Süddeutsche Zeitung

Offizielle Ernteschätzung:Schöne Dolden - aber viel zu wenige

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Den Betrieben in der Hallertau macht das zweite Trockenjahr in Folge zu schaffen. Die Ernte wird auch 2023 unterdurchschnittlich ausfallen. Der Regen Ende Juli hat zwar geholfen, ist aber zu spät gekommen.

Von Petra Schnirch, Freising

Es hat sich bereits abgezeichnet - auch der Regen Ende Juli konnte keine Wunder mehr bewirken. Die Hopfenernte in der Hallertau, die in wenigen Tagen beginnt, wird schlecht ausfallen - zum zweiten Mal in Folge. Wieder war es die lange Trockenperiode im Sommer, die die Hoffnungen auf bessere Zahlen zunichte machte. Nach der offiziellen Ernteschätzung am Dienstag und Mittwoch gehen die Experten von einem Ertrag von 35 250 Tonnen aus. Das ist besser als 2022 (29 152 Tonnen), aber erneut unterdurchschnittlich. Zum Vergleich: 2020 und 2021 waren es jeweils über 40 000 Tonnen.

Immerhin tat der Regen Ende Juli der Entwicklung der Pflanzen gut. Der Verband Deutscher Hopfenpflanzer bilanziert deshalb in einer Pressemitteilung: "Auf eine einfache Formel gebracht kann man sagen: Wir ernten zwar heuer durchaus gut ausgebildete Dolden, aber leider zu wenig davon." Und der Verband zieht seine Schlüsse aus den Erfahrungen der vergangenen beiden Jahre.

Bisher sei nur einmal in einem Jahrzehnt mit einem besonders trockenen Jahr und entsprechenden Einbußen zu rechnen gewesen. "Nun sehen wir erstmals, dass auch zwei aufeinander folgende Jahre zu trocken sein können", so der Verband. Dort befürchtet man, dass dies das neue "Normal" sein könnte. Ein Blick auf den Hopfenanbau weltweit zeige, dass trockentolerante Sorten zusammen mit einer Bewässerung mittlerweile Standard seien. Deutschland als eines der führenden Hopfenbauländer müsse hier aufholen. Die Züchtung neuer Sorten und der gleichzeitige massive Ausbau der Bewässerung "müssen mit höchster Priorität und großer Geschwindigkeit vorangetrieben werden", fordert der Verband. "Der Klimawandel ist definitiv bereits im deutschen Hopfenbau angekommen und verlangt eine Anpassung unserer Anbausysteme."

An entsprechenden Sorten wird in der Hallertau, im Hopfenforschungsinstitut Hüll bei Wolnzach, längst geforscht. Eine Bewässerung ist auf den Feldern jedoch noch die Ausnahme. Eine gewisse Entlastung spüren die Hopfenpflanzer in diesem Jahr wenigstens bei den Produktionskosten, vor allem durch die gesunkenen Energiepreise.

Trotz der geringen Erntemenge ist noch genügend Hopfen für die Brauereien auf Lager

Neben der historisch schlechten Ernte belasteten die Betriebe 2022 zusätzlich die hohen Ausgaben, weil zur Trocknung der Hopfendolden sehr viel Energie benötigt wird - teils 30 000 Liter Öl und mehr pro Betrieb. Die Kosten dafür hatten sich im vergangenen Jahr mehr als verdoppelt. Der Preis für den Hopfen war dagegen nicht gestiegen, weil die meisten Landwirte langfristige Verträge abgeschlossen haben.

Zumindest die Konsumenten müssen sich keine Sorgen machen. Da noch genügend Hopfen auf Lager sei, könnten auch 2024 alle Brauereien mit einheimischer Ware beliefert werden, es werde keinen Engpass geben, versichert der Hopfenpflanzerverband.

Die gesamte Anbaufläche liegt in der Hallertau 2023 bei 17 129 Hektar, das ist ein wenig mehr als im Jahr zuvor mit 17 110 Hektar. Ein Großteil der für Deutschland geschätzten Erntemenge - insgesamt 41 110 Tonnen - kommt aus der Hallertau.

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