Süddeutsche Zeitung

Erfolgreicher Protest in Moosburg:Bis ans Ende ihrer Lebenszeit

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Die Birken an der Dr.-Schels-Straße in Moosburg dürfen stehen bleiben. Die Stadt Moosburg verzichtet auf den geplanten Ausbau der Fahrbahn. Die Sanierung von Wasserleitungen wird ebenfalls verschoben

Von Alexander Kappen, Moosburg

Wochenlang ist der vom Bauausschuss beschlossene Vollausbau des westlichen Teils der Dr.-Schels-Straße samt Fällung der dortigen Birkenallee in der Stadt, unter Anwohnern und in den sozialen Medien kontrovers diskutiert worden. Aus Reihen der Freien Wähler und der Grünen kamen in der Folge drei Anträge, die in der jüngsten Stadtratssitzung alle auf der Tagesordnung standen. Allerdings musste am Ende nur über einen abgestimmt werden, weil die Verwaltung eine Rolle rückwärts machte und einen neuen Beschlussvorschlag präsentierte, der mit 23:1 Stimmen angenommen wurde. Demnach wird auf den Vollbausbau vorerst verzichtet, die Bäume bleiben bis zum Ende ihrer Lebenszeit erhalten.

Aus Sicht des Wasserwerks ist dieses Vorgehen laut Bürgermeisterin Anita Meinelt (CSU) okay. "Das Wasserwerk hätte seine Leitungen im Zuge des Straßenausbaus erneuert, aber wenn es nicht dazu kommt, ist es auch kein Problem", sagte Meinelt. Wenn irgendwo Leitungen kaputt gehen, "werden die halt punktuell gerichtet". Der Stand, den er kenne, sei der, "dass die Leitungen dort dringend sanierungsbedürftig sind", sagte Martin Pschorr (SPD). Wenn man nun auf den Straßenausbau verzichte, "müssen wir die Straße zumindest verkehrssicher machen".

Freie Wähler und Grüne zogen zwei ihrer Anträge zurück, der dritte wurde abgestimmt und angenommen

Für Vizebürgermeister Josef Dollinger (FW) war der von ihm eingereichte Antrag hinfällig. Dieser sah vor, die Anwohner zum geplanten Vollausbau der Dr.-Schels-Straße, zur Fällung der Bäume und möglichen Aufstellung eines Bebauungsplans zu befragen. In der Sitzung zog Dollinger nach der Bekanntgabe des neuen Verwaltungsvorschlags seinen Antrag zurück: "Dann sparen wir uns das Geld im Haushalt für den Ausbau und richten halt eine andere Straße."Auch die Grünen zogen einen ihrer beiden Anträge zurück. Darin hatten sie gefordert, die Birken vor deren Fällung von einem unabhängigen Sachverständigen begutachten zu lassen, im Falle einer nötigen Fällung mindestens acht Meter hohe Ersatzbäume zu pflanzen und überprüfen zu lassen, ob nicht Bäume von dem Gelände, auf dem die Montessori-Schule entstehen soll, in die Dr.-Schels-Straße versetzt werden können. Das sei ohnehin "nicht möglich, das kann man vergessen", sagte dagegen Sebastian Kreitmeier, Ortssprecher von Thonstetten und früher Leiter der Stadtgärtnerei, zu letzterem Punkt.

Der zweite Antrag der Grünen, der die Aufstellung eines Bebauungsplans für den Bereich um die Dr.-Schels-Straße vorsieht, kam dagegen zur Abstimmung und wurde einhellig angenommen. Ziel des Grünen-Antrags war es, "eine städtebaulich verträglich Nachverdichtung zu ermöglichen und gleichzeitig den Charakter des Viertels zu erhalten". Seine Fraktion werde den Antrag zur Aufstellung eines Bebauungsplans unterstützen, man müsse "da eine geregelte Nachverdichtung gewährleisten", ohne den Charakter des Wohngebiets zu verändern, sagte CSU-Stadtrat Rudolf Heinz. "Man muss den Villencharakter dieses Viertels erhalten", meinte auch SPD-Fraktionssprecher Gerd Beubl. "Aber Nachverdichtung ist einfach nötig", stellte er klar.

Jörg Kästl (ÖDP) kam der Bebauungsplan nach eigener Aussage "ganz recht, wir haben genügend andere Viertel, wo fast willkürlich nachverdichtet wurde". Grünen-Stadtrat Johannes Becher freute sich hinterher auf Facebook, dass der Antrag seiner Fraktion einstimmig angenommen wurde: "Die Stadt will ihre Planungshoheit ausüben und dieses schöne Stadtviertel gezielt weiterentwickeln. Sehr gut!"

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Quelle:
SZ vom 17.10.2019
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