Süddeutsche Zeitung

Teilnehmerzahl bei Corona-Kundgebung:Unterschiedliche Rechnungen

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Um die Zahl der Teilnehmer an der Demonstration gegen die Corona-Maßnahmen sowie der Gegendemonstranten am vergangenen Freitag ist eine Kontroverse entbrannt.

Von Nadja Tausche, Freising

Wie kommen Angaben zu Teilnehmerzahlen bei Demonstrationen zustande? Als Reaktion auf die Berichterstattung der Freisinger SZ zum Protest gegen die Corona-Maßnahmen am vergangenen Freitagnachmittag am Freisinger Marienplatz gingen mehrere Beschwerdemails bei der Redaktion ein: Während sich diese auf die Angaben der Freisinger Polizei bezog und von 110 Demonstranten und 120 Gegendemonstranten sprach, waren es laut einem E-Mail-Verfasser 233 Demonstranten und nur 80 Gegendemonstranten.

Ausschlaggebend für die Zahlenangaben der Teilnehmer sei immer der Zeitpunkt, zu dem geschätzt werde, erklärt dazu der Erste Polizeihauptkommissar Michael Ertl: "Die Zahlen verändern sich ja." Die Freisinger Polizei gehe so vor, dass sie die Menge bei Großveranstaltungen in Zehnergruppen unterteile und diese zähle. Bei den Ergebnissen handele es sich um Schätzungen, nicht um exakte Zählungen, betont Ertl. Sie würden zu verschiedenen Zeitpunkten während der Demonstration durchgeführt, und das immer von mehreren Kollegen vor Ort. Die Herangehensweise sei deshalb relativ präzise. Allerdings dürfe die Polizei keine Fotos machen, schränkt der Beamte ein, und darauf dann nachzählen, was genauere Zahlen liefern würde - außer es liege ein Straftatbestand vor.

Genau das hatte der Verfasser der Beschwerdemail an die Freisinger SZ gemacht: Anhand zweier in dem Bericht veröffentlichter Fotos zählte er Demonstranten sowie Gegendemonstranten nach - kam dabei auf ein anderes Ergebnis und forderte, die Zahlen entsprechend zu korrigieren.

Demonstrant oder Passant?

Einen Unterschied macht neben dem Zeitpunkt des Zählens allerdings auch, wen man als Demonstrant beziehungsweise Gegendemonstrant identifiziert. Bei der Veranstaltung am Freitag zählte die Polizei jeweils die Personen zu den Demonstranten, die sich in einem dafür gekennzeichneten Bereich vor der Bühne aufhielten.

Als Gegendemonstrant galt, wer sich in dem wiederum für diese Gruppe ausgelegten Bereich auf der anderen Seite eines Sperrgitters befand. Die Personen im Bereich zwischen den beiden Gittern waren laut Michael Ertl Passanten, die nicht gezählt wurden - der Schreiber der E-Mail dagegen zählt auch diese zu den Demonstranten.

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