Süddeutsche Zeitung

Denkmalsanierung:Das Kind braucht einen Namen

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Wie soll es denn nun heißen, das "neue" Bauwerk, das die Freisinger und Freisingerinnen seit Jahrzehnten als Asamgebäude kennen? Darüber hat sich im Stadtrat eine erregte Debatte entzündet.

Von Birgit Goormann-Prugger, Freising

Im Frühjahr 2024 ist es voraussichtlich endlich soweit. Dann öffnet das rundum sanierte Asamgebäude seine Türen und Freising kann sich freuen über dieses 65 Millionen Euro teure neue Schmuckstück. Seit 2017 wird das etwa 300 Jahre alte Bauwerk erstmals in seiner Geschichte umfangreich saniert. Doch wie soll er denn nun heißen, der "neue" Komplex, den die Freisinger und Freisingerinnen seit Jahrzehnten als Asamgebäude kennen?

Asamgebäude, sollte man meinen. Doch weit gefehlt. Darüber hatte sich jüngst im Kulturausschuss des Freisinger Stadtrats und auch am Donnerstag im Stadtrat selbst eine längere Debatte entzündet. Nicht nur darüber. Die Frage war auch: Was soll über dem Eingang stehen, wenn der sanierte Bau seine Tore öffnet. Asamgebäude womöglich oder nur Asam. Oder gar nichts von beidem?

Die Verwaltung hatte vorgeschlagen, auf eine Anbringung des Namens über dem Torbogen zu verzichten und stattdessen eine Stele anzubringen und an geeigneter Stelle auf die Geschichte des historischen Gebäudes hinzuweisen. Da stünde dann oben nur BMZ für Brandmeldezentrale. Ist das schön? Fragen über Fragen. Wie der Schriftzug aussehen könnte, wenn er denn käme, kann man jetzt bereits ansatzweise sehen, das A hängt schon mal zur Ansicht.

Nun brauche das Asamgebäude eine Postadresse, daran führe kein Weg vorbei, sagte Freisings Oberbürgermeister Tobias Eschenbacher. Es sei ja schließlich auch ein Teil der Verwaltung dort untergebracht. Und das Stadtmuseum. Bürokratisch heißt das Asamgebäude also auch künftig Asamgebäude und findet sich in Freising am Marienplatz 7. Dazu hatten sich die Stadträte und Stadträtinnen am Donnerstag mit 18 zu 15 Stimmen gerade mal so durchringen können.

Das 300 Jahre alte Gemäuer mit den wunderschönen Deckengemälden von Hans Georg Asam, die nach dem Krieg auftauchten, als eine Zwischendecke entfernt wurde, ist auch als ehemaliges Fürstbischöflichen Lyzeum, alte Hochschule und alte Realschule im Sprachgebrauch bekannt. Neuerdings wird es auch einfach nur "Das Asam" genannt.

Genau das, einfach nur "Asam", könnte bald über dem Eingangstor stehen. Vor allem Freisings Kulturreferentin Susanne Günther (Grüne) ist eine Verfechterin dieser Version. Diese einprägsamen vier Buchstaben in der "Signaletik", zu Deutsch Zeichensprache, die eigens für das Freisinger Asamgebäude entwickelt worden sei, könnte man für Werbezwecke auf Taschen oder T-Shirts drucken. "Das wäre ein echter Hingucker", so die Kulturreferentin. Das lange Wort "Asamgebäude" in großen Lettern über der Eingangstür wollte den Befürwortern der Vier-Buchstaben-Lösung so gar nicht gefallen. Es erschien ihnen als zu mächtig.

Rudolf Schwaiger (CSU) stellte die Frage in den Raum, ob das Asamgebäude überhaupt einen Namen haben müsse. Andere erinnerten an die einprägsame Kurzform "Dimu", die jetzt auch offiziell für das Diözesanmuseum verwendet wird. Das wiederum verursachte bei Guido Hoyer (Linke) Kopfschütteln. "Wir haben ja auch keine Luha (Luitpoldhalle) und keinen Like (Lindenkeller)."

Wie dem auch sei. Jetzt soll sich der Kulturausschuss noch einmal eigens damit befassen, was außer dem Schild mit der Aufschrift BMZ über dem Eingang des Asamgebäudes am Marienplatz 7 stehen soll.

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