Süddeutsche Zeitung

Planungsausschuss:Kammergasse: Radfahrer bekommen eigene Spur

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In der Freisinger Innenstadt wird es wegen der vielen Baustellen sehr eng. Die Stadt sieht darin eine Gefahr für Radler und widmet ihnen quasi als Umleitungsstrecke eine eigene Spur auf der Kammergasse.

Von Petra Schnirch, Freising

Die Kammergasse gehört schon bald den Radfahrern - zumindest zur Hälfte. Eine der beiden Spuren soll für sie reserviert werden, weil es in der Oberen und Unteren Hauptstraße an vielen Stellen wegen des Innenstadtumbaus sehr eng wird. Die Pläne für die Fahrradumleitung wurden am Mittwoch im städtischen Planungsausschuss vorgestellt. Allerdings können die Radler die Kammergasse vorerst nur in einer Richtung befahren. Parallel dazu verfolgt die Stadt die dauerhafte Ausweisung der Kammergasse als reine Fahrradstraße weiter - nun ist auch wieder eine zweite Variante im Spiel.

Zunächst aber wird das Provisorium mit je einer Spur für Autos und Fahrräder über eine längere Zeit hinweg Bestand haben. Die Ausweichroute gilt für Radfahrer, die nach Osten, also in Richtung Mainburger Straße, unterwegs sind. Nach Westen führt die Umleitung über Heiliggeistgasse, Ottostraße und Fürstendamm. Probleme bereitet der Abschnitt auf der Wippenhauser Straße zwischen Karlwirt-Kreuzung und Kammergasse. Dort wird noch nach einer Lösung gesucht. Die viel befahrene Straße ist in diesem Bereich relativ eng. Vorschläge sollen dem Planungsausschuss "zeitnah" präsentiert werden.

Für Planung und Ausführung sind 30 000 eingeplant

Auf der Kammergasse soll ein zweieinhalb Meter breiter Fahrradstreifen markiert werden, an einigen schmaleren Stellen muss er unterbrochen und als Schutzstreifen weitergeführt werden. Für Planung und Ausführung sind im Haushalt insgesamt 30 000 Euro vorgesehen. Eine solche Umfahrung sei dringend notwendig, sagte Theresia Bartl, Mitarbeiterin der Stadtverwaltung - gerade auch in Zeiten von Corona, um den gebotenen Abstand einhalten zu können.

Emilia Kirner (ÖDP) kritisierte, dass die Ottostraße als Teil der Fahrradumleitung nicht ideal sei. Sie schlug vor, stattdessen den Sondermüllerweg als Radstrecke auszuweisen, einen entsprechenden Antrag habe ihre Partei schon vor 25 Jahren gestellt. Oberbürgermeister Tobias Eschenbacher (FSM) erwiderte, dass dies langfristig in Planung sei, jetzt gehe es aber um eine temporäre Lösung für etwa zwei Jahre, die sich schnell umsetzen lasse.

In der Innenstadt sollten für die Radfahrer genügend Stellplätze berücksichtigt werden, mahnte Werner Habermeyer (Grüne) an, dies sei am Dienstag auch Thema beim Radlstammtisch gewesen. Außerdem sollten Schilder die Radfahrer rechtzeitig darauf hinweisen, wenn die Zufahrt zur Hauptstraße über eine der Gassen wegen der Bauarbeiten nicht möglich ist, damit sie nicht wieder zurückfahren müssen. Probleme für die Sicherheit der Radfahrer auf dem Streifen in der Kammergasse befürchtete Robert Weller (Freie Wähler). Hier müsse unbedingt auf neue Vorschriften bezüglich der Fahrbahnbreite geachtet werden. Gerade in den Kurven könnten Lastwagen zur Gefahr werden. Gegen die Planung stimmte nur Rudi Schwaiger (CSU).

Auch dauerhaft soll die Kammergasse zur Fahrradstraße werden

Thema war in der Sitzung auch die dauerhafte Ausweisung der Kammergasse als Fahrradstraße, die mittelfristig angestrebt wird. An der bisher favorisierten Lösung, die nur die Sperrung eines Teilstücks für den Autoverkehr vorsieht, habe es viel Kritik gegeben, weil dies nur Stückwerk sei, sagte Marie Hüneke, Klimaschutzmanagerin der Stadt. Die Variante sei keine wirkliche Alternative zur Umfahrung der Innenstadt. Deshalb soll zusammen mit diesem Vorschlag nun auch die Ausweisung der kompletten Kammergasse als Fahrradstraße untersucht werden.

Das beauftragte Planungsbüro sehe auf Grundlage einer Mikrosimulation nun doch die Möglichkeit, den Autoverkehr in beide Richtungen über die Alois-Steinecker-Straße zu führen, schilderte Hüneke. Diese ist, ebenso wie die Kammergasse, bisher eine zweispurige Einbahnstraße. Auf Wunsch von Robert Weller sollen die Simulationen in einer Ausschusssitzung vorgestellt werden.

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SZ vom 19.06.2020
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