Süddeutsche Zeitung

Freising nach der Wahl:Ein Oberbürgermeister ohne Hausmacht

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Alle Kandidaten müssen sich im Falle ihrer Wahl mit den Stadträten der anderen Parteien arrangieren.

Kerstin Vogel

Wer auch immer neuer Oberbürgermeister wird - er (oder sie) wird sich die Mehrheiten für seine Politik zusammensuchen müssen. Schon Amtsinhaber Dieter Thalhammer kann sich im 40-köpfigen Freisinger Stadtrat lediglich auf sechs Parteigenossen stützen. Die Situation aller sieben potentiellen Nachfolger wäre nur unwesentlich besser - oder deutlich schlechter. Die größte "Hausmacht" hätte zumindest theoretisch der Kandidat der Freisinger Mitte, Tobias Eschenbacher. Seine Fraktion umfasst immerhin neun Stadträte - doch genau das würde im Fall seiner Wahl zum OB wohl nicht so bleiben. Weil die Freisinger Mitte erst während der Wahlperiode durch eine Abspaltung aus der CSU-Fraktion hervorgegangen ist, gibt es von der Kommunalwahl 2008 naturgemäß keine Liste mit Nachrückern.

Wie Hauptamtsleiter Rupert Widmann bestätigt, käme der Ersatz deshalb von der Liste der CSU. Der Nachrücker würde deren Fraktion von aktuell drei auf vier Köpfe vergrößern, während die FSM nur noch acht Sitze hätte und sich ihren Status als größte Fraktion dann mit den gleichstarken Grünen sowie den Freien Wählern teilen müsste. Sollte dagegen CSU-Kandidat Rudi Schwaiger die Wahl gewinnen, müsste er den Stadtrat bis zur Kommunalwahl 2014 mit nur drei Getreuen lenken. Auch ÖDP-Bewerber Helmut Priller müsste mit einem Trio aus der eigenen Partei auskommen. Die Linke könnte einem OB Daniel Wilke für den unwahrscheinlichen Fall seiner Wahl nur mit zwei Stadträten dienen.

Egal, ob der Wahlsieger am Ende Eschenbacher oder Schwaiger heißt: Erster Nachrücker auf der CSU-Liste ist laut Widmann Josef Schrädler. Sollte der nicht mehr zur Verfügung stehen, müsste als nächstes der ehemalige CSU-Stadtrat Josef Krimmer gefragt werden. Dritte auf der Liste ist Elisabeth Reisch, was pikant ist: Sie ist die Tochter von CSU-Stadtrat Ludwig Kropp und der wechselte beim Bruch der CSU-Fraktion mit zur Freisinger Mitte.

Bekannte Namen finden sich auch auf der Liste der SPD-Nachrücker für den Fall, dass Eva Bönig die Wahl gewinnt. Nummer eins wäre hier Ex-Stadtrat Alexander Angelopoulos, der allerdings im Februar 2009 aus der Partei ausgetreten ist. Auf Platz zwei steht der Kreisvorsitzende Peter Warlimont. Bei den Freien Wählern könnte ein Sieg von Benno Zierer dem Stadtrat theoretisch ein weiteres Mitglied der Familie Schwaiger beschweren: Erster Nachrücker wäre hier Rudolf Schwaiger senior. Er hat allerdings bereits einmal abgewunken, als es im August 2010 um die Nachfolge des ausgeschiedenen FW-Stadtrats Peter Forster ging. Für ihn übernahm damals Joachim Hamberger das Ehrenamt im Stadtrat, aktuell ist Robert Weller zweiter Nachrücker auf der FW-Liste.

Auch bei der ÖDP hat der erste Nachrücker, Hans Georg Schwarz, im Herbst 2008 schon einmal seinen Verzicht erklärt. Nächste auf der Liste wäre laut Widmann dessen Ehefrau Annelie Schwarz. Keine Gedanken um Familienmitglieder und Nachrücker müssen sich die Grünen machen: Sebastian Habermeyer ist kein Mitglied des Stadtrats, ebensowenig Linken-Bewerber Wilke.

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Quelle:
SZ vom 08.03.2012
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