Süddeutsche Zeitung

Erste Fälle im Landkreis Freising:Warnung vor der Hasenpest

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Landesjagdverband findet bei Gremertshausen zwei verendete Tiere, auch ein Mensch hat sich offenbar schon mit Tularämie infiziert. Für den Umgang mit Wild werden Vorsichtsmaßnahmen empfohlen.

Von Birgit Goormann-Prugger, Freising

Im Landkreis Freising ist die Hasenpest ausgebrochen. Bei zwei im Revier Gremertshausen gefundenen, verendeten Feldhasen wurde nach Informationen von Pressesprecher Robert Stangl Tularämie (Hasenpest) nachgewiesen. Auch Menschen können sich damit anstecken. Bei einer Person aus dem Landkreis Freising seien bei Untersuchungen labordiagnostisch Antikörper gegen den Erreger der Tularämie, Francisella tularensis, entdeckt worden, so das Landratsamt.

Beim Menschen äußere sich die Tularämie je nach Infektionsweg und Erregerstamm sehr unterschiedlich, teilt das Landratsamt mit. Zumeist würden Fieber, Lymphknotenschwellungen, Schüttelfrost, Unwohlsein, Kopf- und Gliederschmerzen beobachtet. Durch Einatmen des Erregers könne es zu Husten, Brustschmerzen, Atemstörungen mit Atemnot, Schweißausbrüchen, Übelkeit und Erbrechen und in seltenen Fällen zu einer Lungenentzündung kommen.

Bei einer Infektion über den Verdauungstrakt seien Entzündungen der Mundschleimhaut und des Rachens, Schwellungen der Halslymphknoten sowie Bauchschmerzen, Erbrechen und Durchfälle die Folge. Bei rechtzeitiger, gezielter Antibiotikatherapie könnten die insgesamt eher seltenen schweren Krankheitsverläufe aber in der Regel vermieden werden.

Festgestellt worden sei das Auftreten der Hasenpest im Landkreis Freising als Ergebnis des Feldhasenmonitorings des Landesjagdverbandes, so Robert Stangl. Verendete Feldhasen werden dabei untersucht, und das Ergebnis dem Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit übermittelt. Bei der Hasenpest handele es sich um eine bakterielle Erkrankung, die vor allem bei wild lebenden Tieren vorkomme. Menschen könnten sich vor allem bei intensivem Kontakt mit erkrankten Tieren oder deren Ausscheidungen beziehungsweise beim Umgang mit Kadavern, insbesondere beim Enthäuten und Ausnehmen erlegten Wildes, infizieren. Die Tularämie des Menschen sei daher in erster Linie eine Berufskrankheit von Jägern, aber auch von Köchen, Metzgern und Tierärzten.

Auch Hundebesitzer sollten bei einem Spaziergang aufpassen. Zunächst einmal sollten sie darauf achten, dass ihr Hund nicht jagt, so Landratsamtssprecher Stangl. Sollte der Hund jedoch einen bereits verendeten Feldhasen aufspüren, könne er sich natürlich mit dem Erreger der Hasenpest infizieren. In diesem Fall sollte der Hundebesitzer seinen Vierbeiner beobachten und ihn zum Tierarzt bringen, falls er sein Verhalten ändere und plötzlich matt und teilnahmslos wirke. Hilfreich sei es dann auch, dem Tierarzt mitzuteilen, dass der Hund mit einem verendeten Feldhasen in Kontakt gekommen sei, dann könne er gleich die richtigen Maßnahmen ergreifen. "Wenn ein Jäger mit einem solchen Hund zum Tierarzt kommt, zieht der gleich die richtigen Schlüsse. Aber womöglich nicht gleich bei einer Privatperson", sagte Robert Stangl weiter.

Nach dem Auftreten der Hasenpest im Landkreis Freising empfiehlt das Veterinäramt nun folgenden Vorsichtsmaßnahmen. In freier Natur gefundene verendete Feldhasen oder Wildkaninchen sollten keinesfalls berührt werden. Ein direkter Kontakt mit Ausscheidungen, Blut und Organen von Wildtieren muss vermieden werden.

Jäger sollten beim Umgang mit erlegten Feldhasen oder Wildkaninchen Mundschutz und Einmalhandschuhe tragen und sich nach der Arbeit die Hände gründlich reinigen und desinfizieren. Beim Schlachten von Feldhasen und Wildkaninchen sei auf bedenkliche Merkmale wie Milz-, Leber- oder Lymphknotenschwellungen zu achten. Im Verdachtsfall sei ein amtlicher Tierarzt hinzuziehen, das Wildbret dürfe nicht als Lebensmittel verwendet werden. Die Tierkörper sollten dem Veterinäramt zur Untersuchung zur Verfügung gestellt, ansonsten aber nur über die Tierkörperbeseitigungsanstalt entsorgt werden.

Wildbret von unauffälligen Feldhasen und Wildkaninchen dürfe nur gut durchgegart verzehrt werden, so die Liste der Ratschläge weiter. Die bei der Zubereitung des Wildbrets benutzten Gegenstände (Messer, Schneidebretter) sollten direkt im Anschluss mit heißem Wasser gründlich gereinigt und desinfiziert werden. Jäger und andere Personen mit Kontakt zu Wildtieren sollten bei unklaren Erkrankungen einen Arzt aufsuchen und diesen auch hierauf hinweisen.

Weitere Infos finden sich hier: lgl.bayern.de/tiergesundheit/tierkrankheiten/bakterielle_pilzinfektionen/tularaemie/index.htm .

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Quelle:
SZ vom 27.08.2019
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