Süddeutsche Zeitung

Mintrachinger Burschen:Immer gesellig bleiben

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Der Verein feiert sein 100-jähriges Bestehen in bester Verfassung. Dabei hat es durchaus Zeiten gegeben, in denen seine Existenz in Gefahr war.

Von Birgit Grundner, Neufahrn

Paragraf zwei wird in den nächsten Tagen auf jeden Fall voll erfüllt: Unter anderem die "Förderung des geselligen Lebens" hat der Mintrachinger Burschenverein bei der Gründung 1919 ausdrücklich zum Vereinszweck erklärt. Das 100-jährige Bestehen wird jetzt mit einem Festprogramm gefeiert, wie es in einem Dorf nur selten geboten wird. Zum Auftakt kommt am heutigen Mittwochabend die Band Django 3000. Es folgen am Donnerstag tagsüber ein Oldtimertreffen und ein Künstlermarkt sowie von 19 Uhr an eine Party mit der Band Tetrapack. Party ist auch am Freitag angesagt - das Motto: "Isarrauschen". Am Samstag präsentieren Da Huawa, da Meier und I ihr Programm "Agrat" und am Sonntag gibt es um zehn Uhr einen Festgottesdienst und einen Festumzug. Abschließend trifft man sich noch einmal im Bierzelt, das an der Kirchenstraße aufgebaut ist. Dabei war im Laufe der Vereinsgeschichte mehrmals zu befürchten, dass es ein 100. Jubiläum niemals geben wird.

1919 waren die Burschen mit viel Elan gestartet. Schnell hatten sich 30 Mitglieder gefunden, die sich neben dem gesellschaftlichen Leben zum Beispiel auch um die Verschönerung des Ortes und die "Unterstützung erkrankter Kameraden" kümmern wollten: Wer mindestens acht Tage arbeitsunfähig war, konnte mit einer einmaligen Gabe von fünf Euro von jedem Vereinskameraden rechnen. Aber im zweiten Weltkrieg dürften auch beim Burschenverein Mintraching alle Aktivitäten zum Erliegen gekommen sein. Aufzeichnungen aus dieser Zeit gibt es allerdings nicht.

Es sollte nicht die einzige Vereinskrise bleiben. 1968 zum Beispiel "schlief der Burschenverein buchstäblich ein", heißt es in der Chronik, mehrere Jahre gab es "keine aktiven Tätigkeiten". 1978 wurde dann aber ein Maibaum aufgestellt und der Verein wiederbelebt. In den 1990er Jahren folgte der nächste Rückschlag: Die Mitgliederzahlen gingen damals dramatisch nach unten. Gerettet haben den Verein letztlich zwei beinahe revolutionäre Änderungen: Auch Mädchen und junge Frauen werden seitdem aufgenommen, und wer heiratet, scheidet nicht mehr automatisch aus. Und dem Traditionsverein ist es gelungen, sich mit seinem Aktivitäten fest im Dorfleben zu etablieren. Maifest, Rosenmontagsball, Theater, Dorffest, Gaudi-Fußballturnier, Kirdahutschen - all das ist aus dem Mintrachinger Terminkalender längst nicht mehr wegzudenken. Der Burschenverein hilft zum Beispiel auch beim Christkindlmarkt und beim Mintrachinger Adventsstandl und organisiert Ausflüge.

Stammgast ist er auch beim Gaudiwurm in Günzenhausen und beim Faschingsumzug in Kammerberg-Fahrenzhausen. 2012 zum Beispiel kritisierten die jungen Leute mit ihrem Faschingswagen die damaligen Pläne für den "Bavaria-Park" bei Mintraching. Und 2014 trugen sie symbolisch das Theater zu Grabe. Der Verein hatte die Vorstellungen absagen müssen, weil der FC Mintraching die Sporthalle nicht mehr zur Verfügung stellen wollte. Später hat sich dann ein Kompromiss gefunden. Ausgetüftelt werden die Unternehmungen in einem ausrangierten Zirkuswagen, den die jungen Leute zum "Vereinslokal" umfunktioniert haben. Er steht auf dem Häuser-Hof. Jeden zweiten Mittwoch ist dort Stammtisch. Dabei entstand wohl auch die Idee für das Dartturnier, das seit einigen Jahren jährlich ausgetragen wird, und für die Trophäe, die der Sieger bekommt: Es ist ein "Dart-Vader-Pokal". Wie es aussieht, hat sich der Burschenverein mit all dem für die Zukunft fit gemacht: Momentan hat er 90 Mitglieder, so viele wie noch nie. Gut möglich, dass es nach der 100-Jahr-Feier noch mehr werden.

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SZ vom 14.08.2019 / bg
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