Süddeutsche Zeitung

Am Münchner Flughafen:Stadt Freising soll Event-Arena genehmigen

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Investor will Antrag auf kommunale Bauleitplanung für das geplante Konzert- und Kongresszentrum "Muccc" stellen und kündigt eine breite Öffentlichkeitsbeteiligung an.

Kerstin Vogel, Freising

Das Freisinger Unternehmen SWMUNICH Real Estate will die Bauleitplanung für ihr Konzert- und Kongresszentrum "Muccc" am Münchner Flughafen in die Hand der Stadt Freising geben. Wie zuletzt in einer Sitzung des städtischen Finanzausschusses von Oberbürgermeister Tobias Eschenbacher angedeutet, soll nun einer Mitteilung des Investors zufolge "nach Analyse aller in Frage kommenden Genehmigungsverfahren, die es für den Standort gibt", die Aufstellung eines vorhabenbezogenen Bebauungsplans vorangetrieben werden.

Der mögliche Standort westlich der Agip-Tankstelle ist in Besitz des Münchner Flughafens und liegt gemäß Landesentwicklungsplan in der Vorrangfläche Flughafen. Das bedeutet, dass das etwa zehn Hektar große Grundstück nicht so ohne weiteres bebaut werden kann. Nachgewiesen werden müsste für etwaige Bauprojekte zumindest eine gewisse Affinität zum Flughafen. Über ein so genanntes Zielabweichungsverfahren kann der Bauwunsch für die "Event-Arena" jedoch zum Fall für die kommunale Bauleitplanung werden und genau diesen Weg wollen die Investoren nun wohl einschlagen.

Dass ein solches Genehmigungsverfahren durch die Stadt Freising "unter Einbeziehung der politischen Gremien und unter Beteiligung der Öffentlichkeit durchgeführt wird, entspricht dem von Beginn an kommunizierten Konzept von Muccc, ein Projekt aus der Region, für die Region zu sein", heißt es in der Mitteilung der SWMUNICH Real Estate weiter. Die Event-Halle werde "nicht nur ein attraktives, neues Angebot für die Freizeitgestaltung, weil dadurch auch das Kultur- und Konzertangebot bunter, vielfältiger und facettenreicher wird, sondern wird auch wichtige Impulse für die Wirtschaft und den Tourismus bringen", so die Einschätzung des Unternehmens.

Unter anderem die Grünen in der Stadt Freising und im bayerischen Landtag sehen die Pläne weit weniger positiv. Sie fürchten eine deutliche Zunahme des Straßenverkehrs, Flächenfraß und Konkurrenz für Gastro, Hotels und Kultur weit über die Region hinaus sowie zusätzliche Flugbewegungen, die Passagiere zu den Veranstaltungen in der Halle bringen sollen.

Grundsätzlich sei es gut, wenn die Stadt Freising die kommunale Planungshoheit für Flächen habe, "auf denen Bauvorhaben von immenser Auswirkung auf die Region geplant sind", kommentierte Grünen-Stadträtin Susanne Günther am Donnerstag die Ankündigung der SWMUNICH Real Estate. Ihre Schlussfolgerung aber ist mit Blick auf frühere Ausbaupläne der Flughafenbetreiber eine andere: "Deshalb sollten wir erreichen, dass wir das gesamte Vorranggebiet, das auf Freisinger Flur liegt, in unsere kommunale Planungshoheit zurückbekommen." Sicher werde der Freisinger Stadtrat, der in Großteilen erklärter Gegner einer Dritten Startbahn sei, ein solches Vorgehen befürworten, "ehe man beginnt, einem Privatinvestor, Teilstücke zur Bebauung zu ermöglichen. Das sind wir uns und allen, die seit Jahrzehnten gegen die dritte Startbahn kämpfen, schuldig". Der Freisinger Stadtrat habe zudem im vergangenen Jahr einen Beschluss zum Klimanotstand gefasst. Der Bau und Betrieb einer Halle mit all seinen negativen Auswirkungen laufe dem diametral entgegen.

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