Süddeutsche Zeitung

Hopfenanbau:Das zweite schlechte Jahr in Folge

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Die Hopfenernte wird wegen des trockenen Sommers auch in diesem Jahr unterdurchschnittlich ausfallen, das zeichnet sich jetzt schon ab. Die Landwirte hoffen, dass es zumindest in den Wochen vor der Ernte etwas mehr regnen wird.

Von Petra Schnirch, Freising

Für die Hopfenbetriebe in der Hallertau ist auch 2023 ein sehr schwieriges Jahr. Zum zweiten Mal in Folge wird die Ernte unterdurchschnittlich ausfallen, das zeichnet sich laut Wolfgang Stanglmair, dem Einkaufsleiter der Hopfenverwertungsgesellschaft (HVG) in Wolnzach bereits ab. Genaue Zahlen werden nach der Ernteschätzung Mitte August vorliegen. Regenwetter wie an diesem Montag sei "sehnlichst erwartet" worden, sagt er, "es hätte aber schon sechs Wochen früher kommen müssen". Jetzt hoffen die Hopfenpflanzer, dass es zumindest in den fünf, sechs Wochen bis zur Ernte ausreichend Niederschläge geben wird. Davon wird abhängen, wie groß die Einbußen sein werden.

Schon 2022 war die Ernte wegen der langen Trockenheit nicht gut. Je nach Sorte verzeichneten die Landwirte einen Ertragsrückgang von 30 bis 35 Prozent. Hinzu kamen die stark gestiegenen Energie- und Materialkosten, die die Landwirte massiv belasteten.

Im Hopfenanbau vollzieht sich seit Jahren ein grundlegender Wandel. Die Zahl der Hopfenpflanzer geht kontinuierlich zurück, die Anbaufläche blieb in der Hallertau zuletzt dagegen weitgehend stabil. Deutliche Veränderungen gibt es aber bei den angebauten Sorten. Gefragt ist derzeit vor allem Bitterhopfen. Wolfgang Stanglmair sieht darin einen "Spareffekt" der Brauereien. Denn Aromahopfen sei für sie unter dem Strich teurer, und auch die Brauwirtschaft leidet unter den hohen Energiekosten. Vor allem der Anbau der bewährten Bitterhopfensorte Herkules hat noch einmal zugelegt.

Rückläufig ist dagegen die Anbaufläche für Spezialaromasorten mit klingenden Namen wie Hüll Melon oder Mandarina Bavaria, die im Hopfenforschungszentrum Hüll bei Wolnzach gezüchtet wurden und auf die der Verband Deutscher Hopfenpflanzer wegen des Craftbier-Trends, der vor einigen Jahren von den USA auch nach Bayern herübergeschwappt war, große Hoffnungen setzte. Sie verleihen dem Bier eine besondere fruchtige Note. Stanglmair bedauert den Rückgang, weil diese neuen Sorten bereits klimaangepasster seien und mit weniger Dünger und Pflanzenschutz auskämen als viele ältere. Die Hoffnung, dass sich diese Neuzüchtungen durchsetzen werden, habe sich jedoch nicht erfüllt. Die Nachfrage blieb begrenzt.

Die zunehmende Trockenheit in den Sommermonaten macht den Hopfenpflanzern seit Jahren zu schaffen. Vor allem in den Wochen vor der Ernte, wenn die Dolden reifen, benötigt der Hopfen Wasser. Schon 2022 forderte der Verband, dass die Bewässerung, wie dies in anderen Anbauländern bereits geschehen sei, langfristig ausgebaut werden müsse.

In Hüll forschen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zudem weiter an klimatoleranten Züchtungen. Vor kurzem auf den Markt eingeführt wurden beispielsweise die Sorten Titan und Tango. Titan wird in der Hallertau mittlerweile bereits auf 87 Hektar angebaut, Tango auf gut 55 Hektar. Diese Sorten müssten von der Brauwirtschaft dann aber auch abgenommen werden, heißt es in einem Appell des Hopfenpflanzerverbands.

Die Zahl der Betriebe geht seit vielen Jahren zurück

Eine Entwicklung ist in der Hallertau seit vielen Jahren zu beobachten: Die Zahl der Betriebe geht immer weiter zurück, auch 2023 setzt sich dieser Trend fort. In diesem Jahr gibt es noch insgesamt 841 Hopfenpflanzer in den Landkreisen Freising, Pfaffenhofen, Kelheim und Landshut. 2022 waren es 854, 2020 noch 880. Vor elf Jahren, 2012, registrierte der Verband sogar 1046, danach wurde die magische Grenze von tausend nicht mehr erreicht.

Gleichzeitig ist die Hopfenanbaufläche in der Hallertau von 14 086 Hektar im Jahr 2013 auf nun 17 128 Hektar gestiegen. In den vergangenen vier Jahren blieb dieser Wert relativ konstant. Die Hallertau ist damit nach wie vor das größte zusammenhängende Hopfenanbaugebiet der Welt und dominiert, wie eine aktuelle Aufstellung des Verbands zeigt, den Anbau in Deutschland, insgesamt gibt es dort eine Fläche von 20 628,82 Hektar und 1041 Betriebe. Die übrigen Gebiete wie Spalt, Tettnang oder Elbe-Saale sind also sehr viel kleiner.

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