Süddeutsche Zeitung

Gewerbegebiet am Römerweg:Die nächste Hürde genommen

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Der Neufahrner Bauausschuss stimmt dem Bauantrag für ein Hotel mit Saal und Döner-Drive-In bei Mintraching nach einer Überarbeitung der Pläne zu, fordert nun aber eine Ablöse für fehlende Busstellplätze.

Von Birgit Grundner, Neufahrn

Das Hotel steht noch gar nicht, aber die Frage, wie die Gäste später einmal anreisen werden, spielt im Vorfeld eine bedeutende Rolle: überwiegend mit dem eigenen Auto? Recht häufig mit dem Bus? Oder in Einzelfällen gar mit dem Fahrrad? Wie viele Stellplätze müssen also für die jeweiligen Verkehrsmittel angelegt werden? Und noch viel wichtiger: Auf wie viele kann man verzichten und trotzdem eine Baugenehmigung erteilen? Konkret ging es im Neufahrner Flughafen- Planungs- und Bauausschuss um ein Projekt des Unternehmers Ali Alkan im Gewerbegebiet am Römerweg.

Alkan hat vor Jahren richtig Schlagzeilen gemacht hat: Damals beendete er eine Flugzeugentführung im Erdinger Moos, indem er den Entführer nach der Landung aus der bereits geöffneten Tür der Maschine stieß. Alkan ist auch Gründer der Döner-Kette "Oliva", die am Kurt-Kittel-Ring in Neufahrn und am Flughafen München Filialen betreibt. Und jetzt will er nördlich von Mintraching bauen: ein 240-Betten-Hotel mit Veranstaltungssaal für Kongresse oder Familienfeiern, Wellness- und Fitness-Bereich, Döner-Drive-In, und großem Parkhaus. Die Lebensmittelproduktion für "Oliva" ist in dem Komplex inzwischen nicht mehr vorgesehen, dafür aber eine Cocktailbar für Hausgäste.

Der Neufahrner Ausschuss gibt grünes Licht

Die Planungen - und Umplanungen - laufen seit Jahren, und wie es aussieht, sind die baurechtlichen Hürden jetzt im Wesentlichen überwunden. Zuletzt hatte es etwa noch Probleme mit der Verkehrsführung gegeben. Das Staatliche Bauamt wollte nicht, dass entlang der Staatsstraße - der ehemaligen B 11 - eine Gasse angelegt wird. Deswegen soll der Hotelbau jetzt noch einmal drei Meter nach Osten verschoben werden. Der Neufahrner Ausschuss gab grünes Licht und bestätigte erneut, dass der Komplex die eigentlich auf 14 Meter limitierte Wandhöhe um einen Meter überschreiten darf.

Dann ging es noch um die Stellplatzfrage. Was Autos betrifft, gibt es weiterhin keine Beanstandungen: Im Parkhaus sind 235 Stellplätze vorgesehen - mehr als laut Satzung vorgeschrieben wären. Anders sieht es aber bei den Busplätzen aus: Eigentlich müssten es fünf sein, nur drei sind aber vorgesehen. Bei der Diskussion im Sommer hatte sich der Ausschuss damit auch zufrieden gegeben. Mehr Plätze würden nur benötigt, wenn das Hotel komplett mit Bus-Gästen belegt wäre, hieß es damals. Bauamtsleiter Michael Schöfer stellte seinerzeit fest: "Das wäre schon ein extremer Betriebsfall."

Diskussionen um Busstellplätze

Wegen der Umplanungen und dem neuerlichen Bauantrag musste aber auch über die Befreiung von der - noch dazu gerade erst überarbeiteten - Satzung neu abgestimmt werden. Prompt wurde auch neu diskutiert. Wenn man in dieser Lage schon nicht die vorgeschriebenen Stellplätze schaffe, "wo denn dann?", fragt etwa Thomas Seidenberger (Freie Wähler). Ein Teil der Busplätze sei wegen des Hotels vorgeschrieben, ein Teil wegen des Veranstaltungsbereichs, nach dem Konzept von Alkan "deckt sich das weitgehend", erklärte dagegen Schöfer. Von "Spekulation" und "an Haaren herbeigezogenem Wirrwarr" sprach darauf Markus Funke (FPD), aber "wir haben doch über Fakten zu entscheiden". Alkan hoffe "auf den guten Willen" des Ausschusses, aber auch er müsse wie private Bauherren eben kleiner planen, wenn er andernfalls Probleme mit der Satzung habe.

Ozan Iyibas (CSU) verwies darauf, dass der Veranstaltungssaal auch für türkische Hochzeiten gedacht sei, und da kämen durchaus bis zu 1000 Gäste - viele mit Bussen. Diese könnten freilich an Wochenenden auch einmal direkt am Römerweg parken, fand Christian Meidinger (Grüne). Im Übrigen müsse man Bauherren auch "Planungsverlässlichkeit bieten", meinte er mit Blick auf die früher bereits erteilte Satzungsbefreiung. Erneut zustimmen wollte eine 7:3-Mehrheit aber nur unter der Vorgabe, dass für die fehlenden Busparkplätze eine Ablöse von jeweils 30 000 Euro bezahlt wird.

Bei den Fahrradstellplätzen begnügt man sich mit 70 Plätzen. Das entspricht der voraussichtlichen Zahl von Mitarbeitern. Auch wenn Burghard Rübenthal (CSU) sich schon vorstellen könnte, dass "der eine oder andere Gast" ebenfalls mit dem Radl kommt.

Möglicherweise wird nun aber über die Stellplatzsatzung erneut diskutiert. Es stelle sich die Frage, ob die Satzung "richtig" sei, fand Seidenberger wegen der Bus-Diskussion. Tatsächlich sei die Satzung "eventuell in der Hinsicht noch mal zu diskutieren", bestätigte Bürgermeister Franz Heilmeier (Grüne).

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Quelle:
SZ vom 23.01.2019
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