Süddeutsche Zeitung

Landkreis Freising:Das Landratsamt experimentiert mit modernen Arbeitswelten

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Im ehemaligen Stabsgebäude der Steinkaserne baut sich die Behörde ein zweites Standbein auf. Bis zum Ende des Jahres sollen dort Testflächen entstehen. Dann darf das Personal probieren, wie es seinen Alltag am sinnvollsten gestaltet.

Von Peter Becker, Freising

Ein Kommen und Gehen herrscht im ehemaligen Stabsgebäude der Freisinger Steinkaserne. Im vergangenen Jahr zog in das erste Obergeschoss ein Contact-Tracing-Team (CTT) ein, das die Kette der Ansteckungen mit Corona zurückverfolgte. Dieses Personal werde jetzt wieder abgebaut, sagte Landrat Helmut Petz (FW) zu Beginn eines Rundgangs durch das Gebäude, das der Landkreis zum zweiten Standbein seiner Verwaltung ausbauen möchte. Johanniter und Rotes Kreuz, bis vor Kurzem noch Betreiber des Freisinger Impfzentrums, sind ausgezogen. Der neue hat seine Räume im Komplex schon bezogen. Kreisrätinnen und Kreisräte waren neugierig, was sich denn seit der letzten Begehung im vergangenen Juli alles getan hat.

Das Erdgeschoss ist jedenfalls schon in Beschlag genommen. Zwar weniger mit Menschen, dafür aber umso mehr mit Akten. Die Registratur des Landratsamts ist bereits auf den Mainburger Berg hinauf gezogen. Regal reiht sich an Regal. Die Dokumente, die sich im Laufe der Zeit angesammelt haben, harren ihres Schicksals. "Wir fangen an, zu digitalisieren", sagt Landrat Petz. Manche Akte wird über kurz oder lang nicht mehr gebraucht und aussortiert. Andere werden zur weiteren Verwahrung verschickt. Wie lang das Impfzentrum noch einen Trakt im Stabsgebäude einnimmt, weiß derzeit niemand so genau. So groß scheint der Andrang der Impfwilligen im Augenblick nicht zu sein. Was im Herbst geschieht, wenn die Infektionsrate vielleicht wieder ansteigt, das weiß heute noch niemand.

Das Landratsamt arbeitet daran, das Gebäude zunächst so fit zu machen, dass dort 155 Angestellte einziehen können. "Das ganze Gebäude ist eine Baustelle", erklärt Martin-Rafael Luque Lopez vom Hochbauamt des Landkreises. Derzeit werde für den Brandschutz gesorgt. Dabei stellt das halbwegs hergerichtete Stabsgebäude nur eine Zwischenlösung dar, bevor die eigentliche Sanierung beginnt. Wann dieser Zeitpunkt gekommen ist, das weiß niemand so genau. Landrat Petz geht jedenfalls davon aus, dass er das in den vier verbleibenden Jahren seiner Amtszeit nicht mehr erlebt. Hauptsache ist, dass in der Übergangzeit dort Leute arbeiten können, denn das Landratsamt selbst platzt bald aus allen Fugen. Weil die Aufgaben der Behörde immer mehr zunehmen, muss in der Folge zusätzliches Personal eingestellt werden.

Im Fußboden befindet sich asbesthaltiger Estrich. Er darf deshalb bis zur endgültigen Sanierung nicht geöffnet werden

Oberste Prämisse ist, ja nicht den Fußboden zu öffnen. Dort, unter dem Linoleum, verbirgt sich asbesthaltiger Estrich. Das stellt bis auf Weiteres für die Beschäftigten keine Gefahr da. Die gefährlichen Mineralfasern bleiben ja zugedeckt und werden erst bei der eigentlichen Sanierung des Gebäudes entfernt.

Das erste Stockwerk des Stabsgebäude stellt etwas Besonderes dar. Vergangenes Jahr, ungefähr um die gleiche Zeit, hat das Landratsamt in den Zimmern das Personal des CTT untergebracht. Mittlerweile ist dort jetzt Ruhe eingekehrt. Die Helfer und Helferinnen sind nach und nach wieder ausgezogen. Die Planer haben jetzt Gelegenheit, sich einem ihrer Lieblingsprojekte zu widmen: den Arbeitsplätzen der Zukunft. Auf einer Fläche von 500 Quadratmetern sollen dort moderne Arbeitswelten entstehen. Das beauftragte Planungsbüro will dort im Laufe des Jahres 24 Arbeitsplätze gestalten, wenn dort erst mal das CTT ganz ausgezogen ist. Petz sagte in der sich dem Rundgang anschließenden Sitzung des Kreisausschusses, dass mit deren Einrichtung im Herbst begonnen werden könne.

Auf dieser Testfläche sollen innerhalb eines Jahres alle Abteilungen des Landratsamts zeitlich gestaffelt ein breites Spektrum an Arbeitsplatz-Typologien, Besprechungs- und Nebenräumen ausprobieren können. Bis zum Jahresende könnten die Testflächen bezogen werden.

Bleibt noch das Dachgeschoss des Stabsgebäudes mit seinen riesigen Räumen. Dort hat sich seit der Begehung im vergangenen Juli scheinbar wenig verändert. Die Böden sind immer noch mit Staub bedeckt. Die gleichen Träger mit Wasserflaschen oder Limonade wie im vergangenen Jahr scheinen dort herumzustehen. Immerhin in einem Teil des Dachbodens hat sich etwas getan. Auf einer Fläche von etwa 100 Quadratmetern hat sich der Freisinger Archäologische Verein mit Stapeln von Kisten breitgemacht. Was letztlich aus den großen Räumen unter dem Dach geschieht, steht noch nicht fest. Dort könnten sowohl Kulturveranstaltungen als auch Besprechungen stattfinden.

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