Süddeutsche Zeitung

Freisinger Innenstadt:Etwas mehr als nur ein Plätschern

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Das ganz große Fest zur offiziellen Einweihung der geöffneten Stadtmoosach fällt sprichwörtlich ins Wasser. Reden über das spektakuläre Projekt gibt es trotzdem.

Von Kerstin Vogel, Freising

Der Star der Veranstaltung tut an diesem Dienstag, was er tun soll, nur intensiver: Die Stadtmoosach zeigt sich in ihrem frisch geöffneten Bett, von friedlichem Plätschern kann jedoch nicht so recht die Rede sein. Nach dem Regen der vergangenen Stunden und Tage rauscht es bräunlich dahin, überspült ein wenig den untersten Treppenabsatz an den Sitzstufen - auf denen bei diesem Sauwetter ohnehin niemand Platz nehmen mag.

Nachdem schon das vom Werbeverein "Aktive City" organisierte "Pre-Opening" im Dezember verregnet worden war, hatte man bei der Stadt gehofft, nun wenigstens im Mai die Einweihung dieses wohl spektakulärsten Bauabschnitts bei der Sanierung der Freisinger Innenstadt vernünftig und trocken feiern zu können. Stattdessen mussten sich die Besucherinnen und Besucher bei der offiziellen Eröffnung vor dem renovierten und leicht versetzt wieder aufgebauten Kriegerdenkmal ebenso unter Zelten, Pavillons und Schirmen versammeln wie die Stadtkapelle. Die Abordnungen der Krieger- und Soldatenvereine schützten ihre wertvollen Fahnen mit Plastiküberzügen und auch der ansonsten durchaus wetterfeste Bautrupp hatte sich ein Plätzchen an einem der überdachten Biertische gesucht.

Den Bauarbeitern galt dann auch der Dank des Freisinger Oberbürgermeisters Tobias Eschenbacher, ebenso den Planern, Architekten, der Stadtverwaltung und natürlich auch den Anwohnern und Geschäftsleuten in der Innenstadt, die während der dreijährigen Bauzeit unter teilweise erheblichen Belastungen und Einschränkungen zu leiden hatten. 2011 sei der Beschluss, die Stadtmoosach zu öffnen, noch in der Amtszeit seines Vorgängers Dieter Thalhammer gefallen, erinnerte Eschenbacher. Ende 2013 sei das Landschaftsarchitekturbüro "ST raum a" aus Berlin als Sieger aus dem städtebaulichen Wettbewerb hervorgegangen.

Seither habe man zunächst die Leitungen unterhalb der Oberen Hauptstraße saniert, die zum Teil aus den 1930er Jahren stammten. Auch das Bachbett der Moosach habe dringend saniert werden müssen, mit den Bauarbeiten dazu sei im Mai 2020 begonnen worden. Außerdem habe man zwischen Karlwirtkreuzung und Schiedereck das neue Pflaster verlegt - für die gut 8600 Quadratmeter große Fläche seien um die 100 000 einzelne Granitsteine verwendet worden. 22,8 Millionen Euro habe dieser Bauabschnitt gekostet, dabei sei man "weitgehend im Kosten- und Zeitrahmen geblieben".

Jetzt folgen die privaten Investitionen

65 Prozent der Maßnahmen zum Umbau und der Modernisierung der Freisinger Innenstadt seien damit abgeschlossen, sagte der Oberbürgermeister weiter und schwärmte von der neuen Raumwirkung, die sich nun entfalte. Die Bürger hätten die neuen Aufenthaltsmöglichkeiten vor allem auf den Sitzstufen zur Moosach bereits angenommen, als die Bauarbeiten noch gar nicht abgeschlossen gewesen seien, und der Investition in den öffentlichen Raum würden nun auch private Investitionen folgen, lobte Eschenbacher - und nannte als Beispiel den "Augustiner", der "unbedingt hier sein wollte, wenn es fertig ist."

Er erlebe es nicht alle Tage, dass ein Werk so gefeiert werde, freute sich auch Tobias Micke von "ST raum a", der ansonsten auch eine persönliche Anekdote zur Entwicklung der Freisinger Innenstadt beisteuern konnte. Er sei Mitte der 80er Jahre das erste Mal in Freising gewesen, um einen hier studierenden Freund zu besuchen. Der sei dann mit ihm in seinem roten Golf GTI ganz stolz durch die Altstadt gefahren - und genau dort, wo man damals dann geparkt habe, fließe nun die offene Moosach.

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