Süddeutsche Zeitung

Uferlos-Festival 2023:"Das war eine lange und harte Zeit für das ganze Team"

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Vier Jahre haben die Uferlos-Veranstalter warten müssen, bis sie wieder richtig loslegen können. Jetzt ist es soweit. Warum der Neustart für sein Team gar nicht so einfach war und man auch als Festivalmacher Dinge verlernen kann, erzählt Vipo Maat.

Interview: Birgit Goormann-Prugger, Freising

Endlich wieder. 2019 hatte das letzte große Freisinger Uferlos-Festival in der Luitpoldanlage stattgefunden. Dann kam Corona und nichts war mehr wie zuvor. Lockdowns, Abstandsregeln und Kontaktbeschränkungen hatten vor allen die Kulturszene schwer getroffen. Für viele war das eine harte Zeit. Jetzt darf in der Luitpoldanlage endlich wieder gefeiert werden. Nach wie vor umsonst und draußen. Nur der Auftritt von Bob Geldof am Samstag um 20 Uhr in der Luitpoldhalle kostet Eintritt.

SZ: Wie schläft man als Festivalmacher gerade?

Vipo Maat: Wenig, immer nur so bis 3.30 Uhr, dann geht der innere Wecker los. Dann kann ich nicht mehr schlafen, ich bin doch wirklich aufgeregt.

Nach drei Jahren Zwangspause. Muss man da wieder ums Publikum kämpfen?

Naja, wenn es stimmt, dass in Freising jedes Jahr 5000 neue Bürger zuziehen und auch 6000 wegziehen und wir ja jetzt drei Jahre Corona-Pause hatten, dann kennen uns einige schon nicht mehr. Das darf man alles nicht als selbstverständlich voraussetzen.

Das heißt, man kann sich nicht allein auf die Stammgäste verlassen?

Das glaube ich jetzt nicht, aber man muss sich schon immer wieder bemerkbar machen, dass man da ist. Es passieren ja auch viele andere tolle Sachen in der Gegend.

Wie froh ist das Uferlos-Team, dass es endlich wieder richtig stattfinden kann?

Wir sind sehr froh. Das war eine lange und harte Zeit für das ganze Team und für die Firma. Und wir müssen es irgendwie auch neu lernen.

Was heißt das?

Wir haben ein neues Team, viel Wissen ist bei dem Wechsel verloren gegangen, die Abläufe, die sonst einfach nur so geflutscht haben, müssen neu eingeübt werden. Unsere Ansprechpartner in den Ämtern oder in den Firmen haben sich geändert. Da hat sich wahnsinnig viel getan. Es war überall viel Bewegung drin. Darum muss man sich immer wieder neu erklären.

Wie sieht's mit dem Personal aus. Ist genug da?

Wir hatten da wirklich eine Lücke, aber der Michi Kasper hat uns sehr geholfen. Wir haben 60 Bewerbungen bekommen und sind jetzt optimal aufgestellt.

Und die allgemeinen Preissteigerungen. Merkt man das auch beim Uferlos?

Ja, es ist wirklich alles furchtbar teuer geworden, wir haben darum auch unsere Getränkepreise anheben müssen. Aber ich denke, bei dem, was hier an Kultur geboten wird und für jedermann kostenlos zugänglich ist, da ist das schon in Ordnung.

Also wird weiter kein Eintritt verlangt, es bleibt auch weiterhin alles beim "Umsonst und draußen?"

Ja, ich finde das wichtig, weil es den Kontakt zur Kultur für die Besucher und Besucherinnen einfach macht. Es kann jeder kommen und sich alles anschauen.

Wie war das mit dem Booking, war das diesmal schwieriger nach drei Jahren Corona-Pause? Musste man das Festival da auch wieder bekannt machen?

Teils, teils. Wir haben viele Bands, die wir schon angefragt hatten und jedes Jahr holen. Ansonsten ist das Arbeit wie immer. Man muss sehen, was man sich leisten kann, man muss schauen, dass man immer etwas früher die tollen Bands erkennt als andere. Wie zum Beispiel die Klangphonics . Meine Prognose ist, dass wir uns die nächstes Jahr nicht mehr leisten können. Das große Plus von unserem Uferlos-Team war schon immer, dass wir sehr musikaffin sind und viele Sachen schon kannten, als sie noch nicht so bekannt waren. Parov Stelar ist eines dieser Beispiele. Ein Jahr später waren die nicht mehr in unserer Reichweite. Wir wussten einfach, dass die eine ganz erfolgreiche Band werden.

Verfolgt man als Festivalmacher die Wetterprognose für die nächsten Tage?

Ich schaue da seit 2019 nicht mehr drauf. Mir wird das aber jeden Tag mehrfach ganz genau erzählt.

Hat sich beim Rahmenprogramm etwas eklatant geändert?

Ich finde hier alles toll. Und man sollte auch die Leistung sehen, dass man dieses Festival überhaupt möglich macht, weil es wirklich nicht selbstverständlich ist, dass man so nahtlos anknüpfen kann. Die Vorbereitungen haben schon 2019 begonnen, vieles haben wir mitgenommen. Richtig los ging es dann im Oktober 2022, parallel zum "Uferlos Winter Wunder". Ohne die Förderung, die wir über die Bundesförderung Neustart Kultur bekommen hatten, hätten wir das diesjährige Uferlos auch nicht machen können. So hat sich ein Team gefunden und wir konnten die Abläufe wieder praktizieren und einüben.

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