Süddeutsche Zeitung

Archivstück des Monats:Warum in Freising kein Ludwig-Denkmal steht

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Nach dem Tod des Bayern-Königs wollte ein extra gegründeter Verein ein Projekt realisieren, doch die Kosten waren zu hoch.

Von Florian Notter, Freising

Als beliebte Form der Erinnerungskultur hatte sich nach dem Tod des bayerischen Königs Ludwig II die Errichtung von Denkmälern etabliert. Erst mit dem Ende der Monarchie in Bayern 1918 erlahmte das Interesse. Einen neuen Aufschwung gab es für Ludwig-II.-Denkmäler erst wieder in den Sechzigerjahren. Jener ersten Phase ist ein Projekt in Freising zuzuordnen. Im Stadtarchiv hat sich eine Akte mit überschaubarer Korrespondenz, einer Planskizze und drei Fotografien, die das Gipsmodell des Denkmals zeigen, erhalten. Diese bildet das Archivstück des Monats.

Die Verehrung König Ludwigs II. (1845-1886, reg. seit 1864) setzte laut Notter erst nach seinem Tod 1886 ein. Die Initiative zur Errichtung eines Freisinger Denkmals ging vom "Verein zur Erbauung eines Monumentes für Weiland König Ludwig II. in Freising" aus. Der Verein war am 17. September 1904 gegründet worden und hatte bis 1906 einen Mitgliederstand von 192 Personen erreicht. Als Standort für das Denkmal kristallisierte sich ein Grundstück heraus, das am unteren Teil der Haindlfinger Straße (seit 1910 "Prinz-Ludwig-Straße") lag, inmitten des damals sogenannten "Villenviertels".

Die Verehrung für König Ludwig II. setzte erst nach seinem Tod im Jahr 1886 ein

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts entstanden hier stattliche Häuser, die in der Regel vom wohlhabenderen Teil der Stadtbevölkerung bewohnt wurden. Die meisten Grundstücke im Bereich des neuen Stadtviertels und so auch dasjenige, auf dem das Denkmal entstehen sollte (nachmals Anwesen Deutingerstraße 2, nördlich des Finanzamtes), gehörten dem Baumeister und Ziegeleibesitzer Alois Steinecker. Nachdem dieser seine Zustimmung gegeben hatte, beauftragte der Verein den Freisinger Bildhauer und Steinmetzmeister Josef Franz mit der Fertigung von Gipsmodellen, die eine Vorstellung vom Königsdenkmal geben sollten.

Für das Denkmal waren stattliche Ausmaße vorgesehen: Ein mehrere Meter breiter Unterbau aus Muschelkalkstein samt vorgelagertem steinernen Podest, darüber die rund 2,5 Meter hohe Figur aus Untersberger Marmor. Vor dem Denkmal waren zwei Rabatten sowie die Bepflanzung mit Hecken und Parkbäumen vorgesehen. Insgesamt hätte die Realisierung gemäß dem Kostenvoranschlag des Bildhauers Franz etwa 10 000 Mark gekostet, eine gewaltige Summe für ein Projekt, dessen Finanzierung über Spenden erfolgen sollte. Zum Vergleich: Das 1904 bis 1911 errichtete und aufwendig ausgestattete Freisinger Rathaus kostete knapp 220 000 Mark. Letztlich überforderten diese Kosten den Verein. Bis Mai 1907 hatte er über die Hälfte seiner Mitglieder verloren, was der Vorsitzende, Notariatsbuchhalter Isidor Prantl, damit erklärte, dass "durch die nur langsam fortschreitende Ansamlung [SIC]von Beiträgen der Endzweck des Vereines sich erst in einer Zeit erreichen ließe, zu welcher die meisten der zahlreichen Mitglieder sich nicht mehr am Leben befinden."

Im Juli 1907 erklärte man den Verein für aufgelöst. Die Errichtung eines Denkmals für König Ludwig II., mit welchem die Stadt Freising laut damaligem Bürgermeister Stephan Bierner ihre "Anhänglichkeit an [IHR]hohes Herrscherhaus" hätte demonstrieren können, war damit gescheitert.

Quellen: Stadtarchiv Freising, Akten II, o. Sign. Weiterführende Literatur: Schulze, Dietmar: Ludwig II. Denkmäler eines Märchenkönigs (Schriftenreihe des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege 2), München 2011.

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SZ vom 14.01.2020
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