Süddeutsche Zeitung

Empörung über Erich Irlstorfers Fastenpredigt:"Beschämend und respektlos"

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Der CSU-Bundestagsabgeordnete nennt Freisings Grünen-Stadträtin Susanne Günther eine "zölibatsverstärkende Zwiderwurzn". Die Grüne Jugend fordert von dem Politiker nun eine öffentliche Entschuldigung.

Von Birgit Goormann-Prugger, Freising

Bei Fastenpredigten wird im Allgemeinen nicht gerade zimperlich miteinander umgegangen. Vor allem der politische Gegner muss da schon mal was einstecken. Er darf ja auch selber austeilen. Der Freisinger CSU-Bundestagabgeordnete Erich Irlstorfer, der jüngst beim Starkbierfest des Freisinger CSU-Kreisverbands nach langer Zeit mal wieder als Mönch Emmeran aufgetreten ist, hat es da aber offensichtlich diesmal ein wenig übertrieben. Zumindest finden nicht alle lustig, was er an diesem Abend im Mönchsgewand vom Blatt gelesen hat.

Wie einem Bericht des Münchner Merkur zu entnehmen ist, nannte er unter anderem die Freisinger Grünen-Stadträtin Susanne Günther eine "zölibatverstärkende Zwiderwurzn". Außerdem habe er "innerlich gehofft, dass sich die Bedienungen die Dirndlblusen runterreißen" und ihm "Gäste ihre Kinder und Enkel entgegenstrecken wie bei einer Papst-Audienz". Auch die eigenen Parteikollegen schonte Irlstorfer nicht.

Freisings CSU-Ortvorsitzender Jürgen Mieskes musste sich laut Münchner Merkur Folgendes anhören: "Du trägst ja förmlich einen Faltenrock in deinem Gsicht - da hilfts auch nix, wenn deine Freundinnen immer jünger und hübscher werden." Mieskes fand das nicht weiter tragisch: "Wenn man mich als alternden Casanova darstellt, finde ich das durchaus lustig", so sein Kommentar. Und die Aussage zu Susanne Günther? "Wenn man beim Derblecken immer politisch korrekt sein muss, dann kann man es ja gleich lassen", sagte Mieskes.

In den sozialen Netzwerken wird die Fastenpredigt mittlerweile heftig diskutiert. Susanne Günther selbst postete via Facebook: "Ich bin sehr froh um die Wahlrechtsreform, damit steigt die Chance, dass weniger Großmeister des Niveau-Limbos aus der CSU-Hinterbank eine Bühne für ihre sexistischen Sprüche gegen ehrenamtliche Kommunalpolitiker*innen bekommen." Und Freisings Zweite Bürgermeisterin Eva Bönig (Grüne) fügte hinzu: "Das Niveau ist so weit unten, dass es sich gar nicht lohnt, sich zu bücken."

Öffentliche Entschuldigung gefordert

Freisings Grüne Jugend fordert in einer Pressemitteilung eine öffentliche Entschuldigung des CSU-Bundestagsabgeordneten: "Wir sind schockiert über die entwürdigende Fastenpredigt von Erich Irlstorfer auf dem CSU-Starkbierfest. Sich als Mönch zu verkleiden, um sich dann von den Bedienungen zu wünschen, ihre Dirndlblusen vom Leib zu reißen, und Gäste aufzufordern, ihm die Kinder entgegenzustrecken, ist nicht nur pietätlos, sondern auch äußerst frauenfeindlich", heißt es in der Stellungnahme unter anderem. Solche Kommentare unter dem Deckmantel eines Derbleckens seien nicht nur unangebracht, sondern offenbarten mehr über Irlstorfers Charakter.

Irlstorfer missbrauche die politische Fastenpredigt ganz eindeutig, um nach unten zu treten und verfehle damit den ursprünglichen Zweck. Besonders auch im Angesicht der Missbrauchsskandale seien die Aussagen Irlstorfers "beschämend und respektlos." Unterzeichnet ist die Stellungnahme von den beiden Sprechern der Grünen Jugend, Andreas Hauner und Antonia Riedmair.

Erich Irlstorfer selbst wollte auf Anfrage der SZ zu der Sache am Dienstag noch keine Stellungnahme abgeben. "Ich lasse jetzt erst einmal alle Berichte zusammenkommen und werde mich dann zu der Sache zu einem gegebenen Zeitpunkt äußern", sagte er.

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