Süddeutsche Zeitung

Hallbergmooserinnen in der Bundesliga:Zielgenau auf Eis und Asphalt

Lesezeit: 3 min

Die Eisstockschützinnen des VfB Hallbergmoos haben sich den Aufstieg in die Bundesliga gesichert. Ihren Erfolg sehen die Frauen aber gelassen, das Ziel für die neue Saison ist der Klassenerhalt.

Von Laura Dahmer, Hallbergmoos

In der nächsten Saison sind sie, Stand jetzt, die einzigen Hallbergmooser, die in der 1. Bundesliga an den Start gehen, und einige der wenigen Mannschaften überhaupt im Landkreis: Die Eisstockschützinnen des VfB Hallbergmoos sind Bayernmeister geworden und haben sich damit den Aufstieg in die Bundesliga gesichert. Und es ist kein Wunder, befinden sich im Team doch gleich mehrere deutsche Meisterinnen und eine Europa- und Vizeweltmeisterin.

Die erfahrenen Spielerinnen nehmen den Aufstieg hocherfreut, aber recht gelassen. Sie sind erst vergangenes Jahr abgestiegen und haben vorher bereits ein paar Jahre für Hallbergmoos in der Bundesliga gespielt. Auch sonst mangelt es nicht an hochklassiger Erfahrung: Mannschaftsführerin Hildegard Holzmann und Roswitha Frühbeis stehen seit 25 Jahren auf dem Eis, Teamkollegin Angelika Neumair sogar schon 28 Jahre. Holzmann und Neumair begannen ihre Karriere bei der Spielvereinigung Zolling, die über Jahrzehnte eine der Größen im deutschen Eisstockschießen war. Die beiden Frauen spielten mit dem Verein jahrelang Bundesliga, wurden Deutsche Meisterinnen und holten beim Europacup 2007 sogar die Vizeeuropameisterschaft.

Der "Star" ist das Mannschaftsküken

Der "Star" der Hallbergmooser Eisstockschützinnen ist laut ihren Kolleginnen aber Mannschaftsküken Franziska Dücker. Sie wurde mehrmals in den deutschen Nationalkader berufen: 2017 wurde sie im Nationaltrikot Europameisterin, 2018 fuhr sie mit zur Weltmeisterschaft nach Österreich und holte den zweiten Platz. Die 28-Jährige kam schon früh zu dem ungewöhnlichen Sport. Ihr Vater war Jugendtrainer und nahm sie oft mit. Mit gerade neun Jahren begann sie ihre Karriere bei seinem Verein, dem TSV Hartpenning. Die anderen Hallbergmooser Frauen kamen zum Großteil über ihre Männer zum Sport: Angelika Neumairs Mann spielt in Hallbergmoos Fußball, irgendwann sprach man sie dann mal an, ob sie nicht zum Eisstockschießen komme wolle. Sie kam - und blieb. Roswitha Frühbeis kam ebenfalls über ihren Mann zum Eisstock, er ist selbst Schütze. "Heute bin ich erfolgreicher als er", stellt sie lachend fest.

Seit über vier Jahren schießen die vier Frauen gemeinsam in Hallbergmoos, sie sind ein eingespieltes Team. Für sie geht es beim Eisstockschießen nicht nur um die Leistung, sondern vor allem um Teamgeist und Spaß: "Das Team macht sehr viel aus. Die Hallbergmooser Stockschützen, sie sind schon ein geselliger Verein", sagt Neumair, und die anderen stimmen nickend zu. Drei Herrenmannschaften und zwei Damenmannschaften sind es beim VfB Hallbergmoos, außerdem gibt es drei Mixed-Teams.

Vergangene Saison ist Petra Gruber dazugestoßen, die Fünfte im Bunde. Sie spielt erst seit zwei Jahren auf Eis, vorher war sie immer nur auf der Sommerbahn in Au unterwegs. Im Sommer wird Eisstockschießen auf Asphaltbahnen betrieben, dafür gibt es ein eigenes Ligasystem und eine eigene Wertung. Für die Hallbergmooserinnen geht es auch da in diesem Jahr in der Bundesliga weiter, im Sommer schafften sie, wie auf dem Eis, den Aufstieg. Alle fünf Spielerinnen der Mannschaft spielen Eis und Asphalt. Nur im Winter schießen, das kommt schließlich nicht in Frage. Trotzdem sind die Frauen jetzt erst mal froh, wenn die Wintersaison vorbei ist. Denn Eisstockschießen, das heißt auch früh aufstehen. "Oder besser gesagt, mitten in der Nacht", sagt Hildegard. Oft geht das Turnier schon vor sieben Uhr morgens los, um vier Uhr ist Abfahrt.

Nach der Eis-Saison kommt der Asphalt

Die Saison auf Eis ist beinahe vorbei. Am kommenden Sonntag werden alle bis auf Franziska Dücker beim Bayernpokal der Ü50-Seniorinnen antreten. Wenn sie sich dort ähnlich siegreich zeigen, wie in der Bayernliga, könnten sie sich dort für den Deutschen Pokal qualifizieren. Ab Mai gehen dann schon wieder die Vorrunden für die Bundesliga auf Asphalt los. Die Bundesliga auf der Eisfläche findet dann im Winter wieder statt. Im Eisstockschießen ist die Saison im Prinzip nur ein Wochenende lang. Zwei bis drei Tage entscheiden dann über die Siegerinnen, über Auf- und Abstieg. Unter 21 Mannschaften konnten sich die Hallbergmooserinnen im Januar in der Bayernliga Süd mit nur drei Niederlagen durchsetzen. In der kommenden Bundesligasaison heißt das Ziel jetzt erst einmal Klassenerhalt. "Alles andere ist Zugabe", sagt Hildegard Holzmann.

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Quelle:
SZ vom 15.02.2020
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