Süddeutsche Zeitung

Freisinger im Krisenmodus:Der Zeitplan ist auf den Kopf gestellt

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Normalerweise würde jetzt im Neufahrner Neufun Hochbetrieb herrschen. Stattdessen bleiben wegen der Ausgangsbeschränkungen die Badegäste aus. Die Mitarbeiter ziehen deshalb nötige Revisionsarbeiten vor.

Von Birgit Grundner, Neufahrn

Die Maßnahmen zur Bekämpfung der Corona-Pandemie treffen die Menschen im Landkreis auf den unterschiedlichsten Ebenen. Für manche bedeuten sie nur Einschränkungen in ihrem Freizeitverhalten, die meisten haben aber konkrete Sorgen - ob es nun um Gefahren für die eigene Gesundheit, um die schwierige Betreuung der Kinder oder die Rettung des eigenen Geschäfts oder Unternehmens geht. Die Freisinger SZ gibt in einer Serie Einblicke in das Leben der Menschen im Krisenmodus.

Der Zeitplan ist auch im Freizeitbad "Neufun" wegen Corona auf den Kopf gestellt: Normalerweise wäre in den Osterferien Hochbetrieb gewesen, am Montag hätte dann der Schwimmverein trainiert, und die ganze Woche würden jetzt neben den sonstigen Bad- und Saunabesuchern noch Schulklassen zum Schwimmunterricht kommen. Bis Ende Juli wäre das so gegangen - bis zu der turnusmäßigen vierwöchigen Revision. So läuft das seit vielen Jahren, aber heuer ist alles anders: "Alles, was wir in der Schließphase gemacht hätten, haben wir jetzt vorgezogen", berichtet der geschäftsleitende "Freizeitpark"-Vorstand Franz Rauch.

Das Wasser wurde aus den Becken abgelassen. Alles wurde gründlich gesäubert und auf Beschädigungen überprüft. Kaputte Fliesen wurden ausgetauscht, Fugen ausgebessert, die Lüftung kontrolliert und die Wasseraufbereitung gewartet. In der Sauna wurden kleinere Reparaturen erledigt. Die Instandsetzungsarbeiten werden normalerweise bewusst in die großen Ferien gelegt, weil es da erfahrungsgemäß viele sowieso eher an die Weiher zieht und die Schulen das Bad nicht brauchen. Aber "die Zeiten sind nun mal so, wie sie sind", sagt Rauch. Darauf hat man sich notgedrungen im Freizeitpark und im Team um Betriebsleiter Toni Campos eingestellt. Für die fast 20 Mitarbeiter bedeutet das inzwischen auch Kurzarbeit. Die Stimmung sei momentan "natürlich nicht so toll", weiß Rauch: "Alle würden lieber arbeiten."

Wann sie wieder richtig loslegen können und Besucher ins "Neufun" lassen dürfen, kann derzeit niemand sagen. Es werde wohl noch "eine Weile" dauern, fürchtet Rauch. Womöglich werde es "nach Pfingsten" gehen - "mit Einschränkungen". Irgendetwas müsse man den Menschen in Zeiten vieler Beschränkungen doch bieten, findet der geschäftsführende Vorstand. Urlaub daheim mit Schwimmbad könnte so ein Angebot sein.

Im "Neufun" könnte man sich etwa vorstellen, ein spezielles Zeitfenster für ältere Leute und ein anderes für Familien einzurichten. Vorerst seien es aber nur Gedankenspiele und Ideen, betont Rauch. Man müsse abwarten, welche Vorgaben aus der Politik kommen. "Mit Maskenschutz schwimmen wäre natürlich nicht der Hit."

Die Corona-Zeit bedeutet für Franz Rauch nicht nur im Freizeitpark eine berufliche Herausforderung. Denn für das "Neufun", die Käthe-Winkelmann-Halle, das Stadion und die Kneippanlage ist er nur stundenweise und nebenbei als Vorstand tätig. Eigentlich ist er Geschäftsleiter beim Wasserzweckverband Freising-Süd. Dort wurden Arbeitsgruppen gebildet und Dienstpläne umgestellt, um Kontakte untereinander weitgehend zu reduzieren und die gewohnten Abläufe trotzdem aufrecht zu erhalten. Das Wasser muss schließlich im ganzen Verbandsgebiet weiter laufen, auch wenn die Becken im Neufahrner Schwimmbad erst einmal leer bleiben.

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SZ vom 29.04.2020
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