Süddeutsche Zeitung

Kirchbergers Woche:Ein bisschen "Basta" wäre nicht schlecht

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Bis die lärmgeplagten Allershausener ihre Ortsumfahrung bekommen, auf die sie schon seit Jahrzehnten warten, wird es noch eine Weile dauern. Der Verkehrsminister will jetzt langsam das Verfahren anleiern - wie schon seine Vorgänger zugesagt haben.

Kommentar von Johann Kirchberger

Links, rechts, vor zurück, das macht Spaß, das bringt Glück. Links, rechts, vor zurück, das ist der ganze Trick. Seit 30 Jahren diskutiert man in Allershausen jetzt schon über eine Ortsumgehung. Die Verkehrsbelastung durch zu- und abfahrende Autos und Lastwagen von der Autobahn wird immer größer. Aber wo und wie diese Umgehungsstraße einmal gebaut werden soll, darüber konnte man sich bisher nicht einigen. Viele Vorschläge wurden gemacht und wieder verworfen. Die Gemeinde Allershausen favorisiert die sogenannte Waldrandvariante unterhalb der Amperleite. Für die hat das Staatliche Bauamt bereits 2010 einen Vorentwurf vorgestellt, weil der angeblich am ehesten genehmigt wird. Diese Variante würde aber teilweise über Kranzberger Flur führen, weshalb die Nachbargemeinde Kranzberg eine etwas weiter westlich gelegene Trasse fordert. Die würde jedoch ein FFH-Gebiet berühren, und daher wohl schnell aus allen Planungen fliegen. Dann gibt es da noch die Nordvariante, was durchaus sinnvoll erschiene, weil der meiste Verkehr, der auf Allershausen zurollt, aus dem nördlichen Ampertal kommt. Es wird geredet, gestritten, geplant, aber es passiert nichts.

Einmal hat es die Allershauser Ortsumgehung bereits in die erste Dringlichkeitsstufe des Ausbauplans für Staatsstraßen geschafft. 2011 wurde Allershausen wieder zurückgestuft, um 2016 wieder in Stufe eins aufgenommen zu werden. Zahlreiche Gespräche mit Ministerien und dem Staatlichen Bauamt wurden schon geführt, jede Menge Minister sind schon gekommen, haben sich vorgestellt und versprochen, sich der Problematik anzunehmen. So viele Versprechen, durchaus glaubwürdige Versprechen, die Hoffnung machten, aber kein Ergebnis brachten.

Nach 30 Jahren laufen doch tatsächlich schon erste Voruntersuchungen für die Umfahrung

Nun ist neulich mit Christian Bernreiter Bayerns neuer Verkehrsminister in Allershausen gewesen. Der hat berichtet, dass bereits erste Voruntersuchungen für eine Umfahrung der Ortschaft laufen. Doch schon, nach 30 Jahren. Heuer sei im März sogar eine Verkehrszählung durchgeführt worden, an einem Tag, hat er berichtet. Wie in der Vergangenheit schon so oft. Im Oktober soll noch einmal gezählt werden, man braucht ja verlässliche Zahlen, ehe man sich für eine Trasse entscheidet. Und wenn man die hat, dann geht es in die Vollen, dann will Bernreiter ein Verkehrsgutachten erstellen lassen, als wenn es solche nicht schon genügend gäbe. Danach werde das Staatliche Bauamt diverse Trassenvarianten erarbeiten und dabei sowohl eine Süd- als auch eine Nordvariante untersuchen. Ja, da wird mit äußerster Sorgfalt vorgegangen, ehe man eine Trasse auswählt und ein Planfeststellungsverfahren einleitet. Wie viele Jahre bis dahin ins Land ziehen, wollte Bernreiter nicht voraussagen. Es könnten ja Klagen eingehen. Seitens der Gemeinde Kranzberg ist das durchaus zu erwarten, falls ihre Vorschläge nicht berücksichtigt werden.

Es geht also lustig weiter. Demokratie hin, Demokratie her. Manchmal würde man sich da schon einmal einen Entscheider wünschen, einen Basta-Mann oder eine Basta-Frau, der oder die sagt, so oder so wird es gemacht, Schluss mit den Debatten. Bernreiter, und da darf kein Zweifel aufkommen, ist das nicht. Er will jetzt langsam das Verfahren anleiern, so wie es schon seine Vorgänger zugesagt haben. Bis das abgeschlossen ist, werden sich die lärmgeplagten Allershauser wohl noch ein wenig gedulden müssen. Warte, warte nur ein Weilchen, dann kommt auch das Glück zu dir.

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