Süddeutsche Zeitung

Made in Freising:Eine bayerische Chutney-Manufaktur

Lesezeit: 3 min

Die Weihenstephaner Studenten Heike Buchner, Georg Schildhauer und Robin Stüllein haben mit "Bacuma" ein kleines Food-Startup gegründet. Corona hat sie etwas ausgebremst, aufgeben wollen sie nicht.

Von Henrike Adamsen, Freising

Mal was anderes als den eintönigen Studentenklassiker: Nudeln mit Pesto. Diese Idee hat sich nach einer langen Maifest-Nacht in den Köpfen dreier hungriger Studenten der Lebensmitteltechnologie festgesetzt. Schnell zuzubereiten und vielseitig einsetzbar sollte die neue Soße sein, dachten sich Heike Buchner, Georg Schildhauer und Robin Stüllein, damals Zweitsemester an der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf. In ihrem Praxis-Modul "Gründung eines Food Startups" wurde das Projekt konkret umgesetzt. Langfristig wollen die Gründer dieses kleinen Startups mit ihrem Produkt mit dem Namen "Bacuma" auch im Einzelhandel vertreten sein.

Alles begann mit einem Chutney-Rezept von Robin Stülleins Großtante. "Nachdem sie gestorben ist, hat das Rezept niemand mehr genutzt", erzählt der 22-Jährige. Nach einigem Ausprobieren seien sie schnell begeistert gewesen. Das Chutney, im Geschmack "orientalisch würzig", sei vielseitig einsetzbar, nicht nur als Brotzeitdip, sondern auch für Burger, Reis und zum Grillen, schwärmen die Drei.

"Am Anfang hat jeder bei sich zu Hause gekocht, jeder 25 Gläser", erzählt Robin Stüllein. Die haben sie an Freunde und Bekannte verteilt, zusammen mit einem Fragebogen. "Wir wollten Feedback sammeln, wie das Rezept angenommen wird und was es für Verbesserungsvorschläge gibt." An der Hochschule nutzen sie die Produktionsstätte im Institut für Lebensmitteltechnologie. Dort haperte es am ersten Produktionstag mit der Umsetzung: "Von 25 auf 100 Gläser, das ist schon ein anderer Rahmen", betont Stüllein. "Da mussten wir noch einmal an der Methode und der Kocheffizienz rumbasteln". Auch mit den Etiketten gab es anfangs Schwierigkeiten. Da sie falsch herum aufgerollt waren, mussten die Drei jedes Glas per Hand bekleben. Der Vertrieb lief nur als Privatverkauf über direkte Anfragen an Bacuma, erklärt Schildhauer. "Die ersten 100 Gläser waren glücklicherweise schon nach sieben Tagen ausverkauft", freut sich Buchner.

Die drei führen Gespräche mit verschiedenen Städten

Corona hat die ambitionierten Verkaufspläne nun leider ausgebremst. "Wir hatten eigentlich geplant, uns auf Wochenmärkten zu präsentieren, aber wir dürfen die Leute ja nicht mehr probieren lassen", erläutert die 21-jährige Heike Buchner. Trotzdem führen sie Gespräche mit verschiedenen Städten, um in Zukunft auf den Wochenmärkten präsent zu sein, so Schildhauer. Momentan planen sie für die Herstellung von 400 Gläsern drei Tage ein, inklusive Etikettenkleben. Auch sei das Gemüse für die nächste Produktion schon vorbestellt, erklärt Buchner, bei einem Bauern in Straubing, der Heimat der jungen Gründerin. Ihr Zuständigkeitsbereich ist Marketing und Vertrieb. Sie betont, wie wichtig der regionale Bezug sei: "Wir sind ja schließlich eine bayrische Chutney-Manufaktur, das soll man an den Zutaten auch sehen!"

Das gelte auch für die zweite Produktionslinie, die er während des Lockdowns entwickelt habe, fügt Stüllein hinzu. Er übernimmt bei Bacuma die Aufgaben Produktion und Entwicklung. "Bayrisch fruchtig" heißt die Sorte, die Rote Beete mit Apfel kombiniert. "Meerrettich und Senf bringen die Würze und Schärfe, die zu dem Bayrischen gut passt", erklärt er seine Wahl. Für die Zukunft laute das Ziel, auch im Einzelhandel vertreten zu sein. "Aber für größere Mengen haben wir noch nicht die Kapazität", so Schildhauer. "Dafür bräuchten wir einen eigenen Produktionsstandort und Investoren, die sagen ,Ihr habt eine coole Idee, wir helfen euch weiter'." Der 23-Jährige ist bei Bacuma für Finanzen und Verwaltung zuständig und will das Unternehmen nach dem Bachelorabschluss in Vollzeit übernehmen, während die anderen beiden mit ihrem Master an der Hochschule weitermachen. Der Standort Freising sei attraktiv für junge Gründer. "Wir kommen aus allen Ecken Bayerns, da ist Freising super zentral", erzählt Buchner. "Und wir können hier sehr kostengünstig produzieren", fügt Schildhauer hinzu.

Dazu komme die Unterstützung von Seiten der Hochschule, insbesondere des Food-Startup-Inkubators, ohne die das Projekt gar nicht möglich gewesen sei. Auch der Austausch mit befreundeten Startups sei eine große Hilfe gewesen. Was ist ihr Fazit? "Im Studium hat man die perfekte Situation, um ein Startup zu gründen, weil man nicht finanziell davon abhängig ist. Wenn es nicht klappt, ist das eben so. Dann haben wir trotzdem wahnsinnig viel gelernt", resümiert Buchner. Schildhauer legt Wert auf gute Kommunikation: "Man muss alles miteinander besprechen, auch die kleinsten Probleme und schauen, dass man auf einen gemeinsamen Nenner kommt". Für Robin Stüllein liegt die Essenz darin, nicht aufzugeben: "Auch wenn man mal keine Lust hat, muss man immer weiter machen. Das ist die Zeit, die dem Unternehmen etwas bringt!"

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SZ vom 21.08.2020
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