Süddeutsche Zeitung

Malachitgrün:Gefahr aus dem Geschiebe

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Die verbotene Fischarznei Malachitgrün sitzt noch in den Moosach-Sedimenten. Ein Züchter fordert in einer Petition an den Landtag deshalb die Reinigung seiner Teiche und des Bachlaufs.

Von Alexandra Vettori, Freising

Für die Fischzuchten in der Freisinger Region ist das Problem mit dem Malachitgrün im Wasser noch längst nicht vorbei. Die Ermittler der Staatsanwaltschaft Landshut aber haben ihre Arbeit getan, Anfang vergangener Woche ist Anklage gegen einen 50-jährigen Fischzüchter aus dem Landkreis Dachau erhoben worden, der in der Neufahrner Moosmühle eine Teichanlage gepachtet hat. Dort soll im Spätsommer vergangenen Jahres ein Mitarbeiter des Angeklagten Malachitgrün ausgebracht haben, ein europaweit seit Jahren verbotenes Fisch-Arzneimittel.

Während das Amtsgericht Freising klären wird, ob - wie die Staatsanwaltschaft sagt - das Malachitgrün vorsätzlich im Wasser landete oder - wie der Angeklagte behauptet - durch ein Versehen des Mitarbeiters, kämpfen die Fischzüchter der Region immer noch mit den Nachwehen. Der Absatz ist zurückgegangen, die Kunden sind verunsichert. Die zwei weiteren - jetzt erwiesenermaßen unschuldigen - Fischzuchten in Freising, die über ein halbes Jahr zumindest in Teilen gesperrt waren, kämpfen nach wie vor ums Überleben. Einer von ihnen, der Freisinger Stadtfischer Peter Baumgartner, hat deshalb nun eine Petition an den Landtag verfasst, in der er sich Hilfen für die Betroffenen wünscht.

Der Fischzüchter fordert eine Reinigung der Moosach

Vor allem bei schlechtem Wetter werden seiner Beobachtung nach immer noch Malachitgrün und sein Abbauprodukt Leukomalachitgrün mit den Bachsedimenten der Moosach aufgewirbelt. Diejenigen seiner Teiche, die direkt an das Bachsystem angeschlossen sind, bleiben deshalb vorsorglich gesperrt. Baumgartner fordert eine Reinigung seiner noch belasteten Teiche, von deren Zuflüssen sowie der Moosach selbst. Er fühlt sich von den Behörden dabei nicht unterstützt und bemängelt in der Petition eine "zu langsame Aufklärung und Entscheidungsfindungen der Behörden, in Bezug auf nötige Maßnahmen durch die Kontamination". Seiner Meinung nach sollte schnellstmöglich geklärt werden, wer für die Sanierung der Gewässer verantwortlich ist.

Im Wasserwirtschaftsamt München, das auch für die umliegenden Landkreise zuständig ist, prüft man derzeit tatsächlich, ob die Teichanlage in der Moosmühle oder gar Teile der Moosach und Zuläufe saniert, konkret: ausgebaggert werden müssen. Stefan Homilius, der stellvertretende Leiter, sagt, "Bachsanierungen sind nicht ausgeschlossen". Reste des Malachitgrüns hingen noch immer in Geschieben fest, "von der Eintragstelle aus nach unten hin abnehmend". Allerdings, so Homilius, sei der Rechtsvollzug Sache des Landratsamtes. Dazu müsse der Verursacher jetzt dem Landratsamt erst einmal ein Konzept zur Sanierung vorlegen, "wir schauen uns das dann an".

Ermittelte Gehalte der giftigen stoffe seien "unkritisch"

Auch aus dem Landratsamt Freising heißt es auf Nachfrage, "konkrete Sanierungsmaßnahmen an den betroffenen Gewässern sind derzeit noch nicht geplant, dies wird aber vom Wasserwirtschaftsamt München im Moment geprüft." Die Untersuchungen von Wasser-, Sediment- und Schwebstoffproben, Fischnährtierchen und wild in der Moosach und in Teilen der Isar lebenden Fische hätten ergeben, dass nur in bestimmten Bereichen Gehalte von mehr als zwei Mikrogramm pro Kilo in Forellen, einigen Wildfischen und Sediment vorhanden waren. "Diese dürften auf einen Eintrag von Malachitgrün im erweiterten Bereich des Mieskanals, die Abwanderung von belasteten Fischen aus Teichanlagen und den Besatz des Isar-Abschnittes Hangenham-Oberhummel mit belasteten Forellen zurückzuführen sein", heißt es in der Antwort weiter.

Das Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit kommt zu dem Ergebnis: Alle ermittelten Gehalte von Malachit- und Leukomalachitgrün in Fischen seien weder bei Langzeit- noch Kurzzeitaufnahme der Fische als gesundheitsschädlich anzusehen. Auch Baden und Spielen in den Bächen, Wasserschlucken inklusive, sei auch für Kinder "als unkritisch anzusehen".

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Quelle:
SZ vom 15.05.2019
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