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Kommunalwahl 2020 - Worauf es im neuen Kreistag ankommt:Öffentlicher Nahverkehr: Quer durch den Landkreis 

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Der nächste Kreistag wird sich für mehr Express-Buslinien einsetzen. Gewünscht ist auch eine bessere Information über digitale Medien, die Auskünfte über Abfahrtszeiten und Anschlüsse geben.

Von Peter Becker, Freising

Die Weichen sind gestellt: In gut anderthalb Jahren soll ein Expressbus Freising und Garching miteinander verbinden. Super für alle, die in einer der beiden Städte auf dem Forschungsgelände arbeiten. Oder für Berufspendler, die künftig in Garching in die U-Bahnlinie U 6 umsteigen können, um dann zu ihrem Arbeitsplatz in München weiterzufahren. Den Beschluss, eine solche Expressbuslinie einzurichten, hat der Kreistag im Zuge der Fortschreibung des Nahverkehrsplans bereits im Oktober gefasst. Auf dem Wunschzettel der Fraktionen stehen weitere solcher Schnellbusse. Etwa von Au Richtung Freising, um den nördlichen Landkreis besser anzubinden. Oder eine Linie von Schweitenkirchen über Allershausen in den Münchner Norden. Im Gespräch sind eine schnelle Verbindung von Moosburg nach Erding und eine Tangentialverbindung durch das Ampertal.

Für Landrat Josef Hauner (CSU) sind dies alles Ziele, die konform mit denen des Münchner Verkehrsverbundes (MVV) gehen. Der wehrt sich gegen solche Vorstellungen nicht, solange sie rentabel sind. Schließlich ist es erklärtes Ziel des Kreistags, zusammen mit dem MVV die Verkehrssituation im Landkreis in den Griff zu kriegen und seine Einwohner zum Umsteigen auf öffentliche Verkehrsmittel zu bewegen. Eine andere Sache ist natürlich die Frage der Finanzierbarkeit. In Zeiten, in denen der Landkreis vor Wirtschaftskraft nur so strotzt, sind solche Wünsche leicht erfüllt. Aber wehe, wenn die Gewerbesteuer mal wieder wegbricht und die Kassen des Landkreises nicht mehr so gefüllt sind, dann muss der öffentliche Nahverkehr mit all den zusätzlichen Expressbuslinien weiter finanziert werden. Und sei es durch die Erhöhung der Kreisumlage. Auf diese Konsequenzen weist die Verwaltung im Vorfeld solcher Beschlüsse unverdrossen hin.

Wird zu viel Geld in den Straßenbau investiert?

Manchem Kreisrat gehen die aktuellen Investitionen des Landkreises nicht weit genug. Albert Schindlbeck von den Freisinger Linken forderte beispielsweise im Vorfeld der Haushaltssitzung des Kreisausschusses des Kreistags, die Ausgaben für den Bau und den Unterhalt von Kreisstraßen zu reduzieren und dafür in den öffentlichen Nahverkehr zu stecken. Er und Kreisräte der Grünen-Fraktion haben das Gefühl, dass zu viel Geld in den Straßenbau investiert werde. Das Netz der Kreisstraßen umfasst 260 Kilometer.

Demgegenüber stellte Landrat Hauner in dieser Sitzung eine Bilanz seiner Amtszeit von 2014 bis 2019 gegenüber. In dieser Zeit seien 20 Millionen Euro für den Bau und Unterhalt von Straßen aufgewendet worden, zählte Hauner in der Sitzung auf. "Pro Jahr sind das 3,3 Millionen Euro." Hauner fügte hinzu, dass in dieser Rechnung die Beteiligung des Landkreises an der Freisinger Westtangente nicht enthalten sei.

Elf Millionen Euro gibt der Landkreis 2020 für den ÖPNV aus

Für seine Busse dagegen hat der Landkreis im Jahr 2018 ganze 9,1 Millionen Euro ausgegeben. Allein für die Jahre 2014 bis 2018 sei der jährliche zusätzliche Aufwand von 2,61 auf 3,36 Millionen Euro gestiegen. Anders ausgedrückt sind das im Vergleich zum Jahr 2014 zusätzliche 754 000 Kilometer Leistung. Hauner wies darauf hin, dass der Landkreis im Jahr 2020 gut elf Millionen Euro für den öffentlichen Nahverkehr ausgibt. Zu den Kosten für den Busverkehr kommen die zur Umsetzung der Tarifreform des MVV und der Einführung des 365-Tage-Tickets für Schüler und Auszubildende. Was den Unterhalt der Straßen anbelangt, stellte Hauner klar, dass er sich als Landrat auch als Anwalt der Bürger des nördlichen Landkreises sieht. Diese brauchten gut erhaltene Straßen, um zu den Bahnhöfen entlang der Eisenbahnlinie kommen zu können. Und schließlich seien auch Busse darauf angewiesen, auf optimal in Stand gehaltenen Straßen fahren zu können.

Der Planungsausschuss des Kreistags entscheidet als Erstes, welche Verbesserungsvorschläge im Linienverkehr umgesetzt werden sollen. Diese kommen zumeist von den Gemeinden. Mit Bussen allein ist es aber nicht getan. Auch das Drumherum müsse stimmen, fordern nicht nur die Grünen im Kreistag. Deren Antrag, das Umfeld der Bushaltestellen, insbesondere der künftigen Halte von Expressbussen, attraktiver zu gestalten, etwa mit Abstellmöglichkeiten für Fahrräder, wurde jüngst im Kreisausschuss mit dem Hinweis abgelehnt, dies sei eine Angelegenheit der Gemeinden. Da müssten die Kreisräte schon auf ihre jeweiligen Kommunen einwirken, hieß es. An den örtlichen Befindlichkeiten scheitert es oft, den Bussen tatsächlich Vorfahrt einzuräumen, damit sie ihre Abfahrtszeiten einhalten können. Ein tatsächliches Problem stellt dies für den Expressbus von Allershausen nach München dar. Er muss gegebenenfalls die Standspur nutzen können, um an Staus vorbei zu fahren.

Gewünscht ist eine bessere digitale Ausstattung der Haltestellen und Busse sowie die Einrichtung spezieller Apps. Jeder Fahrgast soll zeitnah erfahren, wann sein Bus abfährt, ob er Verspätung hat und seinen Anschluss nicht mehr erreicht.

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Quelle:
SZ vom 25.02.2020
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