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Fischer ziehen Bilanz:Ein schwieriges Jahr

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Der Skandal um das verbotene Fischarzneimittel Malachitgrün und der Nachweis von PFOS-Chemikalien in Moosach und Mauka haben die Freizeitangler verunsichert.

Von Nadja Tausche, Freising/Marzling

Es war kein einfaches Jahr für alle, die mit Fischen zu tun haben: Zuerst wurde im Frühjahr 2019 bekannt, dass zahlreiche Tiere mit dem verbotenen Fischarzneimittel Malachitgrün belastet waren. Kurz darauf dann der nächste Schlag: Auch bei Untersuchungen auf sogenannte PFOS-Chemikalien wiesen Fische aus Moosach und Mauka erhöhte Werte auf. Bei der Mitgliederversammlung des Kreisfischereivereins am Montag war die Belastung der Fische durch Chemikalien ein Thema - wenn auch nur am Rande, wie Schriftführer Hans Michael Miller schildert.

Beim Malachitgrün-Skandal sei man im Fischereiverein beunruhigt gewesen, nämlich als es um "die offene Frage der Gefährdung ging": Anfangs habe man nicht gewusst, ob die Mitglieder des Vereins die geangelten Fische ohne Gesundheitsrisiko essen können. Schließlich sei aber bekannt geworden, dass die Gewässer, in denen die Mitglieder angeln, vom Malachitgrün-Skandal nicht betroffen seien. "Wir vom Kreisfischereiverein haben von diesem Fischzüchter niemals Fische erhalten", heißt es im Bewirtschaftungsbericht des Vereins über den verantwortlichen Betrieb. Für den Verein sei das eine "Befreiungsinformation" gewesen, so Miller. Im Kreisfischereiverein engagieren sich Freizeitangler, die ihre gefangenen Fische nicht verkaufen.

Für Fischzuchten waren die Chemikalienfunde dagegen eine Katastrophe: Nachdem ein Fischzüchter aus dem Landkreis Dachau das möglicherweise krebserregende Arzneimittel ausgebracht und sich das Malachitgrün immer weiter verteilt hatte, mussten Freisinger Fischzüchter ihre Betriebe monatelang schließen. Der Nachweis von PFOS-Chemikalien in der Moosach und dem Nebenfluss Mauka hat die Kunden der Zuchten schließlich weiter verunsichert, das Freisinger Landratsamt hatte eine Verzehrwarnung für bestimmte Fische herausgegeben. Von den PFOS-Chemikalien habe der Verein allerdings keine Auswirkungen zu spüren bekommen, so Miller.

Der Fischereiverein hat Fische im Wert von 94 000 Euro ausgesetzt

Bei der Mitgliederversammlung in Marzling hat der Kreisfischereiverein auch über das neue Führungsteam entschieden. Der bisherige Vorstand wurde zum großen Teil wiedergewählt: Günter Wolter bleibt Vorsitzender, Michael Miller ist sein Stellvertreter. Peter Staudinger ist Kassier, Hans Michael Miller bleibt Schriftführer und Rainer Mühlbauer Jugendwart. Neu sind Gerhard Kettner und Wolfgang Kanka als Kassenrevisoren.

Im Jahr 2019 hat der Fischereiverein Fische im Wert von rund 94 000 Euro in den Gewässern ausgesetzt. Ziel des Fischbesatzes ist es, Arten vor dem Aussterben zu bewahren - gleichzeitig erhöht es die Trefferquote der Angler, wenn sie zuvor den Fischbestand in Seen und Flüssen vergrößert haben. Am meisten geangelt wurden 2019 Forellen - wenn auch nur rund 40 Prozent der ausgesetzten Forellen wieder gefangen werden konnten. "Die meisten ausgesetzten Fische verschwinden leider durch fischfressende Vögel wie Gänsesäger und Kormoran wieder", heißt es im Bericht von Gewässerwart Harald Berger als Erklärung. Zu den Gewässern des Vereins gehören unter anderem die Isar, der Kranzberger See sowie der Vöttinger und der Moosburger Weiher.

Neu ist beim Fischereiverein die Handhabe, dass Forellen in der Schonzeit künftig nicht mehr nur mit schonenden Haken geangelt werden dürfen. So war es seit einem Beschluss im Jahr 2013 geregelt. Die Mitglieder hätten den Beschluss von damals aufgehoben, sagt Miller, allerdings keine Alternative aufgezeigt. Wie Bachforellen auch künftig geschützt werden können, will der Verein jetzt neu überdenken. Denn schonend mit den Fischen umzugehen, ist dem Verein Miller zufolge wichtig: "Der Gedanke des Naturschutzes spielt eine große Rolle", betont er.

Als einer der Höhepunkte des Vereinsjahres galt 2019 das "Königsfischen". Einen 37-Kilo-Fang hat der Gewinner bei dem Angelwettbewerb im September aus dem Isarkanal gefischt.

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SZ vom 08.01.2020
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