Süddeutsche Zeitung

Kranzberg:Feilschen um Bauland

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Die Gemeinde möchte mehr Neubauten in kleinen Orten, die Naturschutzbehörde speckt ab

Von Petra Schnirch, Kranzberg

Seit über vier Jahren wird in Kranzberg intensiv daran gearbeitet, einen neuen Flächennutzungsplan aufzustellen. Er soll die Entwicklung der Gemeinde für die nächsten 15 bis 20 Jahre steuern. Nun zeichnet sich ein Ende des langwierigen Prozesses ab. Bürgermeister Hermann Hammerl (Freie Wählergemeinschaft, FWG) hofft, dass die Arbeit an dem Entwurf im kommenden Herbst abgeschlossen werden kann. Einen wichtigen Schritt haben die Gemeinderäte in ihrer jüngsten Sitzung gemacht. Sie befassten sich erneut mit Einwendungen von Fachbehörden und Privatpersonen. Größter Brocken waren dabei Vorbehalte der Unteren Naturschutzbehörde. Einen strittigen Punkt hat das Gremium vertagt.

Vor allem in Hohenbercha sind auf Druck der Behörde etwa 6000 Quadratmeter potenzielles Bauland herausgefallen. Dies akzeptierte das Gremium bei drei Gegenstimmen. Für den Ortsteil Berg sucht die Gemeinde aber noch einmal das Gespräch mit dem Landratsamt, da dort sonst kaum Möglichkeiten für Neubauten bestehen.

Grundsätzliche Kritik an dem Entwurf übt nach wie vor der Bund Naturschutz. Zwar wurde die Zahl potenzieller Siedlungsflächen, die der Flächennutzungsplan aufzeigt, im Laufe des Verfahrens bereits deutlich reduziert. Eine Erhöhung um 14 Prozent gegenüber dem alten Plan ist nach Ansicht des Verbands aber immer noch zu viel. Das Planerteam des Büros NRT aus Marzling vertritt aber die Meinung, dass dies angemessen sei.

In Hohenbercha war aber auch der Unteren Naturschutzbehörde die vorgesehene Gesamtausweisung zu umfangreich. Rechts und links der Ortseinfahrt werden deshalb als Kompromiss mehrere Grundstücke herausgenommen. Möglicherweise könnten hier aber einzelne Bauvorhaben über einen Bebauungsplan genehmigt werden, sagte Hammerl. Derzeit stünden die Flächen ohnehin nicht zur Verfügung.

Schwieriger war die Situation in Berg. Dort sollen laut Vorgabe der Unteren Naturschutzbehörde drei Flächen im Westen, die teilweise in einer Senke liegen, gestrichen werden. Planer Martin Gebhardt unterstrich, dass man darüber nicht einfach hinweg gehen könne. Die Behörde habe klar gemacht, dass eine Genehmigung sonst nicht in Aussicht gestellt werden könne. Franz Braun (CSU) bestand darauf, an den Flächen festzuhalten. Der Gemeinderat vertrete auch die Bürger der kleinen Ortsteile. "Es kann nicht sein, dass die immer benachteiligt werden", sagte er. "Dann bleibt nur noch eine Mini-Lösung für Berg", stimmte ihm Sonja Kieslinger (FWG) zu. Monika Mühl (FWG) mahnte dagegen, "nicht so auf Konfrontation zu gehen". Wenn der Plan nicht genehmigt werde, "schmeißt uns das zurück". Petra Horneber (CSU) fand es nicht logisch, dass nun eine Lücke bleiben soll, denn eine der fraglichen Flächen ist bereits bebaut. Ihr Fraktionskollege Roland Haslbeck meinte sogar, dass er sich "ein bisschen verkohlt vorkommt". Das stelle den ganzen Flächennutzungsplan in Frage. Gebhardt will nun noch einmal mit der Behörde verhandeln, auch wegen alternativen Flächen in Berg. Er nannte es aber nicht verhältnismäßig, "wegen so etwas den ganzen Plan nicht genehmigt zu bekommen". Der Punkt wurde zurückgestellt.

Für die Ortschaft Zinklmiltach wiederum wurde eine einvernehmliche Lösung gefunden, eine strittige Fläche bleibt als mögliches Bauland erhalten, eine weitere fällt dagegen raus. Das bisher als Gemeinbedarfsfläche ausgewiesene Areal an der Kranzberger Ringstraße nahe des Kinderhauses bleibt als solche erhalten und steht auch künftig nicht für eine Wohnbebauung zur Verfügung, das hat der Gemeinderat bei drei Gegenstimmen beschlossen.

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SZ vom 13.07.2020
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