Süddeutsche Zeitung

Schwangeren- und Familienberatung:Donum Vitae unter Druck

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Die finanzielle Situation der Beratungsstelle für Schwangere ist prekär, auch weil die Spendenbereitschaft sinkt. Dabei müssen die Mitarbeiter immer öfter jungen Familien helfen, die selbst in argen Existenznöten sind.

Von Gudrun Regelein, Freising

Die finanzielle Situation der Beratungsstelle Donum Vitae in Freising ist äußerst angespannt. Schon jetzt müsse man jährlich gut 30 000 Euro an Eigenmittel zuschießen, sagte am Dienstag die Leiterin Doris Hofmann bei der Vorstellung des Tätigkeitsberichtes für 2014. "Für uns ist das ein existenzielles Problem", betonte Hofmann.

Als staatlich anerkannte Beratungsstelle für Schwangerschaftsfragen werde Donum Vitae Freising zu 65 Prozent von der Regierung von Oberbayern und zu 30 Prozent von den Landkreisen Freising, Erding, München und Ebersberg finanziert. Fünf Prozent aber - für Personalkosten sowie die Raummiete - müssten aus Eigenmitteln erbracht werden. Dies könne nur über Spenden und Mitgliedsbeiträge erreicht werden.

"Derzeit leben wir von der Hand in den Mund"

Sie habe seit der Gründung des Vereins viele "Bettelbriefe" geschrieben, berichtete Irmengard Ortmaier, Donum Vitae-Bevollmächtigte in Freising. Ein Teil der Spendengelder gehe in den laufenden Betrieb, der andere in die Soforthilfe für die Klienten. "Derzeit leben wir von der Hand in den Mund", schilderte Hofmann. Der Druck sei enorm, da man wisse, dass man sich zum Teil selber finanzieren müsse. Mit Sorge beobachte man, dass die Spendenbereitschaft zurückgehe.

Die Aufträge der Beratungsstelle dagegen würden wachsen und auch die Zahl der Klienten steigen, berichtete Hofmann. So leisteten die Mitarbeiterinnen nicht mehr nur die Schwangerschaftskonfliktberatung, eine allgemeine Schwangerenberatung und eine nachgehende Betreuung ab der Geburt, sondern müssten sich mit immer neuen Themen - neben der vertraulichen Geburt in zunehmenden Maße die Kinderwunschberatung - beschäftigen. Zudem werde Donum Vitae auch eine Außenstelle in Moosburg eröffnen.

Die Familien bringen ganze Bündel an Problemen mit

Im vergangenen Jahr leistete Donum Vitae Freising in über 1600 Fällen oft auch über eine längere Zeit hinweg eine Beratung - ein Jahr zuvor waren es noch 100 Kontakte weniger gewesen. Die Schwangerschaftskonfliktberatung, das "Kerngeschäft", war 2014 aber in nur noch bei sieben Prozent der Grund für einen Beratungstermin. Mit 55 Prozent dominiert mittlerweile die nachfolgende Betreuung nach der Geburt die Tätigkeit der Mitarbeiterinnen bei Donum Vitae.

Die Familien mit Kindern im Alter von bis zu vier Jahren kämen mit ganz vielen verschiedenen Themen, beispielsweise gehe es um Beziehungs- oder auch Erziehungsfragen. "Mittlerweile bringen viele, die eine Beratung in Anspruch nehmen, ein ganzes Bündel an Problemen mit", erklärte Hofmann.

Familien, die sich nichts mehr zu essen kaufen können

Zunehmend aber würde in den Gesprächen die Frage nach der Existenzsicherung gestellt werden: Die Schere zwischen Arm und Reich klaffe auch im Landkreis Freising immer mehr auseinander, sagte die Leiterin der Beratungsstelle. Immer häufiger würde deshalb auch eine Soforthilfe notwendig werden, denn immer öfter würden Mütter mit ihren Kleinkindern oder bedürftige Familien vor der Tür stehen, die nicht einmal mehr das Geld hätten, um sich etwas zu essen zu kaufen. "Da handelt es sich um absolute Existenzkrisen, da müssen wir sofort eingreifen", sagte Hofmann. Auch, wenn es sich eigentlich um eine staatliche Aufgabe handle. 2014 unterstütze Donum Vitae etwa 185 betroffenen Familien - insgesamt wurden fast 9300 Euro an Soforthilfe gezahlt .

Von Montag, 15. Juni, an bietet Donum Vitae Freising auch eine Außensprechstunde in Moosburg an: Jeden Montag wird die Sozialpädagogin Stefanie Kellner von 9 bis 13 Uhr in den Räumen der Vhs Moosburg, Stadtplatz 2, Frauen und Familien beraten. Die Terminvergabe läuft über die Donum Vitae- Stelle in Freising (Telefon 08161 / 14 72 90).

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Quelle:
SZ vom 13.05.2015
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