veranstaltungen den Ruhm der Stadt mehren: ein Neujahrsschwimmen, das Freisinger Geldbeutelwaschen, eine Wahl der "Miss Moosach". Außerdem auf dem Veranstaltungskalender der "Frustigen Moosacher": ein Fischmarkt, den das dritte Kabarett-Mitglied Klaus Reichl in der Rolle des Marktschreiers vor dem geistigen Auge des Publikums erstehen ließ, als er lautstark nicht nur "sechs Schollen und nen Aal für 20 Euro" anpries, sondern auch noch eine echte "Moosach-Sprotte" drauflegen wollte.

Tourist Peter Thomas jedenfalls kündigte am Ende an, für die geöffnete Moosach in zehn Jahren wiederkommen zu wollen, dann wäre wohl auch die Westtangente fertig, mahnte er noch augenzwinkernd andere Freisinger Großprojekte an: "Und die Eishalle und das Kombibad - und vielleicht gibt es dann schon eine neue Bürgerinitiative, die die Moosach wieder zu machen will." Schön wäre es auf jeden Fall, wenn es auch den Furtner dann immer noch gäbe, denn die Kleinkunstszene inklusive Singkreis, die sich hier auf Betreiben von Vroni Bair, Thomas und den Wirten zu etablieren scheint, könnte für echte Touristen in der Zukunft durchaus noch zu einem Anziehungspunkt werden.

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Quelle:
SZ vom 31.05.2014
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